Das Umfeld für Investoren ist in Bewegung. Was sollten Anleger heute im Blick haben?
Die grössten Veränderungen für den Finanzmarkt und damit auch für Anlegerinnen und Anleger bringen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Nebst diesen Themen ist es wichtig, seine persönliche Finanzsituation transparent darzustellen und damit seine Handlungsfelder und Anlagechancen besser zu erkennen. Kennt man seinen Anlagehorizont, ist es einfacher die passende Anlagelösung zu finden.
Was bedeutet das für Anlegerinnen und Anleger?
Für die nächsten Jahre stehen für die Weltgesellschaft soziale und ökologische Zielsetzungen im Vordergrund. Zusammen mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Damit verbunden wird die Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. Das Erreichen der Klimaziele stellt hierbei eine der grössten Herausforderung dar.
Was darf in keinem Portfolio fehlen?
Vor diesem Hintergrund stellt Green Energy langfristig ein sehr attraktives Anlagethema dar. Nebst dem spüren wir ein wachsendes Bedürfnis, mit den Anlagen einen positiven Beitrag zur Erreichung der angesprochenen Ziele leisten zu können. Das Thema «Wirkung beim Investieren» wird für Anlegerinnen und Anleger immer wichtiger. Man möchte seine eigenen Werte im Portfolio wieder erkennen. Diese doppelte Materialität – also ein doppelter Nutzen – steht bei Kundinnen und Kunden zunehmend im Vordergrund. Kein Wunder spricht man in dem Zusammenhang immer öfter auch von Impact Investing.
Wie gross ist der Anteil nachhaltiger Anlagen bei Raiffeisen?
Jüngste Studien zeigen, dass für die Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger Nachhaltigkeit beim Investieren wichtig ist. Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei Raiffeisen. Wir bieten bereits seit 20 Jahren nebst konventionellen Anlagen auch nachhaltige Anlagelösungen an und sehen so seit vielen Jahren, wie sich das Kundenbedürfnis entwickelt. Mittlerweile sind über zwei Drittel unserer Fondsvermögen in nachhaltigen Anlagen investiert. Ein klares Zeichen, dass Nachhaltigkeit ein stark wachsendes Kundenbedürfnis ist.
Welchen Mehrwert bieten solche Investitionen für den Kunden?
Wenn ein Kunde nachhaltig anlegt, werden seine Anlagen nicht nur aufgrund von finanzanalytische Kriterien ausgewählt, zusätzlich werden auch die Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmungsführung berücksichtigt. Wir wissen heute, dass diese Faktoren für eine erfolgreiche, zukunftsorientierte Unternehmensentwicklung wesentlich sind. Nachhaltigkeit hilft, die Gewinner von übermorgen zu finden. Wir kombinieren diese Erkenntnisse mit der klassischen Finanzanalyse, um eine umfassende und vollständigere Beurteilung der Anlage vornehmen zu können. Dank dieser Extrameile erreichen wir für unsere Kundinnen und Kunden eine stabilere Rendite und ein besseres Risikomanagement der Anlagen.
Ist es nicht so, dass Nachhaltigkeit mehr kostet und dafür weniger Rendite bringt?
Nein, das genaue Gegenteil ist der Fall. Nachhaltigkeit verbessert aufgrund der erwähnten Punkte das Risiko/Rendite-Verhältnis. Davon profitieren Kundinnen und Kunden insbesondere bei Korrekturen. Breit diversifizierte, nachhaltige Portfolios sind stabiler. Wieso das wichtig ist, zeigt folgendes Beispiel: -10% und +10% gibt zum Schluss immer noch -1%. Es ist deshalb wichtig, das Verlustrisiko mindestens gleich intensiv zu managen wie die Renditechancen nach oben. Nachhaltigkeit hilft bei beiden Punkten.
Worauf sollten Anleger besonders achten bei solchen Anlagen?
Der Trend zu nachhaltigen Anlagen wurde in der jüngsten Zeit von vielen Mitbewerbern aufgenommen. Es ist überraschend, wie viele Banken auf einmal «nachhaltig» anlegen. Leider begegnet man dabei immer öfter dem Begriff «Green Washing». Für Anlegerinnen und Anleger ist es deshalb wichtig, die Glaubwürdigkeit des Anbieters nachvollziehen zu können. Wie lange macht er das schon? Weshalb legt er nachhaltig an und wie unabhängig ist dabei die Nachhaltigkeitsbeurteilung der Unternehmen? Für einen grossen Teil der Kundschaft ist diese Beurteilung schwierig. Da helfen Ratings von WWF oder anderen NGOs. Aber auch der EU Action Plan versucht hier, mehr Transparenz zu schaffen. Raiffeisen bietet seit 20 Jahren nachhaltige Anlagelösungen an, und seit jeher arbeiten wir mit unserem unabhängigen Researchpartner Inrate zusammen. So erhalten wir ein möglichst objektives und faktenbasiertes Nachhaltigkeitsrating der Unternehmen. Unsere Portfoliomanager wollen verstehen weshalb ein Unternehmen als nachhaltig taxiert wird und welchen Chancen und Herausforderungen das Unternehmen gegenübersteht. Nur so kann man schliesslich die richtige Anlageentscheidung treffen. Damit ist sehr viel Handwerk und Analyseaufwand verbunden. Diese Arbeit will seriös gemacht sein.
