In Standort-Rankings belegt die Schweiz regelmässig Spitzenplätze. Beim BIP pro Kopf stehen wir auf Platz vier, selbst im «World Happiness Report» rangieren wir in den Top Ten. Dieser Erfolgsausweis ist wesentlich der unternehmerischen Innovationskraft zu verdanken. Treiberin ist die ausgeprägte Internationalität der Schweizer Unternehmen, sie wirkt als Beschäftigungsmotor. Nicht nur multinationale Firmen, auch zwei Drittel der KMU sind international tätig. 

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Der Gastautor

Peter Grünenfelder ist Präsident von Auto-Schweiz. Vorher war er während sieben Jahren Direktor von Avenir Suisse.

Doch im Landesinnern steigt der Druck auf den Wohlstandsgenerator «wirtschaftliche Offenheit». In der Pauschalkritik steht die internationale Verflechtung besonders im links-grünen Spektrum. Neue Freihandelsabkommen werden bekämpft und bisherige (Beispiel China) mit erhobenem Moralfinger infrage gestellt. Und die Diskussion um die zukünftige Teilhabe am europäischen Binnenmarkt wird torpediert, weil die Gewerkschaften um ihre millionenschweren Monopolrenten fürchten, die ihnen aus dem Überwachungsapparat zu den flankierenden Massnahmen zufliessen. 

Eine Abkehr von der Einbindung in internationale Wertschöpfungsketten ist ökonomisch höchst risikoreich – der Export und Import von Waren, Gütern und Dienstleistungen macht unser Land zum «Globalisierungschampion». Besonders gut geschäften Schweizer Unternehmen mit Partnern im europäischen Binnenmarkt (46 Prozent des Aussenhandels) und mit US-amerikanischen (18 Prozent), weit vor chinesischen (6 Prozent) und britischen Unternehmen (5 Prozent). Mehr als drei Viertel unserer Personenwagen kommen aus Europa, ebenso gross ist der Exportanteil von Schweizer Zulieferprodukten in europäische Länder.

Pharma, Bauprodukte, Maschinenbau und Medtech machen knapp die Hälfte des Exportvolumens aus, davon wurden 2021 fast 47 Prozent in europäische Länder exportiert. Überdurchschnittlich «europäisiert» ist die Nordwestschweiz. Die Pharmabranche, die zwei Drittel der Wertschöpfung in und um Basel generiert, wäre von einer Erosion besonders stark betroffen.

Ob es einem passt oder nicht: Weder Uncle Sam noch der rote Drache werden den Binnenmarkt auf dem alten Kontinent auf absehbare Zeit hinaus als wichtigsten Geschäftspartner ablösen. Europa funktioniert wie der erweiterte Heimmarkt für Schweizer Unternehmen. Selbst unter der Annahme konstanter Schweizer Exporte in die EU-Länder gegenüber steigenden Ausfuhren in die USA und nach China bleibt der EU-Binnenmarkt auch im Jahr 2050 die wichtigste Geschäftsregion.

Trotz einer zunehmend unfreien Welt mit wachsenden Rivalitäten zwischen den USA und China, mit dem Krieg in Europa und dem Hamas-Terror im Nahen Osten: «Switzerland first» ist im Zeitalter von Disruption der falsche Ansatz. Eine Entkoppelung von China und noch mehr von Europa würde sich rasch als wirtschaftspolitischer Irrweg erweisen.

Damit Schweizer Unternehmen auf die wechselnden Herausforderungen auf den internationalen Märkten rasch reagieren können, ist Flexibilität gefragt. Doch der wachsende Schweizer Staatssektor mit dem regulierungsfreudigen Verwaltungsapparat schränkt den unternehmerischen Handlungsfreiraum zunehmend ein. Kommt das liberale Schweizer Erfolgsmodell intern weiter unter Druck und wird zugleich der Zugang zu ausländischen Märkten erschwert, manövriert sich die Schweiz mittelbar in eine ökonomische Sackgasse.