Ein Selbstmordattentäter hat in einer schiitischen Moschee im Osten Saudi-Arabiens eine Bombe gezündet und mehrere Menschen mit in den Tod gerissen. Der Anschlag ereignete sich während des Freitagsgebets in der Ali-Ibn-Abi-Taleb-Moschee in Al-Kudaich in der Region Al-Katif. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.
Der Täter habe den Sprengsatz unter seiner Kleidung versteckt, sagte ein Sprecher des saudischen Innenministeriums in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur SPA verbreiteten Erklärung. Genaue Opferzahlen nannte er nicht.
Zuvor hatte ein schiitischer Aktivist gesagt, mindestens vier Menschen seien getötet worden. Nachrichtenwebseiten zeigten Fotos von blutüberströmten Opfern sowie von Ambulanzen mit Verletzten. In einigen Meldungen war von bis zu 22 Toten die Rede.
In der Erklärung des Innenministeriums hiess es, Saudi-Arabien werde alle an diesem «terroristischen Verbrechen» Beteiligten «zur Strecke bringen». Sie seien darauf aus, die nationale Einheit zu zerstören. In einer Mitteilung per Twitter bekannte sich die sunnitische IS-Terrormiliz zu dem Anschlag, wie die Nachrichtenagentur dpa meldete.
Spannungen verschärft
Al-Kudaich liegt in einer mehrheitlich von Schiiten bewohnten Region in der Östlichen Provinz des Königreichs. In jüngster Zeit gab es dort wiederholt religiös motivierte Versuche sunnitischer Fundamentalisten, Spannungen zu schüren.
Die meisten der rund zwei Millionen saudiarabischen Schiiten leben im Osten des Landes, das mehrheitlich sunnitisch geprägt ist. Die schiitische Minderheit klagt seit langem über religiöse und soziale Diskriminierung durch das ultrakonservative Herrscherhaus.
Seit Mitte März 2011 gibt es deshalb in den östlichen Landesteilen immer wieder Proteste, die von den Sicherheitskräften gewaltsam niedergeschlagen werden.
Eine Bewohnerin Al-Katifs, Nasima Assada, sagte, die Gläubigen in der Moschee hätten die Geburt von Imam Hussein gefeiert. Die Wut über den Anschlag sei gross. Nach zahlreichen Hassaufrufen in sozialen Medien im Internet sei so etwas befürchtet worden.
Mufti verurteilt Anschlag
Für die Schiiten war der im Jahr 680 in der Schlacht von Kerbela getötete Hussein als direkter Nachfahre des Propheten der rechtmässige Anführer der Muslime. Dagegen betrachten die Sunniten die Kalifen als Nachfolger Mohammeds.
Die Staatsführung Saudi-Arabiens vertritt eine besonders strenge Auslegung des Islam, den Wahhabismus. Dieser erklärt viele andere Muslime zu Abweichlern oder gar zu Nichtmuslimen.
Der höchste geistliche Würdenträger der saudiarabischen Sunniten, Mufti Abdel Asis ben Abdallah Al-Scheich, verurteilte das Attentat im Fernsehen. Er sprach von einem kriminellen Akt, der «Gräben zwischen den Söhnen unserer Nation» aufreissen und «Unruhen in unserem Land» verbreiten solle.
(sda/chb)