Rund um eine Demonstration von Türken und einer Gegendemonstration von Kurden haben sich am Samstagnachmittag in Bern mehrere Personen verletzt, darunter auch Polizisten. Laut noch unbestätigten Aussagen fuhr ein Automobilist bewusst in eine Gruppe von Menschen.
Auf einem Facebook-Amateur-Video, das mehrere Online-Portale veröffentlichten, ist zu sehen, wie ein Automobilist in Menschen hineinfährt. Herumstehende Personen kreischen. Es geht um einen Vorfall auf der Schwellenmattstrasse unterhalb des Helvetiaplatzes. Auf diesem Video wird wenige Sekunden später ein zweites, entgegenkommendes Auto von Demonstranten mit Fahnenstangen und Fusstritten angegriffen.
Mehrere Ambulanzen
Nach dem Vorfall fuhren mehrere Ambulanzen vor, auch zu anderen Stellen der Stadt, wo es ebenfalls Verletzte gab. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot präsent und sperrte den Helvetiaplatz und die Kirchenfeldbrücke hinüber zur Altstadt ab. Der Platz und die Brücke blieben rund vier Stunden lang gesperrt.
Die Auseinandersetzungen begannen nach ersten Angaben der Berner Kantonspolizei rund um eine bewilligte Kundgebung und eine unbewilligte Gegenkundgebung. Eine Polizeisprecherin konnte am früheren Samstagabend noch nicht sagen, welche der Kundgebungen bewilligt war.
Kurden gegen Nationalisten
Ein Mann, der sich gegenüber der Nachrichtenagentur sda als Vertreter der «Union Europäisch-Türkischer Demokraten» (UETD) ausgab, sagte, seine Vereinigung habe auf dem Helvetiaplatz gegen den «Terrorismus» und den aktuellen Kurdenkonflikt in der Türkei demonstrieren wollen. Dabei seien sie von PKK-Anhängern gestört worden. Die UETD steht der türkischen Regierungspartei AKP nahe. Die Mitglieder seien jedoch keine «türkischen Nationalisten», hielt Hakan Gokbas fest.
Kurden bestätigten gegenüber der sda, dass sie diese Demonstration stören wollten. Eine Kurdin begründete dies mit der Situation der türkischen Stadt Cizre, die von der türkischen Armee abgeriegelt ist und als Hochburg der kurdischen Arbeiterpartei PKK gilt. Laut der kurdischen Seite begann die kurdische Kundgebung vor jener der UETD.
Tränengas und Gummischrot
Die Polizei trennte schliesslich die beiden Lager mit Gummischrot und Tränengas.
Eine Sprecherin der Kantonspolizei bestätigte am Samstagabend einen «Vorfall» mit einem Fahrzeug. Der Lenker sei eruiert worden. Der Polizeieinsatz gehe weiter, sagte sie um 18 Uhr, doch hätten sich die Kundgebungen weitgehend aufgelöst.
(sda/ise)