In der EU ist mit dem Green Deal sehr viel Bewegung auf dem Thema, auch in der Finanzbranche. Neue regulatorische Vorgaben sind auf dem Weg, wie beispielsweise der Action Plan for Financing Sustainable Growth. Wie schätzt Raiffeisen diese ein?
Wir verfolgen die Entwicklung mit viel Interesse und Freude. Prinzipiell begrüssen wir diese Stossrichtung. Während wir als Raiffeisen rein juristisch der Regulierung nicht unterliegen, wissen wir, dass eine Vielzahl unserer Mitbewerber betroffen ist und so die Regulierung in die Schweiz «importiert» werden wird. Für die Kundinnen und Kunden in der Schweiz wird das von Vorteil sein, denn sie schafft mehr Transparenz.
Wie werden Schweizer Banken davon betroffen sein und wird diese Regulation auch im Sinne eines «Swiss finish» übernommen?
Wie gesagt, reine Inlandbanken sind von der EU-Regulierung nicht betroffen. Damit auch Raiffeisen nicht. In der politischen Diskussion wurde ein Swiss finish bereits zu Beginn seitens Bundesverwaltung ausgeschlossen. Ich erhoffe mir aber, dass regulatorische Lücken geschlossen würden. Das betrifft zum einen die mangelnde Verfügbarkeit von verlässlichen Daten von Unternehmen, um die Nachhaltigkeit von Investitionen und auch Finanzierungen besser einschätzen zu können. Zum anderen ist die Weiterentwicklung von verlässlichen Rahmenbedingungen für die Realwirtschaft von zentraler Bedeutung. Es gibt also noch viel zu tun.
Raiffeisen hat mit Raiffeisen Rio eine digitale Vermögensverwaltung auf den Markt gebracht. Sind auch hier nachhaltige Anlagen möglich?
Natürlich. Dank unserer Kernausrichtung «Futura» kann sich der User in ein rein nachhaltiges Portfolio investieren. Zusätzlich bieten wir dem Kunden auch im Bereich der Fokusthemen spannende Anlagemöglichkeiten an. Auch hier werden wir das Angebot mit nachhaltigen Anlagethemen erweitern. Der grosse Vorteil von Raiffeisen Rio ist, dass sich Kundinnen und Kunden ihr Portfolio selber zusammenstellen. Man sieht in der App seine Performance tagesaktuell und weiss so immer, wo man steht. Digitalaffinen Kunden bietet sie einen zusätzlichen Mehrwert.
Mit Raiffeisen Rio erhalten Sie eine unkomplizierte und komplett digitale Anlagelösung – verwaltet durch erfahrene Anlageexperten. Und dies bereits ab 5'000.- Franken! In wenigen Klicks ist ein nach Ihren Bedürfnissen gestaltetes Anlageportfolio erstellt, das für Sie danach systematisch überwacht und stetig optimiert wird. Sie besitzen jederzeit volle Transparenz über das aktuelle Marktgeschehen, Ihre einzelnen Anlageprodukte und deren Performance.
Was verspricht sich Raiffeisen von der App-Lösung?
Wir wollen den Zugang zu Anlagen generell so einfach wie möglich gestalten. Gleichzeitig wollen wir diejenigen Kunden, die gerne im Selfservice digital unterwegs sind, mit einer hohen Convenience und einem tollen digitalen Erlebnis begeistern. Schliesslich ermöglichen wir via Raiffeisen Rio eine nachhaltige und professionelle Vermögensverwaltung, und das bereits ab 5000.- Franken.
Braucht es Fachkenntnisse oder ist Raiffeisen Rio auch für Laien geeignet?
Fachkenntnisse sind nicht nötig. Das Ziel von Raiffeisen Rio ist es, intuitiv selbsterklärend zu sein und den User durch den Prozess zu begleiten. Wir erhalten viele positive Feedbacks dazu, den Kunden scheint es zu gefallen.
Letzte Frage: Wie legen Sie Ihr Geld an?
Es mag viele überraschen, aber entgegen der weit verbreiteten Vermutung, dass der Finanzprofi sein Geld selbst verwaltet und in ein paar wenige Top-Titel investiert, bin ich überhaupt kein Fan von kurzfristigen Spekulationskäufen. Für mich steht deshalb der langfristige, nachhaltige Vermögensaufbau im Vordergrund. Dazu gehört nicht nur eine verwaltete Anlagelösung, sondern auch mein Haus, als eine der grössten Anlagen in meinem Privatportfolio. Aber egal ob beim Haus oder in meinem Wertschriftendepot: Ich investiere langfristig, nachhaltig und mit gutem Gewissen. Daraus ziehe ich für mich und die kommenden Generationen den grössten Mehrwert.