Aufgrund des Ukraine-Kriegs haben zahlreiche Schweizer Unternehmen ihre Aktivitäten in Russland eingeschränkt oder ganz eingestellt. Hauptgründe sind die durch die EU und Schweiz verhängten Sanktionen, Probleme mit den Lieferketten wie auch mögliche Rufschäden. Eine Übersicht:

Industrie

ABB: ABB hat seine operativen Geschäfte in Russland, der Ukraine und auch Belarus eingestellt. Das Unternehmen begründet dies mit Schwierigkeiten in der Zulieferkette, weshalb keine Aufträge aus diesen drei Ländern mehr entgegengenommen werden könnten. ABB verfügt über zwei Produktionsstätten in Russland, die 1-2 Prozent des Umsatzes erwirtschaften.

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Stadler Rail: Der Zugbauer Stadler Rail hat damit begonnen, Teile der Produktion aus dem belarussischen Werk an Standorte in der EU, vor allem ins polnische Werk Siedlce, und auch in die Schweiz zu verlagern. «Leider wurde mit der manipulierten Wahl in Weissrussland sowie dem russischen Einmarsch in die Ukraine die rote Linie überschritten. Daher befürwortet Stadler massive Sanktionen», sagte Peter Spuhler, Chef von Stadler Rail, gegenüber der Zeitung «Schweiz am Wochenende». Stadler wolle das Werk in Belarus jedoch behalten.

Clariant: Der Spezialitätenchemiekonzern Clariant hat seine Geschäftstätigkeit in Russland eingestellt. «Die Fortführung der Geschäftstätigkeit im Land sei mit den Werten und Zielen von Clariant nicht vereinbar», begründete Clariant-CEO Conrad Keijzer den Schritt. Clariant ist in der russischen Hauptstadt Moskau unter anderem mit einem Verkaufsbüro und einem Labor vertreten. Im Land erwirtschaftet Clariant nach eigenen Angaben 2 Prozent seines Jahresumsatzes.

Huber+Suhner: Das Industrieunternehmen Huber+Suhner hat all seine direkten oder indirekten Aktivitäten mit Bezug zur Krisenregion Ukraine, Russland und Belarus ausgesetzt. Der Umsatzanteil dieser Länder liegt Firmenangaben zufolge bei 2 bis 3 Prozent am Gesamtumsatz. Über eigene Produktionswerke oder über einen strategischen Zulieferstamm verfügt Huber+Suhner in der betroffenen Region nicht.

Starrag: Der Maschinenbauer Starrag hat sich den internationalen Massnahmen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine angeschlossen. Man habe sämtliche Geschäfte in und mit Russland eingestellt, sagte CEO Christian Walti im Rahmen einer Telefonkonferenz zu den Jahreszahlen. Ursprünglich hatte das Unternehmen mit einem Auftragseingang von etwa 10 Millionen Franken aus dem Land gerechnet.

Georg Fischer: Der Industriekonzern Georg Fischer hat wegen des Kriegs in der Ukraine die Lieferungen nach Russland eingestellt. Der Umsatzanteil mit Russland liege bei 0,5 Prozent, sagte Unternehmens-CEO Andreas Müller anlässlich der Bilanzmedienkonferenz.

Bucher: In Russland hat der Industriekonzern Bucher eine Produktion und eine Montage von Komponenten aus Westeuropa und in der Ukraine ein Verkaufszentrum. Im vergangenen Jahr habe der Umsatz in beiden Ländern bei rund 70 Millionen Franken bei einem Gesamtumsatz von 3,2 Milliarden Franken gelegen, sagte Konzernchef Jacques Sanche an der Bilanzmedienkonferenz.

Der Löwenanteil entfiel auf Russland. Aufgrund der Sanktionen im Zahlungsverkehr rechnet das Unternehmen mit einem Versiegen dieser Einnahmequelle, was jedoch keine existenzielle Bedrohung für das Unternehmen darstelle.

Lebensmittel

Nestlé: Nestlé hat nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine alle Investitionen in Russland auf Eis gelegt. Wichtige Lebensmittel wird das Waadtländer Unternehmen in Russland dagegen weiterhin ausliefern. Bereits zuvor hatte der Konzern Werbung in Russland eingestellt. 

Orior: Der Fleischspezialist Orior hat seine Exporte nach Russland wegen des Kriegs eingestellt. Laut Firmenchef Daniel Lutz lieferte das Unternehmen bisher Premiumprodukte, und zwar teuren Salami und Bio-Säfte. Nur rund 2 Millionen vom Gesamtumsatz von rund 614 Millionen Franken wurden in Russland erwirtschaftet.

