Die US-Regierung muss nach nur wenigen Tagen im Amt eine schwere Niederlage verkraften: Im kürzlich erschienenen «Democracy Index 2016» des «Economist» wurde das Land — zum ersten Mal — von einer «vollen Demokratie» auf eine «fehlerhafte Demokratie» herabgestuft.
Wie die Autoren des Index schreiben, erlaubt eine «fehlerhafte Demokratie» zwar freie Wahlen, weist aber zudem eine «schwache Regierung, eine unterentwickelte politische Kultur und niedrige politische Partizipation» auf. Die Degradierung dürfte den US-Amerikanern besonders schmerzen, weil sie sich häufig als Flaggschiff der Demokratie sehen.
Nur 19 «volle Demokratien» weltweit
Weitere Länder in der Kategorie sind etwa Italien, Frankreich, Japan, Südkorea oder Botswana. Nur 19 Länder zählen mittlerweile noch als «volle Demokratie», darunter auch die Schweiz, die in diesem Jahr auf Platz 8 landet. Deutschland belegt in dem Ranking den 13. Platz. Angeführt wird die Liste von Norwegen mit einer fast perfekten Bewertung, dicht gefolgt von Island und Schweden.
Neben den beiden Kategorien werden die Länder sonst noch nach «Hybridregime» (zum Beispiel Thailand, Türkei, Ukraine, Equador) und «Autoritär» (z.B. Russland, Ägypten, Vereinigte Arabische Emirate, Afghanistan) unterteilt. Syrien und Nordkorea bilden — wenig überraschend — das Schlusslicht. Laut dem Bericht leben nur fünf Prozent der Weltbevölkerung in «vollen Demokratien», während 2,6 Milliarden Menschen in autoritären Staaten leben.
Das Vertrauen der Bürger sinkt seit Jahren
Der Report zeigt die Ergebnisse aus dem vergangenem Jahr — also genau den Zeitraum der Präsidentschaftswahlen. Trotzdem muss beachtet werden, dass die Probleme nicht erst seit wenigen Monaten bestehen. Das Land «taumelte seit Jahren am Abgrund», heisst es in dem Bericht.
Das Vertrauen der Bürger in den Kongress und gegenüber den Medien sei seit Jahrzehnten zurückgegangen. Nur 19 Prozent der US-Bürger vertrauen ihrer Regierung grundsätzlich, etwa Dreiviertel der Bürger glauben, Politiker würden eher Eigeninteressen verfolgen als die des Volkes. Das Land würde sich in einer Legitimitätskrise befinden, so die Autoren.
Dieser Text erschien zuerst bei «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «Demokratie-Index: Die USA sind jetzt genauso demokratisch wie Botswana».