Viele Geimpfte wollen zur Erhöhung der Corona-Impfquote einen Impfzwang. Ein expliziter Zwang ist zwar besser als ein impliziter durch harte Einschränkungen und teils absurde Hetze. Aber genau genommen ist er eine verschwurbelte Anreizlösung. Denn es soll ja keine Zwangsimpfungen geben, sondern «nur» zwingend hohe Bussen für Impfunwillige. Das ist aus Sicht der Ungeimpften völlig einseitig: Sie müssen so oder so schwerst leiden.
Reiner Eichenberger ist ordentlicher Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und Forschungsdirektor des Instituts Crema.
Eine Alternative zu Impfzwang wäre ein Impfbonus. Doch er stösst auf den Widerstand vieler Geimpfter. Manche sind nur neidisch, dass die Zögerer für etwas belohnt werden sollen, was sie selbst freiwillig (oft nur aus Angst um sich selbst) gemacht haben. Andere fürchten die Präjudizien für allfällige weitere Impfrunden.
Gibt es eine bessere Lösung? Ja! Man muss negative und positive Anreize kombinieren und Kostenwahrheit anstreben. Dafür muss endlich vernünftig abgeschätzt werden, was die monetarisierten gesellschaftlichen Kosten sind, wenn sich eine Person nicht impfen lässt, also beispielsweise das Virus stärker verteilt und eher einen Spitalplatz benötigt. Diese Kosten einer Nichtimpfung entsprechen zugleich dem Nutzen einer Impfung.
«Die Symmetrische Kostenwahrheit gibt den Ungeimpften grosse Anreize, sich impfen zu lassen, ohne sie einseitig zu belasten.»
Deshalb soll den Ungeimpften folgendes Pflichtangebot gemacht werden: Wer sich impfen lässt, erhält den entsprechenden Betrag, wer sich nicht impfen lässt, bezahlt den entsprechenden Betrag.
Diese «Symmetrische Kostenwahrheit» ist Impfzwang und Impfbonus weit überlegen. Die Symmetrie zwingt die Behörden, die Kosten der Nichtimpfung ernsthaft und unverzerrt zu schätzen. Falls sie zum Beispiel stark vom Alter abhängen, sollten die Zahlungen danach differenziert werden. Falls sich die Kosten angeblich nicht abschätzen lassen, spricht das gegen jede Art von Intervention.
Zusammenführung statt Spaltung
Die Symmetrische Kostenwahrheit gibt den Ungeimpften grosse Anreize, sich impfen zu lassen, ohne sie einseitig zu belasten. Wenn sich die Hälfte von ihnen impfen lässt – was zur Eindämmung der Pandemie reichen sollte –, sind die Nettozahlungen der bisher Ungeimpften gerade null. Die Zahlung bei Nichtimpfung ist dann keine Strafe, sondern eine Abgeltung für das Privileg, Freiheit ohne Impfung zu geniessen.
Tendenziell werden sich diejenigen impfen lassen, die die Impfung subjektiv weniger belastet. Damit wird die gesellschaftliche Immunität besonders effizient, also zu besonders tiefen gesellschaftlichen Kosten erreicht. Schliesslich kann das Modell wiederholt eingesetzt werden. Weil Impfunwillige die Impfung von anderen Impfunwilligen bezahlen, ist der Konflikt zwischen Geimpften und Ungeimpften praktisch aufgehoben.
4 Kommentare
Si vous êtes un conducteur de voiture de tourisme vous payer une prime d'assurance standard selon votre profil de risque. Très certainement différente de celle d'un conducteur de F1. De même si vous pratiquez des sports extrêmes, votre prime est adaptée. Ne pourrait-on en faire autant pour les personnes qui refusent la vaccination. Sur la base du calcul des coûts pondérés des patients non vaccinés hospitalisés - en écartant toutefois les patients qui présentent des risques de comorbidité - adapter les primes d'assurance maladie en conséquence?
Jacqueline Grenon
Ist solcher Unfug dem Leben im Elfeinbeinturm geschuldet?
Dann ist mir die zivilisatorische Dummheit der Impfsolidarität noch fast einfach zu ertragen:
Als hätten die vielen Afrika-Fans und Reisenden die Impfungen gegen Typhus, Tollwut, Diphtherie oder Keuchhusten etc deshalb verpasst, um die lokale Bevölkerung zu schützen!
Wir sind mit wenigen Ausnahmen eher Dummköpfe als Mitglieder einer Wissensgesellschaft und eher dem Mittelalter zugewendet als modern.
Dabei nehme ich mich hier explizit nicht aus: Ich hätte sonst mir einen medialen Platz erkämpf, um den Menschen endlich die Angst zu nehmen - um wieder mit dem Kopf zu denken statt Unsinn nachplappern zu müssen oder auf die obigen Dummheiten zu kommen.
Rainer Eichenberger tut es schon wieder. Er betätigt sich einmal mehr als Ratschlaggeber zur Pandemiebekämpfung. Für mich hat er seit seinem Aufruf zur Unterlassung von Massnahmen zwecks rascher Erreichung der Herdenimmunität diesbezüglich jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Statt seinen Irrtum einzugestehen kommt Eichenberger zu jedem erdenklichen Thema und eben auch wiederholt im Zusammenhang mit den Massnahmen zur Pandemiebekämpfung mit extremen neoliberalen Vorschlägen daher, unter dem Motto der Markt kann alles richten. Das passt ins Schema, das die Schweiz in die aktuell wieder brisante Lage gebracht hat, nämlich die Verantwortung wegzudelegieren, hier an den imaginären homo oeconomicus. Gesundheitspolitische Verantwortung zu übernehmen ist aber nötiger denn je. Herrn Eichenberger würde ich empfehlen sich mehr mit ökonomischen Themen zu beschäftigen und Ratschläge zur Pandemiebekämpfung den Gesundheitsexperten zu überlassen.
Sehr geehrter ArnoPeter: Die vorgeschlagene Unterlassung aller Massnahmen war die natürliche Regel und gelebte Zivilisation bis und mit 2019.
Im Gegensatz dazu hat die natürliche Immunität weit geringere Nebenwirkungen und Schaden angerichtet, die öffentliche Verschuldung nicht tangiert und so viele Profiteure geschafft, als Menschen gerettet wurden.
Das Profil Schweizer Covid-Toter und selbstredend Hospitalisierter zeigt laut BAG (überprüfbar mittels BAG Wöchentlicher Bericht Seite 12 - https://www.bag.admin.ch/situ…) ein klares Muster: Schwer vorerkrankt (84% aller mit mindestens 1 schweren Vorerkrankung, wie klinische Aspekte erklären: Bluthochdruck 48%, Herz-Kreislauf 37% und Diabetes 24%). Dabei war die Mehrheit aller nahe dem durchschnittlichen Sterbealter (Seite 17: 7926 Menschen 80+ Jahre von 11326, 70-79Jährige: 2275 und 0-19Jahre exakt 3Menschen - unverändert seit Mai 2021).
Ihre Ansicht hilft kein Deut besser als der zivilisatorische Unsinn des Herrn Rainer Eichenberger.