Die Auslandsbanken in der Schweiz sind integraler Bestandteil des Schweizer Finanzplatzes. Ihre Rolle ist seit dem Untergang der Credit Suisse insbesondere im Corporate Banking für exportorientierte Unternehmen noch wichtiger geworden. Die Schweiz verfügt mit der UBS nur noch über eine internationale Bank, deren Kerngeschäft die private Vermögensverwaltung ist. In einem globalisierten Umfeld, das von wirtschaftlichen und regulatorischen Umwälzungen geprägt ist, tragen ausländische Institute zur Stabilität und zur Finanzexpertise bei. Mit ihrem vielfältigen Angebot stärken sie den Wettbewerb im Inland.
Die Geschichte der Auslandsbanken in der Schweiz reicht zurück bis 1872, als die erste heute noch aktive Auslandsbank ihre Büros in Genf eröffnete. Längst sind sie ein integraler Bestandteil des Finanzsektors und haben sich als zuverlässige und innovative Partner etabliert. Der Anteil der Auslandsbanken am Schweizer Bankenplatz ist in den letzten Jahren sogar von 25 Prozent auf 33 Prozent gewachsen, was ihre Verbundenheit mit dem Standort zeigt. Ihre Interessen werden im Verband der Auslandsbanken, der Association of Foreign Banks in Switzerland (AFBS), gebündelt. Er trägt mit seiner Expertise durch Seminare und Workshops für die Mitglieder auch zur Weiterentwicklung des Finanzplatzes bei.
Der Gastautor
Raoul Würgler ist Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in der Schweiz (AFBS).
Mit dem Wegfall der Credit Suisse sind jahrzehntelange Beziehungen zwischen Schweizer Unternehmen und der Grossbank von heute auf morgen unter Druck geraten. Gerade mittelständische Unternehmen, die auf internationale Finanzierungs- und Handelsstrukturen angewiesen sind, mussten sich neu orientieren. Hier kommt den AFBS-Mitgliedern eine zentrale Bedeutung zu. Sie sind denn auch daran, ihre Kapazitäten auszubauen, um bestehende Lücken im Geschäft mit exportorientierten Unternehmen zu schliessen. Dank der Kombination aus lokaler Präsenz und internationaler Vernetzung können sie flexible und innovative Lösungen anbieten. Keine Auslandsbank erbringt ihre gesamte Dienstleistung aus der Schweiz, aber jede bietet ihren Kunden Zugang zu einem globalen Netzwerk an Kompetenzzentren und an lokaler Verankerung. Nicht alle Auslandsbanken sind auf der ganzen Welt vertreten, aber im Kreise des AFBS findet sich Zugang zum gesamten Weltmarkt.
Neben dem Corporate Banking besetzen die Auslandsbanken weitere strategisch wichtige Geschäftsfelder, die das Angebot der hiesigen Banken sinnvoll ergänzen. So ist die Finanzierung des Rohstoffhandels ein zentraler Bestandteil des Schweizer Wirtschaftsstandorts. Erfahrung und Fachwissen machen die Schweiz in diesem Geschäftsfeld zu einem weltweit führenden Standort. Alle wichtigen Spieler sind hier vertreten und tragen zur Wertschöpfung bei. Die Handelshäuser sind auf die Kapitalstärke und das globale Netzwerk von Finanzkonzernen angewiesen, die über ihre Tochtergesellschaften in der Schweiz ihre Dienstleistungen anbieten.
Die grossen Volumen an verwalteten Vermögen – institutionell und privat – machen die Schweiz zu einem attraktiven Standort auch für Custody-Dienstleistungen. Zum Glück sind die Auslandsbanken hier anwesend, denn die Schweizer Institute könnten die Volumen unter keinen Umständen allein verwahren – schon nur zur Risikodiversifikation ist eine grosse Anzahl Anbieter zwingend notwendig. Das globale Netzwerk der Auslandsbanken stellt einen grossen Mehrwert dar, da Schnittstellen wegfallen und Skaleneffekte die Qualität steigern und Kosten senken. Den Vorstoss, Compenswiss zu einem Schweizer Custodian zu zwingen, hat das Parlament sinnvollerweise abgelehnt – und sich damit zu einem international offenen Finanzplatz bekannt. Institutionelle und professionelle Anleger aus der Schweiz und dem Rest der Welt werden ihm dafür danken. Um international attraktiv zu bleiben, braucht die Schweiz auch im Banking eine internationale Arbeitsteilung. Heimatschutz führt nicht zum Ziel.
Neben Kompetenz bringen die Auslandsbanken auch Innovation. Mit ihren Mutterhäusern gehören sie zu den führenden ESG-Innovatoren und bringen internationale Expertise auch für unsere Wirtschaft mit. Sie bieten nicht nur fundierte Analysen und Beratung, damit Investitionen nachhaltig sind, sondern sie helfen Schweizer Unternehmen auch, ESG-Standards auf globalem Niveau umzusetzen, was zunehmend an Relevanz gewinnt.
Die Auslandsbanken sind seit langer Zeit in der Schweiz und investieren weiter in den Standort. Sie sind mit über 16’000 Beschäftigten hierzulande nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern auch ein zentraler Partner für Unternehmen. Der AFBS und seine Mitglieder setzen auf Dialog. Daraus entsteht Vertrauen, der zentrale Faktor für langfristigen Erfolg, an dem alle interessiert sind.