Der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen laut ORF-Hochrechnung praktisch gewonnen. Laut der neuesten ORF-Hochrechnung kommt er auf 53,3 Prozent aller Stimmen. Der Kandidat der ausländer- und europakritischen FPÖ, Norbert Hofer erreichte 46,7 Prozent.
Die Schwankungsbreite betrug Sonntagabend nur noch 1,0 Prozent bei einer Auszählung von 69,4 Prozent der Stimmen. Damit liegt Van der Bellen laut Hochrechnung uneinholbar vorn. Die Hochrechnung berücksichtigt bereits die 700'000 Briefwahlstimmen, die erst am Montag ausgezählt werden.
Gratulation von Norbert Hofer
Die FPÖ erkannte die Wahlniederlage Hofers an. «Ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst«, schrieb Hofer auf Facebook. Nun bitte er aber «alle Österreicher, zusammen zu halten und zusammen zu arbeiten». «Wir alle sind Österreicher, ganz egal, wie wir uns an der Wahlurne entschieden haben», hob der 45-Jährige hervor.
Der Rechtspopulist gratulierte in dem Facebook-Eintrag seinem Mitbewerber. Auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl gratulierte Van der Bellen im österreichischen Fernsehen zu seinem Wahlsieg. Der 72-jährige Van der Bellen selbst äusserte sich noch nicht.
Zurückhaltende Amtsführung angekündigt
Der österreichische Bundespräsident kann die Regierung eigenmächtig entlassen. Van der Bellen hatte eine zurückhaltende Amtsführung angekündigt, Hofer dagegen wollte das Amt aktiv führen und damit die Tradition des zurückhaltenden Stils an der Staatsspitze aufgeben.
Es war der dritte Anlauf für die Wahl des Staatsoberhaupts. Am 22. Mai hatte zwar Van der Bellen ganz knapp die Stichwahl gewonnen. Dieser Urnengang wurde aber nach einer Anfechtung der FPÖ vom Verfassungsgerichtshof wegen organisatorischer Schlampereien annulliert.
Auszählung von 700'000 Briefwahlstimmen ab Montag
Die Auszählung der 700'000 Briefwahlstimmen beginnt am Montag um 9 Uhr. Sie scheint wegen der eindeutigen Hochrechnung nun praktisch bedeutungslos.
Ein Jahr dauernder Wahlkampf
Van der Bellen und der gelernte Flugzeugtechniker Hofer hatten sich in dem fast einjährigen Wahlkampf auch zahlreiche TV-Duelle geliefert. Mitunter war es dabei zu wenig staatsmännischen gegenseitigen Beschimpfungen gekommen.
Der 72-jährige Wirtschaftsprofessor hatte Hofer immer wieder eine Neigung nachgesagt, Österreich aus der EU führen zu wollen. Hofer hatte unter anderem den angeblichen politischen Wankelmut seines Gegners thematisiert.
Amtseinführung am 26. Januar
Erstmals in der jüngeren Geschichte Österreichs hatte es kein Kandidat der etablierten Volksparteien SPÖ und ÖVP in die Stichwahl geschafft. Der Kandidat der Sozialdemokraten sowie der Bewerber der Konservativen waren bereits im ersten Wahlgang mit historisch schlechten Ergebnis von jeweils rund elf Prozent deutlich gescheitert.
Der bisherige Bundespräsident Heinz Fischer war am 8. Juli 2016 nach zwölf Amtsjahren ausgeschieden. Seitdem hatte das dreiköpfige Nationalratspräsidium die Amtsgeschäfte übernommen. Der neue Bundespräsident soll – sofern es nicht erneut zum einer Wahlanfechtung kommt – am 26. Januar in der Wiener Hofburg vereidigt werden. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre.
(sda/me)