Dass die Covid-19-Pandemie Spuren in der Erfolgsrechnung der Spitäler hinterlassen wird, war klar. Am Beispiel der kantonalen Spitäler von St. Gallen zeigt sich nun das Ausmass. So beträgt das Gruppenergebnis der vier St. Galler Spitalverbunde für das erste Halbjahr Minus 62,6 Millionen Franken. Budgetiert waren 35,5 Millionen Franken.
Die tiefroten Zahlen sind laut einer Mitteilung primär auf den vom Bundesrat verordneten «Lockdown» zurückzuführen.
Wer trägt die Kosten?
Mit 29'780 stationären Patientinnen und Patienten behandelten die St. Galler Spitäler 10.3 Prozent weniger stationäre Fälle als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Auch die ambulanten Besuche der vier Spitalverbunde nahmen im ersten Halbjahr 2020 um 12.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab.
Die Spitäler sind im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Covid-19 einerseits mit höheren Kosten, andererseits aber auch mit erheblichen Einnahmenausfällen konfrontiert. Ob der Kanton einen Teil der Ertragsausfälle entschädigt, ist noch offen. Die Frage, wer die Kosten trägt, treibt die Branche schweizweit um.
Ein Teil der finanziellen Ausfälle könne wohl bis Ende Jahr kompensiert werden, steht in der Mitteilung zu den Halbjahreszahlen weiter. Dies unter anderem dank einem guten Jahresstart vor dem Lockdown und einer raschen Wiederaufnahme des Normalbetriebs nach dem Behandlungsstopp.
Das Behandlungsverbot verursachte bei den Spitalverbunden Einnahmenausfälle von rund 36,4 Millionen Franken. Nach der Aufhebung kamen weitere 17,8 Millionen Franken dazu, weil es einige Wochen bis Ende Juni brauchte, bis sich die Lage wieder normalisierte.
«Dringlichkeit von Strukturmassnahmen»
Die Prognosen für 2020 sehen aktuell einen Gesamtverlust von 94 Millionen Franken vor. Selbst wenn der Kanton die aufgrund der Verordnung des Bundes entstandenen Ertragsausfälle in der Grundversicherung von insgesamt 53,8 Millionen Franken vollständig entschädigen sollte, sei mit einem Gesamtverlust von 40,2 Millionen zu rechnen. Darin nicht berücksichtigt seien Entschädigungen für Einnahmenausfälle im Zusatzversicherungsbereich.
«Falls die öffentliche Hand die Covid-19-bedingten Einnahmenausfälle der Spitalverbunde nicht oder nur teilweise ersetzt, resultieren für das Jahr 2020 weit höhere Defizite als budgetiert», hält der Verwaltungsrat fest: Die St. Galler Spitäler stehen finanziell schlechter da als erwartet.
Damit verbunden sei ein stärkerer Rückgang des Eigenkapitals als budgetiert, was je nach Spitalverbund entsprechende «Sanierungs- bzw. Kapitalisierungsmassnahmen nach sich zieht». Und weiter: «Die finanziellen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie akzentuieren die Dringlichkeit von Strukturmassnahmen und haben den Handlungsbedarf in finanzieller Hinsicht noch erhöht.»
Dieser Beitrag erschien erstmals in «Medinside» unter dem Titel: «Ohne Staatshilfe kommt es zu Sanierungsfällen.»