Nur knapp 6500 Kilometer der Flüsse im Alpenbogen sind in intaktem ökologischem Zustand. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des WWF Österreich durchgeführte Studie der Universität für Bodenkultur in Wien. Während Frankreich und Österreich weitgehend saubere Gewässer vorweisen, schneidet die Schweiz im WWF-Vergleich schlecht ab.

Kein anderes Land im Alpenbogen nutze seine Gewässer so intensiv wie die Schweiz, heisst es im von WWF Schweiz online veröffentlichten Bericht. So gebe es hier rund 1500 Kraftwerke - und etwa 150'000 künstliche Schwellen sorgten für veränderte Flussdynamik. Dies habe auch einen Einfluss auf Wassertiere und -pflanzen. Sie seien in der Schweiz im europäischen Vergleich stärker bedroht.

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Flüsse sind mehr als «Energielieferanten»

«Intakte Flüsse, Bäche, Feuchtgebiete und Auen versorgen uns mit sauberem Wasser und leisten unverzichtbaren Hochwasserschutz», schreibt Christopher Bonzi, Leiter des Wasserprogramms beim WWF Schweiz. Und weiter: «Wir dürfen sie deshalb nicht nur als Energielieferanten betrachten. Die letzten Gewässerperlen müssen dauerhaft geschützt werden.»

Doch in der Schweiz sei der Schutz der letzten natürlichen Gewässer noch schlechter als in der EU. Während die Europäische Union ein explizites Verschlechterungsverbot für wertvolle Gewässer kenne, würden in der Schweiz weiterhin Kleinwasserkraftprojekte mit Fördergeldern unterstützt, kritisiert der WWF Schweiz.

Aufgestaut, umgeleitet, in Beton gezwängt

Gemäss der Studie der Universität Wien kann nur einer von zehn Flüssen im Alpenbogen seine natürlichen Funktionen als Lebens- und Erlebnisraum, Trinkwasserreservoir sowie für den natürlichen Hochwasserschutz erfüllen. Den 6500 Kilometern stehen rund 22'000 Flusskilometer gegenüber, die aufgestaut, umgeleitet oder in Betonbetten gezwängt durch die Landschaft fliessen.

Für die aktuelle Erhebung des WWF wurden in Österreich, Italien, Slowenien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz alle Alpenflüsse mit einem Einzugsgebiet von über zehn Quadratkilometern und deren Zuflüsse - also insgesamt 57'000 Flusskilometer - untersucht.

Die noch intakten Flüsse zu schützen und vor Eingriffen sicher zu machen, sollte deshalb in den Alpenländern die höchste Priorität haben, fordert die 1961 in der Schweiz gegründete und weltweit aktive Naturschutzorganisation. Ziel des WWF sei es, in diesen Alpenländern Tabubereiche für die Wasserkraftnutzung und andere Infrastrukturprojekte auszuweisen.

(sda/gku/ama)