Der begnadete Unternehmer und Chef der Ypsomed-Gruppe, Simon Michel (FDP), ist gewählt. Er hat sich parteiintern gegen einen Bauernvertreter, den Bauernverbandsdirektor Martin Rufer, und zwei weitere Verbandsfunktionäre der FDP durchgesetzt. «Ich könnte den Sommer auf Mallorca in unserem Haus verbringen», sagte er kürzlich in der «Handelszeitung», doch das liege ihm nicht. Jetzt zieht er nach Bundesbern und ersetzt dort bedeutungsmässig Ruedi Noser. Mit Michel zieht nach Magdalena Martullo-Blocher (SVP) der zweitgrösste Unternehmer ins Parlament.
Die Hochrechnung des Fernsehens SRF geht von einem massiven Wahlgewinn der SVP aus. Die SVP dürfte um 3,3 Prozent zulegen. Die Wahlverlierer werden wohl die Grünen sein mit einem Minus von 4 Prozent. Die SP dürfte leicht zulegen, ebenso wie die Mitte. Die FDP verliert laut Prognosen leicht an Stimmanteilen. Den Grünliberalen wird ein Verlust von 0,6 Prozent vorhergesagt.
Sitzgewinne für die SVP gibt es demnach in den Kantonen Bern, Waadt, Aargau, St. Gallen, Tessin, Freiburg, Graubünden, Neuenburg, Jura und Glarus. In Nidwalden verlor die SVP ihren bisherigen Sitz.
Auf der anderen Seite verlieren die Grünen gemäss aktuellen Erkenntnissen aus den Kantonen sieben Sitze – je zwei Site in Zürich und Bern, je einen Sitz in den Kantonen Genf, Waadt und Thurgau.
In absoluten Zahlen nach Wähleranteilen liegen die FDP und die Mitte fast gleichauf. Im Parlament dürften die Mitte im neuen Nationalrat mit 30 Sitzen und die FDP mit 29 Sitzen vertreten sein. Im Vorfeld wurde spekuliert, dass die FDP von der Mitte überholt werde und damit einen zweiten Bundesratssitz beanspruchen könne. Dies hat sie jetzt erreicht. Heute hat die Mitte mit Viola Amherd nur einen solchen Sitz, die FDP dagegen zwei. Die Frage wird in den kommenden Tagen – und bis zur Bundesratswahl – wohl noch heftig debattiert werden.
Das Fernsehen SRF sagt der SVP acht zusätzliche Nationalratssitze voraus. Die Grünen dürften sieben Sitze verlieren, die GLP fünf. Die Mitte und die SP dürften je zwei Sitze hinzugewinnen. Die FDP wird ihre Sitze wohl dank Unterlistenverbindungen in vielen Kantonen halten können
Die Grünen haben vor allem in der Westschweiz die Wählenden massiv enttäuscht. So hat beispielsweise in Genf der rechtsbürgerliche Kandidat Mauro Poggia – seine Partei heisst Mouvement des Citoyens Genevois – die beiden linken Ständeratsmitglieder Carlo Sommaruga (SP) und Lisa Mazzone (Grüne) überholt. Er oder sie dürfte im nächsten Wahlgang aus dem Ständerat ausscheiden.
Wirtschaftsvertreter in den Kantonen
Bei den Solothurner Ständeratswahlen hat der Wirtschaftspolitiker Pirmin Bischof (Mitte, bisher) laut Zwischenergebnis die meisten Stimmen erhalten. Es folgt der heutige Nationalrat und Kleinunternehmer Christian Imark (SVP).
In Schaffhausen hat Ständerat Thomas Minder (parteilos, bisher) seine Wiederwahl im ersten Wahlgang verpasst. Der als Vater der Abzockerinitiative bekannt gewordene Unternehmer landete auf Platz drei. Vor ihm liegt ein Schaffhauser SP-Kandidat, der Stadtrat Simon Stocker. Er erhielt 13’456 Stimmen, Minder hat 1400 Stimmen weniger. Beide treten zu einem zweiten Wahlgang an.
