Das Kandidatenkarussell für die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer dreht sich seit dessen Rücktrittsankündigung Ende September. Am Wochenende gab der Zuger SVP-Finanzdirektor Heinz Tännler bekannt, dass er sich zur Verfügung stellt. «Die Kandidatur kann ich bestätigen», teilte der 62-Jährige mit.

Damit haben drei Personen ihre konkreten Kandidaturabsichten geäussert. Der Job war aber auch schon begehrter. Es hagelte etliche Absagen. Die wichtigsten Namen im Überblick:

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WER WILL KANDIDIEREN?

ALBERT RÖSTI: Der Berner Nationalrat Albert Rösti gab nach zehn Tagen Bedenkzeit bekannt, dass er kandidieren will. Nach etlichen Gesprächen und der Lagebeurteilung könne er mit «klarem Ja» sagen, dass er sich das Amt zutraue, eine klare Vorstellung davon habe, wie er dem Land als Bundesrat dienen wolle, und dass er den nötigen Rückhalt habe, sagte Rösti vor den Medien in Bern. Der Berner Oberländer ist promovierter Agronom und Berater, 55 Jahre alt und Gemeindepräsident von Uetendorf bei Thun. Seit 2011 politisiert er im Nationalrat, von 2016 bis 2020 war er Präsident der SVP Schweiz.

WERNER SALZMANN: Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann stieg als Erster ins Rennen um die Nachfolge von Ueli Maurer. Er habe das Anforderungsprofil studiert und sei zum Schluss gekommen, dass er es erfülle, sagte er am 7. Oktober. Der 59-jährige Salzmann ist Chefexperte bei der Steuerverwaltung des Kantons Bern. Er ist seit 2019 Ständerat, zuvor war er während einer Legislatur Nationalrat. Salzmann war früher Präsident der kantonalen SVP.

HEINZ TÄNNLER: Der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler ist als dritter Kandidat um die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer ins Rennen gestiegen. Der 62-jährige Anwalt und Notar ist seit 2007 Regierungsrat. Davor war das frühere FDP-Mitglied von 1995 bis 2003 Kantonsrat. Der Ex-Fifa-Sportfunktionär war bereits 2015 im Gespräch als möglicher Bundesratskandidat für die Nachfolge von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Er hatte Interesse bekundet, schliesslich sich aber doch aus dem Rennen genommen.

 

WER ÜBERLEGT SICH EINE KANDIDATUR?

THOMAS MATTER: Laut dem Zürcher Nationalrat und Banker laufen derzeit Gespräche mit der Kantonalpartei. Der 55-Jährige hat im Juni 2014 die Nachfolge von Christoph Blocher in der grossen Kammer angetreten.

THOMAS AESCHI: Der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi gehört als SVP-Fraktionschef praktisch von Amtes wegen zum Favoritenkreis. Der 43-jährige Unternehmensberater war bereits 2015 offizieller Bundesratskandidat um die Nachfolge von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, unterlag damals aber seinem Parteikollegen Guy Parmelin. Aeschi will sich demnächst zu seinen Ambitionen äussern. Er ist seit 2011 Nationalrat, 2017 wurde er Fraktionspräsident.

MICHÈLE BLÖCHLIGER: Die Nidwaldner Gesundheitsdirektorin Michèle Blöchliger hat Kontakt mit der Kantonalpartei aufgenommen, wie sie gegenüber dem Online-Portal Nau.ch sagte. Sie sei von verschiedenen Personen aus ihrem Umfeld darauf angesprochen worden, sich eine Kandidatur zu überlegen. «Wir sind im Gespräch und sind das am Anschauen», sagte sie.

 

WER HAT ABGESAGT?

NATALIE RICKLI: Als Topfavoritin gehandelt, hat die Zürcher Gesundheitsdirektorin und frühere Nationalrätin Natalie Rickli dem Findungsausschuss der SVP eine Absage erteilt. Sie will sich auf die Regierungsratswahlen in ihrem Kanton am 12. Februar 2023 konzentrieren. Sie hat in der Gesundheitsdirektion viel erreicht und will sich weiterhin dort einsetzen, wie sie in einem Zeitungsinterview sagte. Die frühere Kommunikationsberaterin war von 2007 bis 2019 Nationalrätin. 2019 wurde sie in den Zürcher Regierungsrat gewählt.

MAGDALENA MARTULLO-BLOCHER: Die Bündner Nationalrätin und SVP-Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher steht nicht für eine Bundesratskandidatur zur Verfügung. Die Partei verfüge über zahlreiche andere hervorragende Kandidatinnen und Kandidaten, liess die 53-jährige Chefin der Ems-Chemie-Holding der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilen. Die Tochter von Alt Bundesrat Christoph Blocher ist seit 2015 Nationalrätin.

TONI BRUNNER: Der frühere SVP-Parteipräsident Toni Brunner aus St. Gallen schliesst ein Polit-Comeback als Bundesrat aus. «Ich wäre nicht 2018 aus dem Nationalrat zurückgetreten, wenn ich Bundesrat werden wollte», sagte der 48-jährige Landwirt der «NZZ am Sonntag». Als Mitglied der Findungskommission stehe er ohnehin nicht zur Verfügung als Kandidat, sagte er. Brunner war von 1995 bis 2018 im Nationalrat und von 2008 bis 2016 Nachfolger von Ueli Maurer an der Spitze der SVP Schweiz.

