Die Verhängung von Importzöllen für Autos könnte der IWF-Chefökonomin Gita Gopinath zufolge schlimmere Folgen für den Welthandel haben als der gegenwärtige Streit zwischen den USA und China. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sei besorgt über die Folgen derartiger Schritte für die Weltwirtschaft, sagte Gopinath am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters in Washington.

Ein Übergreifen der Handelskonflikte auf die Autobranche könnte grössere Teile der weltweiten Lieferketten treffen. «Das wäre daher tatsächlich deutlich schwerwiegender für die Weltwirtschaft als die jüngsten Spannungen zwischen den USA und China beim Handel», sagte sie. US-Präsident Donald Trump hat mit der Verhängung von Zöllen auf Autoimporte gedroht. 

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«Wir müssen vermeiden, uns selbst Wunden zuzufügen», sagte derweil IWF-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag in Washington. Sie rief den politisch Verantwortlichen zu: «Verursacht keine Schäden. Tut das Richtige.»

Der Appell war zu einem guten Teil an das fast in Rufweite befindliche Weisse Haus gerichtet, wo Trump mit seiner Politik Turbulenzen für den Welthandel ausgelöst hat. «Der Schlüssel ist, die falsche Politik zu vermeiden, und das betrifft insbesondere den Handel», betonte Lagarde zum Auftakt der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Zölle und andere Handelsschranken verursachten Schäden für die Weltwirtschaft.

Konjunktur schwächer

Die weltweite Wirtschaftsleistung wird nach Einschätzung des IWF 2019 nur noch um 3,3 Prozent wachsen – nach 3,6 Prozent im vergangenen Jahr. Die Welt sei wirtschaftlich somit an einem «heiklen Punkt» angelangt. 70 Prozent der Weltwirtschaft seien gebremst.

Die für 2020 prognostizierte Erholung auf dann wieder 3,6 Prozent sei noch nicht gesichert – sie hängt vor allem an der Entwicklung in Schwellenländern wie der Türkei oder Argentinien. Für das südamerikanische Land, wo der IWF zuletzt mit 57 Milliarden US-Dollar Hilfe geleistet hatte, zeigte sich Lagarde optimistisch.

Im zwei Tage zuvor vorgestellten Weltwirtschaftsbericht hatte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath auch sorgenvoll in Richtung Europa geblickt. Die Entwicklung in der Eurozone sei schwieriger als erwartet. Deutschland als Motor habe mit Einbussen zu kämpfen, die unter anderem die Automobilbranche wegen neuer Abgasnormen beim Diesel träfen.

Auch in der Schweiz zeigen sich kräftige Bremsspuren. Die hiesige Konjunktur werde in 2019 lediglich noch um 1,1 Prozent wachsen, teilte der IWF in seinem Ausblick auf die Weltwirtschaft mit. Im vergangenen Jahr hatte das Schweizer Bruttoinlandprodukt noch um 2,5 Prozent zugelegt.

(reuters/sda/ise)