Bei den Aargauer Ständeratswahlen führt Thierry Burkart (FDP) laut Zwischenergebnis das Feld als Bisheriger an. Ihm folgt Transportunternehmer und Nationalrat Benjamin Giezendanner (SVP). Er erhielt bislang deutlich mehr Stimmen als eine drittplatzierte SP-Vertreterin. Im Ständerat ist nach dem Rücktritt von Mühlenunternehmer Hansjörg Knecht (SVP) ein Sitz frei. Der bisherige FDP-Nationalrat, Kleinunternehmer Matthias Samuel Jauslin, muss um seine Wiederwahl zittern.
In Schwyz hat die Rechtsanwältin Petra Gössi, Ex-FDP-Präsidentin, den bisherigen Ständerat und Lobbyisten Othmar Reichmuth (Mitte) aus dem Ständerat verdrängt. Die zweitmeisten Stimmen machte der Treuhand-Kleinunternehmer und bisherige SVP-Nationalrat Pirmin Schwander. Er wollte als Nationalrat abtreten, jetzt wird er neu Ständerat und hängt weitere vier Jahre in Bundesbern an.
In St. Gallen ist bis zuletzt das Rennen um die Ständeratssitze offen. Die bisherigen Benedikt Würth (Mitte) und die Gastrounternehmerin Esther Friedli (SVP), Partnerin des Ex-SVP-Präsidenten Toni Brunner, liegen mit grossem Abstand vor ihren Konkurrenten.
Gewerkschaftsboss schafft es in den Ständerat
In Zürich dürfte gemäss erster Hochrechnung der Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch (SP) die Wiederwahl auf Anhieb schaffen. Unternehmer Ruedi Noser (FDP) kandidierte nicht mehr, und es ist offen, ob die FDP seinen Sitz halten kann. An erster Stelle steht aktuell der neu Kandidierenden Gregor Rutz (SVP). Er präsidiert den Stadtzürcher Hauseigentümerverband. Gemäss Hochrechnung ist ein zweiter Wahlgang nötig.
Der heutige Nationalrat und Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (SP) hat den Sprung vom Nationalrat in den Ständerat geschafft. Er setzte sich gegen den zweitplatzierten bürgerlichen Pascal Broulis (FDP) durch. Letzterer hat noch eine Chance in einem zweiten Wahlgang im November.
Die Endresultate werden bis ungefähr 21 Uhr erwartet.
Updates folgen.
Im Nationalrat (Stand 22 Uhr 10, nach der Reihenfolge der Bekanntgabe)
David Zuberbühler (SVP/AR/bisher), Detailhandel/Schuhe
Pfister Gerhard (Mitte/ZG/bisher), Bildung
Magdalena Martullo-Blocher, (SVP/GR/bisher), Chemie
Roman Hug (SVP/GR/neu), Architekt
Andreas Glarner (SVP/AG/bisher), Treuhand, Startup-Gründer
Thomas Burgherr (SVP/AG/bisher), Holzbau
Frank Grüter (SVP/LU/bisher), Investor
Marcel Dobler (FDP/SG/bisher), Investor
Peter Schilliger (FDP/LU/bisher), Nebenbaugewerbe
Daniela Schneeberger (FDP/BL/bisher), Treuhand
Marco Chiesa (SVP/TI/bisher), Treuhand
Diana Gutjahr (SVP/TG/bisher), Metallbau
Manuel Strupler (SVP/TG/bisher), Gartenbau
Sandra Sollberger (SVP/BL/bisher), Malerbetrieb
Gerhard Andrey (Grüne/FR/bisher), IT
Stefanie Heimgarner (SVP/AG/bisher), Transport
Thomas Matter (SVP/ZH/bisher), Banken
Andri Silberschmidt (FDP/ZH/bisher), Gastronomie
Andreas Michael Meier, (Mitte/AG/bisher), Agrarunternehmer, Winzer
Jacqueline Badran (SP/ZH/bisher), Webapplikationen
Min Li Marti, (SP/ZH/bisher), Verlegerin
Jürg Grossen, (GLP/BE/bisher), Ingenieurwesen
Katja Riem (SVP/BE/neu) Winzerin
Kris Vietze, (FDP/TG/neu), Industrie/Sensoren
Die «Handelszeitung» berichtete im Sommer 2023 über die 44 Unternehmerinnen und Unternehmer im Parlament.