Mit BEPS 2.0 will die OECD die Steuergerechtigkeit zwischen traditionellen und digitalen Unternehmen verbessern. Säule 1 sieht eine Neuzuordnung der Besteuerungsrechte für Konzerne mit über 20 Mrd. Euro Jahresumsatz und mehr als 10 % Gewinnmarge an die Marktstaaten vor. Säule 2 führt eine globale Mindeststeuer von 15 % für internationale Firmengruppen mit einem Jahresumsatz von über 750 Mio. Euro ein.

OECD beschleunigt, EU und Grossbritannien laufen parallel

Mit den Global Anti-Base Erosion Rules – kurz GloBE-Musterregeln – präzisiert die OECD die Umsetzung von Säule 2. Die Mitgliedstaaten sollen sie ab 1. Januar 2023 oder später in nationales Recht überführen. Die EU-Richtlinie zu dieser Umsetzung ist publiziert, aber noch nicht verabschiedet. Die EU-Direktoren beraten sich voraussichtlich erst im September wieder. Aktuell sieht der Richtlinienentwurf eine Umsetzung per 31. Dezember 2023 vor. Grossbritannien hat einen Entwurf zur Säule 2 im Juli 2022 veröffentlicht und steuert ebenfalls eine Umsetzung per 31. Dezember 2023 an.

Schweiz hält Schritt

Die Schweiz will die OECD-Mindestbesteuerung übernehmen. Dazu hat der Bund das OECD/G20-Projekt geschaffen. Als nächsten Schritt wird der Bundesrat voraussichtlich im August 2022 eine temporäre Verordnung in die Vernehmlassung schicken. Die neuen Regelungen sollen ab dem 1. Januar 2024 Wirkung entfalten.

USA verwirft GloBE-Äquivalenz

Am 12. August 2022 hat das US-Repräsentantenhaus den Inflation Reduction Act ohne Änderungen zur Version des Senats abgesegnet und ihn zur baldigen Unterzeichnung auf den Schreibtisch von Präsident Biden gelegt. Das Klima-, Sozial- und Steuerpaket legt eine Gleichstellung der landeseigenen Mindeststeuer (Global Intangible Low-Taxed Income) mit GloBE auf Eis. Hier bleibt vorerst alles unklar.

BEPS 2.0 kommt

Betroffene Unternehmen müssen möglichst bald umfangreiche Anpassungen vornehmen und dabei Folgendes beachten: 
BEPS 2.0 ist ein Strategiethema. Die Umstellung betrifft IT-Systeme, Schnittstellen, Applikationen, Strukturen und Reportingprozesse. 
Die Unternehmen müssen schon bald die verlangten (Finanz-)Daten beschaffen können, um die GloBE-Bemessungsgrundlage korrekt zu berechnen und ihren Compliance-Pflichten nachzukommen. 

Die GloBE-Berechnung erfordert je nach Industrie mehr als 170 Datenpunkte, zahlreiche Wahlrechte sind vorgesehen. Es gilt abzuschätzen, welche im Einzelfall relevant oder notwendig sind.

Höchste Zeit, die Auswirkungen von GloBE zu analysieren. Denn ein GloBE Information Return – eine Steuererklärung mit umfangreichen Angaben zu Unternehmensstruktur, Steuernummern und Berechnungsgrundlagen der Top-up Tax – steht spätestens fürs Geschäftsjahr 2024 an.

Autoren

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Pascal Bühler, Tax Partner, PwC Schweiz (links), Dominik Birrer, Tax Partner, PwC  (rechts)

Quelle: ZVG