Nach dem mutmasslichen Giftgasangriff in Syrien haben Grossbritannien, Frankreich und die USA dem UNO-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf vorgelegt. Darin verurteilen sie den Vorfall. Russland sprach derweil von einem Angriff auf eine Chemiewaffenfabrik.

Laut dem UNO-Text soll die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) schnellstmöglich ihre Befunde zu dem Angriff vorlegen, wie die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag (Ortszeit) berichtet. Bei dem mutmasslichen Giftgasangriff in Chan Scheichun in der nordwestlichen Provinz Idlib waren am Dienstag nach Angaben von Aktivisten 72 Menschen getötet worden. Bisher war von 58 Toten berichtet worden.

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Assad als Verantwortlicher

Unter den Toten waren nach neuen Angaben 19 Kinder, zudem wurden 160 Menschen verletzt. Die Verletzten zeigten nach Angaben der Beobachtungsstelle sowie von Ärzten vor Ort typische Symptome von Giftgas-Opfern wie Atemnot, Ohnmachtsanfälle, Übelkeit und Schaum vor dem Mund.

Wie die syrischen Rebellen machten auch die USA den syrischen Machthaber Baschar al-Assad direkt für den Angriff verantwortlich. Der Sprecher von US-Präsident Donald Trump, Sean Spicer, sagte, seine Regierung sei «überzeugt» davon, dass Assad für diese «verwerfliche Tat» verantwortlich sei. Auch Frankreich und Grossbritannien vermuteten die syrischen Regierungstruppen hinter dem Angriff.

Syrische Armee weist Vorwurf zurück

Die syrische Armee wies jegliche Verantwortung «kategorisch« zurück. Sie habe niemals Giftgas eingesetzt und werde dies auch künftig nicht tun.
Nach Angaben Russlands traf die syrische Luftwaffe bei dem Angriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt eine Chemiewaffenfabrik.

Es sei ein grosses Munitionslager der Terroristen und eine Ansammlung militärischer Geräte ins Visier genommen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium laut der Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch mit. Das gehe aus den Aufnahmen der russischen Luftraumbeobachtungssysteme hervor.

Chemiewaffen an Kämpfer geliefert

Auf dem Gebiet der Lagerstätte hätten sich Werkstätten befunden, in denen Geschosse mit chemischen Kampfstoffen produziert worden seien, hiess es weiter. Aus diesem grossen Waffenlager seien Chemiewaffen an Kämpfer in den Irak geliefert worden. Rebellen hätten ähnliche Geschosse bereits in Aleppo eingesetzt.

Nach UNO-Untersuchungen haben im Syrien-Konflikt sowohl die Regierung als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt. Syrien war offiziell der Chemiewaffenkonvention beigetreten und hatte 2013 unter starkem internationalen Druck eingewilligt, seine chemischen Waffen zur Vernichtung ausser Landes bringen zu lassen. Seither gab es aber immer wieder Vorwürfe des Einsatzes von Chemiewaffen durch Regierungstruppen.

(sda/me/mbü)