Nur wenige Fahrminuten von Zürich entfernt am Fusse des Uetlibergs liegt Uitikion-Waldegg. Eine Gemeinde mit grossen Villen und tiefem Steuerfuss. Dort baute die Migros Pensionskasse (MPK) bereits 1984 eine Überbauung mit 20 Wohnungen.

Nun sind diese vier Häuser mit den Wohnungen in die Jahre gekommen und sollen deshalb über die Zuger Firma Intercity im Stockwerkeigentum verkauft werden. Aus diesem Grund wurde den Mietern im September ein Angebot zum Kauf der Wohnungen unterbreitet. Wie Recherchen von «Handelszeitung Online» ergaben, wollten die Mieter die angebotenen Wohnungen jedoch nicht erwerben. Grund dafür sind die grossen Investitionsrückstände an den Gebäuden wie z.B. an Heizung und Fassade.

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Freier Markt entscheidet

Jetzt bietet die Migros-Pensionskasse die Wohnungen seit Mitte November über die gängigen Immobilienportale zum Kauf an. Gleichzeitig werden nur wenige hundert Meter von der MPK-Liegenschaft entfernt 70 bis 80 neue Wohnungen gebaut. Die Preisunterschiede sind minim. Nur dass bei der MPK-Liegenschaft mit Investitionen im Allgemeinbereich und auch in Küche und Bad gerechnet werden muss. Währenddessen werden die MPK-Wohnungen im Internet ohne Bilder von Küche und Nasszellen beworben. Immobilien-Spezialisten zufolge ist dies in der Regel kein gutes Zeichen.

Konkurrenz mit grossem Interesse

Derweil ist René Steinmann mit dem Verkauf der Neubauwohnungen in unmittelbarer Nähe zu den MPK-Wohnungen betraut. Dieser spricht auf Anfrage von «Handelszeitung Online» von einem grossen Interesse an den Objekten. «Seit Baubeginn hat die Nachfrage stark zugenommen. Jetzt können sich die meisten Interessenten etwas vorstellen.» René Steinmann ist sich sicher, dass die Wohnungen zügig verkauft werden.

Und wie präsentiert sich die Lage beim Objekt der Migros-Pensionskasse? Die Zuger Intercity, die mit dem Verkauf beauftragt ist, verweist an die MPK . Diese wiederum wollte aufgrund «laufender Vertragsverhandlungen» keine Stellung nehmen.

Der Luzerner Immobilen-Experte Bruno Sigrist staunt über das Vorgehen der MPK. «Zuerst muss alles was den Allgemeinteil betrifft in Ordnung sein» sagt Sigrist auf Anfrage von «Handelszeitung Online». Für Sigrist ist klar: «Wer ein Stockwerkeigentum kauft, darf 10 Jahre lang keine Investitionen in den Allgemeinteil haben, so was ist unabdingbar.»

«Unseriöses» Verhalten

Doch die MPK scheint offenbar kein Interesse daran zu haben, den Allgemeinteil vor dem Verkauf in Ordnung zu bringen. Im November antwortete die MPK auf die Frage von «Handelszeitung Online», ob sie vor grossen Investitionen noch Gewinne realisieren wolle, folgendermassen: «Die neuen Eigentümer sollen über Umfang und Art der Renovation entscheiden können.» Bruno Sigrist sagt dazu staunend: «Für eine Pensionskasse ist so was unseriös!»

Da stellt sich die Frage, ob dies für die MPK nicht zum Bumerang wird und sich die Wohnungen möglicherweise schlecht verkaufen lassen? Die MPK wollte keine Fragen von «Handelszeitung Online» in diese Richtung beantworten.