GREGOR RUTZ: Der Zürcher Nationalrat Gregor Rutz verzichtet auf eine Kandidatur. Er strebe kein Exekutivamt an, sagte er gegenüber «Züri Today». Als Gewerbler und Unternehmer stünden für ihn seine beruflichen Projekte im Vordergrund. Rutz ist seit 2012 Nationalrat und war von 2001 bis 2008 Generalsekretär der SVP Schweiz.

DIANA GUTJAHR: Die Thurgauer SVP-Nationalrätin und Unternehmerin Diana Gutjahr steht momentan nicht für das Bundesratsamt zur Verfügung. Neue Möglichkeiten müssten immer mit der aktuellen Lebensphase vereinbar sein, sagte die 38-Jährige der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Als 'Frisch-Mami' würde dies in meinen aktuellen Lebensabschnitt nicht passen.»

ESTHER FRIEDLI: Die St. Galler Nationalrätin Esther Friedli will für den Ständerat kandidieren und Nachfolgerin des zurücktretenden SP-Manns Paul Rechsteiner werden. Dass sie als Bundesratskandidatin genannt worden sei, habe sie geehrt, sagte Friedli. Für eine solche Kandidatur müsse man mit voller Überzeugung und vollem Herzen dabei sein, und das wäre bei ihr nicht der Fall. Die 45-Jährige sitzt seit 2019 im Nationalrat.

FRANZ GRÜTER: Der Luzerner Nationalrat und IT-Unternehmer Franz Grüter sieht sich nicht als Bundesrat. Er werde 60 Jahre alt und «suche das Amt nicht», sagte der Verwaltungsratspräsident des Schweizer Internet- und Rechenzentrenbetreibers Green.ch und frühere Präsident der SVP des Kantons Luzern der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Grüter ist seit 2015 Nationalrat.

MARCEL DETTLING: Für den Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling kommt eine Kandidatur ebenfalls nicht in Frage. Er habe seinen Auftrag als Wahlkampfleiter der SVP und wolle diesen erfolgreich zu Ende bringen, sagte der 41-jährige Landwirt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dettling ist seit 2015 Nationalrat.

ANDREAS GLARNER: Der Aargauer Nationalrat und Migrationsexperte seiner Partei Andreas Glarner lehnt eine Kandidatur ab. Sowieso nie als Favorit gehandelt, erklärte der Präsident der Kantonalpartei in der «Aargauer Zeitung», weder jetzt noch in Zukunft strebe er in den Bundesrat.

PIERRE ALAIN SCHNEGG: Abgewinkt hat der bernische Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor Pierre Alain Schnegg. Der 59-jährige Ingenieur in Wirtschaftsinformatik ist seit 2016 Berner Regierungsrat und hatte sich während der Pandemie auf nationaler Ebene profiliert. Im Moment sei er nicht interessiert an einer Kandidatur, sagte er.

CORNELIA STAMM HURTER: Die Schaffhauser SVP-Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter setzt wie ihre Amtskollegin Rickli aus Zürich und ihr Amtskollege Schnegg aus Bern weiterhin auf die kantonale Karte. Sie sieht ihre Rolle weiterhin in der Kantonsregierung, wie ihre Partei mitteilte. Stamm Hurter hatte zuvor eine Bundesratskandidatur nicht ausgeschlossen. Auch ihr Mann, Nationalrat Thomas Hurter, steht nicht zur Verfügung.

ALEX HÜRZELER: Als weiterer Regierungsrat nahm sich Alex Hürzeler, der Aargauer Bildungs- Kultur- und Sportdirektor, aus dem Rennen. Er hege keine Absichten nach Bundesbern zu wechseln, gab er der «Aargauer Zeitung» zu Protokoll. Sein Platz und Wirken seien im Aargau.

PETER SPUHLER: Auch der Thurgauer Unternehmer Peter Spuhler wurde als möglicher Nachfolger von Ueli Maurer ins Spiel gebracht. Für den 63-Jährigen ist dies jedoch kein Thema, wie er zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Spuhler ist Konzernchef des Zugbauunternehmens Stadler Rail. Aus Rücksicht auf seine Firma trat er bereits Ende 2012 nach 13 Jahren von seinem Amt als SVP-Nationalrat zurück. Er wollte sich angesichts des «schwierigen wirtschaftlichen Umfelds» verstärkt um seine Firma kümmern, sagte er damals.

MONIKA RÜEGGER: Die Obwaldner SVP-Nationalrätin Monika Rüegger möchte weiterhin die Interessen Obwaldens «mit klar bürgerlicher Politik» in Bern vertreten, begründete Rüegger ihren Entscheid zum Verzicht auf eine Bundesratskandidatur. Zudem wolle sie nebst der Arbeit im Parlament Zeit für ihre Familie haben.

 

WER IST SONST NOCH IM GESPRÄCH?

CÉLINE AMAUDRUZ: Die 43-jährige Genfer Nationalrätin Céline Amaudruz galt bisher als mögliche Bundesratskandidatin. Bei der Juristin und Vermögensverwalterin stand allerdings die Vermutung im Raum, dass sie eher Anspruch auf den Sitz des Waadtländers Guy Parmelin anmelden könnte. SVP-Parteichef Marco Chiesa sagte zudem, dass die Nachfolge von Ueli Maurer «sicher» aus der Deutschschweiz kommen werde.

JEAN-PIERRE GALLATI: In den Medien als möglicher Bundesratskandidat genannt wurde auch der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati. Der 56-jährige Rechtsanwalt war mal kurzzeitig Nationalrat, nämlich von Dezember 2019 bis März 2020. Danach übernahm er im Aargau den Regierungsratssitz von Franziska Roth nach deren Parteiaustritt und Rücktritt. Zu einer möglichen Kandidatur äusserte er sich zunächst nicht. (sda/ise)