Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) schlägt nach fast 50-jähriger Standortsuche die Region Nördlich Lägern in der Zürcher Gemeinde Stadel für das Endlager von radioaktivem Abfall vor.

Am Montagmorgrn haben die Nagra und das Bundesamt für Energie in Bern über den Entscheid informiert, der am Samstag nach einer Informationsveranstaltung für die betroffene Bevölkerung durchgesickert war. Fest steht auch, wo die sogenannte «Heisse Zelle» gebaut wird: Die Brennelement-Verpackungsanlage soll beim Zentralen Zwischenlager in Würenlingen AG entstehen.

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Der Entscheid für das Gebiet Nördlich Lägern ist eindeutig gefallen, auf Grund der geologischen Verhältnisse. Das sagte Matthias Braun, der CEO der Nagra, am Montag in Bern vor den Medien. «Es war ein eindeutiger Entscheid, die Geologie hat gesprochen», sagte er.

Es lasse sich sagen, dass Nördlich Lägern, das Gebiet bei der zürcherischen Gemeinde Stadel, der beste Standort mit den grössten Sicherheitsreserven sei, sagte Braun. Er zeigte den Medienleuten ein Stück Opalinuston. Dieses Gestein nannte er «die wichtigste geologische Barriere» für das Lager.

175 Millionen Jahre altes Gestein

Opalinuston sei 175 Millionen Jahre alt und «unscheinbar grau und geologisch langweilig», sagte Braun. Das gebe Vertrauen für gute Prognosen, auch für die Zukunft. Das Gestein sei sehr dicht, binde radioaktives Material und heile sich bei Brüchen selber. An allen drei Standorten sei der Opalinuston in andere Schichten eingebettet.

In der 100 Meter dicken Schicht Opalinuston fänden sich Spuren uralten Wassers. In Nördlich Lägern sei dieses am ältesten, schilderte Braun die Verhältnisse vor Ort. «Die Natur hat den Einschluss schon getestet, über Millionen von Jahre.»

In Nördlich Lägern sei die Qualität des Steinstapels die beste, die Distanz zur den Einflüssen von aussen ausgesetzte Oberfläche die grösste und der für die ungestörte Lagerung der radioaktiven Abfälle geeignete Bereich am grössten. «Auch ein Haus lässt sich ja auf einer flachen Parzelle besser bauen», sagte Braun.

Dass die Verpackungsanlagen beim Zwischenlager Würenlingen erstellt werden könnten, schone Ressourcen und sei raumplanerisch die beste Lösung, sagte Braun.

Fortschritte werden berücksichtigt

Für die Nagra stünden die Sicherheit, die Lernfähigkeit und die Zusammenarbeit vor Ort an oberster Stelle, sagte Braun. Bei dem sehr langfristigen Projekt würden neue Erkenntnisse in Technologie und Wissenschaft mitgenommen. «Das Projekt wird sich noch verbessern.»

Der am Montag von der Nagra bekannt gegebene Standort Nördlich Lägern für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle sei noch nicht von den Behörden geprüft, erklärte Roman Mayer, Vizedirektor des Bundesamtes für Energie (BFE). Es handle sich um einen Schritt der Transparenz.

Die Nagra werde nun mit den betroffenen Standorten und Regionen ihren Entscheid besprechen und dann ein Gesuch zuhanden der Behörden ausarbeiten, sagte Mayer am Montag vor den Medien in Bern. Das Gesuch werde anschliessend materiell durch den Bund geprüft.

Den Entscheid für Nördlich Lägern hat der Zürcher Regierungsrat zur Kenntnis genommen. Den Prozess will er kritisch und konstruktiv begleiten, die Sicherheit der Bevölkerung stehe an erster Stelle.

Bei der Standortsuche für ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle habe Sicherheit oberste Priorität, teilte der Zürcher Regierungsrat am Montag mit. Er anerkenne das Sachplanverfahren als geeignetes Instrument für die Standortwahl.

Die Kantone verfügten mit der Arbeitsgruppe Sicherheit Kantone und der Kantonalen Expertengruppe Sicherheit seit 2008 über eigene, kompetente und unabhängige Fachleute in den Bereichen Geologie, Bautechnik und Sicherheit. Diese würden die Ergebnisse und den Standortvorschlag der Nagra beurteilen. Das Gesuch für eine Rahmenbewilligung, wenn es in rund zwei Jahren vorliege, werde sehr gründlich und sorgfältig geprüft.

Gemeinden angemessen entschädigen

Die vorgeschlagene Standortregion, die Standortgemeinden und die weiteren Gemeinden der Region übernähmen eine grosse Verantwortung und leisteten enorm wichtige Arbeit im Sachplanverfahren. Der Kanton Zürich unterstütze sie intensiv und werde seine Unterstützung weiter ausbauen. Dies in den Bereichen Geologie, Bautechnik, Raumplanung, Umwelt und Sicherheit, aber auch in der Information und Kommunikation.

Sollte das geologische Tiefenlager im Kanton Zürich zu liegen kommen, seien den Gemeinden Abgeltungen in angemessener Höhe zu gewähren. Vorbereitungen für die Verhandlungen mit allen Beteiligten seien bereits aufgenommen worden.

Bis voraussichtlich Ende 2024 will die Nagra die Rahmenbewilligungsgesuche für das Tiefenlager beim Bund einreichen. Voraussichtlich ab 2029 werden Bundesrat und Parlament darüber entscheiden. Kommt ein Referendum zu Stande, kann die Stimmbevölkerung mitreden.

Baustart ist für das Jahr 2045 vorgesehen. Gemäss Planung der Nagra könnten erste Abfälle dann um das Jahr 2050 eingelagert werden. Danach folgt eine «Beobachtungsphase», die 50 Jahre lang dauern soll. Im Jahr 2115 soll das Lager dann verschlossen werden.

(SDA/mth)