«Ausgebucht» - das kommt als Antwort aus vielen Davoser Hotels für die kommenden Tage. Das «World Economic Forum» (WEF) macht vor allem eine Ware heiss begehrt: Übernachtungsmöglichkeiten. Bereits seit Jahren ist die Agentur Publicislive für die reibungslose Abwicklung zuständig: Eine Tochtergesellschaft in Genf übernimmt Handling, Inkasso und zahlt den Hoteliers eine Pauschale.
Das ist durchaus lukrativ: Als Basis dienen Hochsaison-Preise, auf die eine achtprozentige Marge draufgeschlagen wird. Die Hoteliers erhalten so den höchstmöglichen Tarif - die Marge behält Publicislive ein.
Kritik an der «Win-Win-Situation»
Das Modell, das im ersten Moment nach einer «Win-Win-Situation» aussieht, provoziert dennoch kritische Töne: «Es wäre fair, wenn offengelegt würde, dass sich alle Hoteliers an diesem Deal beteiligen», sagt Pius App vom Hotel Schatzalp auf Anfrage von «Handelszeitung Online».
Der Wunsch nach Offenlegung richtet sich an «Gastro-Hotel Davos», wo die Fäden der Davoser Hoteliers zusammenlaufen - der Verein soll gemäss App die WEF-Buchungsliste veröffentlichen. Präsident Jürg Zürcher wiegelt ab: «Nach unseren Informationen werden Publicis rund 70 Prozent der vermittelbaren Zimmer von namhaften Hotels angeboten.» Vermittelbar bedeutet im Falle der WEF-Gäste Hotels im hohen 3-Stern- sowie 4- oder 5-Stern-Niveau. Kommt hinzu: Die effektiven Abschlüsse laufen gemäss Zürcher direkt zwischen Publicislive und dem jeweiligen Hotelier.
Mehr Profit durch «Last Minute»-Buchungen
Zürcher dementiert, dass einige Hoteliers Publicislive systematisch umgehen, um so bei direkten «Last Minute»-Buchungen einen noch höheren Preis zu erzielen und vor allem keine Vermittlungskommission abliefern zu müssen. «Wenn Zimmer direkt und nicht über Publicislive gebucht werden, handelt es sich meist um ganze Delegationen, die das entsprechende Hotel bereits seit Jahren berücksichtigen», so Zürcher.
Für App bleibt ein schaler Nachgeschmack: «Die Fairness beginnt dort, wo alle Hoteliers alle vermietbaren Zimmer über den gleichen Kanal anbieten.» Die WEF-Praxis sorgt bei den Davoser Hoteliers einmal mehr für Gesprächsstoff - unabhängig von der Tatsache, dass derzeit gemäss Zürcher «im Zwei-Minuten-Takt» Buchungsanfragen eingehen.