Lindt & Sprüngli: Der Schokoladenhersteller schliesst die acht Shops in dem Land und stellt sämtliche Lieferungen nach Russland ein. Die eigenen Mitarbeitenden vor Ort würden weiterhin «Unterstützung» erhalten und Lindt sei mit ihnen in Kontakt. Lindt beschäftigt in Russland rund 120 Mitarbeitende. Ursprünglich wollte Lindt & Sprüngli die Laden offen halten - nach breiter Kritik in der Öffentlichkeit kam das Unternehmen auf den Entscheid zurück.

Logistik und Transport

Kühne+Nagel: Der Logistiker Kühne+Nagel hat wegen des Ukraine-Kriegs alle Lieferungen nach Russland gestoppt. Die Auswirkungen auf das Geschäfts sind aber primär indirekter Natur, wie CFO Markus Blanka-Graff anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen sagte.

Die russische Landesorganisation trage weniger als 2 Prozent zum Umsatz bei. Produkte aus den Bereichen Pharma, Gesundheit und für humanitäre Zwecke würden jedoch weiter nach Russland geliefert. Im Land beschäftigt das Unternehmen rund 100 Personen.

Swiss: Die Fluggesellschaft Swiss beschäftigt keine eigenen Mitarbeitenden in der Ukraine oder Russland. Doch der Krieg trifft die Airline auch wirtschaftlich. Am 2. März beschloss die Swiss, die Ukraine und Russland nicht mehr anzufliegen. Das heisst, dass etwa 4500 Passagiere wöchentlich wegfallen. So viele Fluggäste hatte die Swiss vor dem Krieg jede Woche von und nach Russland oder in die Ukraine transportiert.

Baugewerbe

Geberit: Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat alle Aktivitäten in der Ukraine wegen des Kriegs eingestellt. In einem Keramikwerk arbeiten rund 550 Mitarbeitende und über eine Vertriebsgesellschaft in Kiew sind rund 40 Mitarbeitende tätig. In Russland ist der Verkauf von Produkten noch möglich, da sie der Deckung des menschlichen Grundbedarfs an Wasser und sanitären Einrichtungen dienen, wie das Unternehmen bei der Präsentation der Jahresergebnisses sagte. Geberit erwirtschafte in Russland und der Ukraine zusammen rund 2 Prozent des Konzernumsatzes.

Schindler: Der Aufzugs- und Rolltreppenhersteller Schindler hat die Neuinstallationen und Modernisierungen in Russland eingestellt, sagte eine Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Wartungs- und Reparaturarbeiten werde das Unternehmen aber weiterhin durchführen. Der Umsatzanteil von Russland sei nur marginal.

Luxussektor

Swatch: Die zur Swatch Group gehörenden Uhrenmarken haben ihre Läden in Russland geschlossen. Zuvor hatte der Konzern bereits die Uhrenlieferungen in das Land eingestellt. Als Grund nannte das Unternehmen zunehmende Schwierigkeiten und Komplexität beim Betrieb der Läden in Russland.

Breitling: Der Uhrenproduzent Breitling kündigte gegenüber der «Sonntagszeitung» an, keine Uhren mehr nach Russland zu liefern. Der Uhrenhersteller habe 45 Geschäfte in Russland, zwei davon in Moskau und eines in St. Petersburg.

Richemont: Der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont hat seine Geschäftstätigkeit in Russland eingestellt. Richemont reagiere damit auf die aktuelle globale Lage, teilte das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit. Bereits am 24.2 hatte Richemont die Geschäftstätigkeit in der Ukraine wegen des Kriegs gestoppt.

Rohstoffe

Gunvor: Der Genfer Rohstoffhändler Gunvor prüft aufgrund des Kriegs in der Ukraine den Verkauf seiner letzten Minderheitsbeteiligung in Russland. Bereits 2015 sei das gesamte russische Anlagenportfolio veräussert worden, bis auf diese Minderheitsbeteiligung am Ust-Luga Oil Products Terminal, hiess es in einer Mitteilung.

Trafigura: Der Rohstoffkonzern Trafigura hat seine Investitionen in Russland eingefroren. Trafigura prüfe nun, wie man in Bezug auf eine passive Beteiligung am russischen Öl- und Gasproduzenten Vostok Oil vorgehen wolle, teilte das Unternehmen mit.

Glencore: Der Bergbaukonzern und Rohstoffhändler Glencore überprüft sein Geschäft in Russland. Dies betrifft auch die Kapitalbeteiligungen am Aluminiumproduzenten En+ und am Ölkonzern Rosneft. Konkrete Schritte kündigte Glencore jedoch noch nicht an.

Finanzen

Swissbanking: Auch die Schweizer Bankiervereinigung Swissbanking zieht Konsequenzen aus dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine und den daraus folgenden Sanktionen des Bundesrates. Die beiden russischen Banken Gazprombank (Schweiz) AG und Sberbank (Switzerland) AG wurden laut einer Mitteilung aus dem Verband ausgeschlossen.

(awp/reuters/mbü)