Captive-Versicherungsmodelle spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Risikomanagement moderner Unternehmen. Der Grund: Sie bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber traditionellen Versicherungen und ermöglichen Unternehmen mehr Flexibilität, Kostenkontrolle und individuelle Absicherung ihrer Risiken. Im Interview erläutert Philipp Surholt (Head Property, Engineering Lines, Marine bei HDI Global SE), worauf Unternehmen bei der Einrichtung und dem Betrieb eines solchen Versicherungskonstrukts achten müssen. Darüber hinaus gibt er einen Ausblick auf die Trends in diesem dynamischen Versicherungsmarkt.
Philipp Surholt: Das Captive-Versicherungsunternehmen ist im Grunde eine Tochtergesellschaft, die ein Unternehmen gründet, um Risiken, die das Mutterunternehmen betreffen, selbst zu versichern. Statt diese Risiken extern abzusichern, übernimmt die Captive diese Aufgabe. Das verschafft dem Unternehmen mehr Kontrolle und Flexibilität bei der Absicherung.
Philipp Surholt: Eine gute Frage. Ein wichtiger Vorteil ist die bessere Kostenkontrolle. Bei Captives können die Prämien bis zu einem gewissen Grad intern festgelegt werden und unterliegen nicht den vollen Marktschwankungen. Das gibt den Unternehmen mehr Stabilität und Vorhersehbarkeit bei der Prämienplanung. Darüber hinaus bieten Captives den Unternehmen deutlich mehr Flexibilität. Sie können individuelle Versicherungslösungen entwickeln, die genau auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das ist bei Standardprodukten traditioneller Versicherer oft nicht möglich. Nicht zu unterschätzen ist auch der Beitrag von Captives zum aktiven Risikomanagement. Wenn Unternehmen ihre Risiken selbst versichern, müssen sie sich intensiver damit auseinandersetzen und können Präventionsmassnahmen besser integrieren.
Philipp Surholt: Grundsätzlich sind es grosse Unternehmen mit hohen Versicherungskosten oder sehr spezifischen Risikoprofilen, die am meisten von einem Captive-Programm profitieren können. Aber auch ganze Industriezweige mit besonderen oder schwer zu versichernden Risiken sind oft gute Kandidaten für die Einrichtung einer Captive.
Philipp Surholt: Das ist ein wichtiger Punkt. Captives beinhalten natürlich auch gewisse Risiken, die berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören zum einen regulatorische Herausforderungen, denn Captives müssen die lokalen Vorschriften einhalten und benötigen eine (Rück-)Versicherungslizenz. Zum anderen spielen Kapitalanforderungen eine wichtige Rolle. Da Captives bestimmte Mindestkapitalreserven vorhalten müssen, ist eine sorgfältige finanzielle Planung unverzichtbar. Nicht zu vernachlässigen ist auch das Risiko einer fehlenden Diversifikation, da sich Captives meist auf die Risiken des Mutterunternehmens konzentrieren. Hier kann der Einsatz von Rückversicherungen helfen, das Risiko einer Überlastung zu mindern.
Philipp Surholt: Captives bieten eine sehr breite Palette an Versicherungsoptionen. Neben klassischen Sparten wie Haftpflicht-, Sach- oder Transportversicherungen können auch Mitarbeiterversicherungen wie Kranken- oder Lebensversicherungen abgedeckt werden. Darüber hinaus können Captives auch spezielle Risiken wie Cyberbedrohungen, klinische Studien oder Terrorismus absichern – also Risiken, die teilweise schwieriger über den klassischen Versicherungsmarkt abzusichern sind.
Philipp Surholt: Die Kapitalisierung einer Captive erfolgt in der Regel auf zwei Wegen: Zum einen kann das Mutterunternehmen Eigenkapital in die Tochtergesellschaft einbringen. Zum anderen können die Captives auch Rücklagen aus den Prämieneinnahmen bilden. Der erforderliche Kapitalbetrag variiert dabei je nach Regulierung des Standorts und dem spezifischen Risikoprofil, das die Captive abdecken soll. Oft wird auch ergänzend Rückversicherung genutzt, um die Kapitalanforderungen zu erfüllen und die Risiken weiter zu streuen.
Philipp Surholt: Captives unterliegen einer Reihe gesetzlicher Vorgaben, die unbedingt eingehalten werden müssen. Dazu gehört zunächst der Erhalt einer Versicherungsbetriebslizenz, die die Einhaltung der lokalen Vorschriften bestätigt. Darüber hinaus müssen Captives bestimmte Mindestkapital- und Rücklagenanforderungen erfüllen. Regelmässige Berichtspflichten gegenüber den Aufsichtsbehörden sind ebenfalls zu beachten. Generell muss sichergestelltp sein, dass alle steuerlichen, finanziellen und sonstigen regulatorischen Vorgaben eingehalten werden. Auch die Implementierung eines geeigneten Governance-Systems ist von zentraler Bedeutung.
Philipp Surholt: Sie spielen eine entscheidende Rolle, denn sie beraten Unternehmen, ob ein Captive-Programm sinnvoll ist und unterstützen dann bei der Konzeption und Umsetzung. Ihre Aufgaben umfassen die Analyse der Risiken, die Gestaltung des Captive-Programms, die Unterstützung bei regulatorischen Fragen, die Verhandlung von Rückversicherungsverträgen und schliesslich auch die laufende Verwaltung und Überwachung der Captive. Mit ihrem Expertenwissen sind Broker also unverzichtbar, um ein erfolgreiches Captive- Programm auf die Beine zu stellen.
Philipp Surholt: Bei der Entscheidung für ein Captive-Programm müssen Unternehmen eine Reihe von Faktoren sorgfältig abwägen. Zunächst einmal spielt natürlich die Grösse und Komplexität des Unternehmens eine wichtige Rolle – je grösser und risikoaffiner, desto eher kann eine Captive sinnvoll sein. Ebenso entscheidend ist eine genaue Kosten-Nutzen-Analyse: Welche Einsparungen sind durch die Captive zu erwarten, und stehen diese in einem guten Verhältnis zu den Gründungs- und Verwaltungskosten? Auch der regulatorische Rahmen am potenziellen Standort muss genau unter die Lupe genommen werden. Und nicht zuletzt ist auch der generelle Risikoappetit des Unternehmens sowie dessen langfristige Strategie entscheidend.
Philipp Surholt: Der Markt für Captive-Versicherungen dürfte sich in den kommenden Jahren weiter dynamisch entwickeln. Ein wichtiger Trend ist sicherlich die zunehmende Regulierung in diesem Bereich. Unternehmen müssen künftig noch genauer darauf achten, dass sie alle gesetzlichen Vorgaben einhalten. Gleichzeitig wird der Einsatz von Digitalisierung und Technologie in Captives an Bedeutung gewinnen – etwa um die Effizienz zu steigern, Datenanalysen zu verbessern und Risikomanagement-Strategien zu optimieren. Auch Themen wie Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien dürften eine wachsende Rolle spielen, wenn es um Investitionen und Risikomanagement-Praktiken geht. Insgesamt wird der Captive-Markt voraussichtlich weiter wachsen, da Unternehmen innovative und flexible Lösungen für ihr Risikomanagement suchen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Dank unserer langjährigen Erfahrung im internationalen Fronting verfügen wir über das nötige Know-how, um massgeschneiderte Captive-Lösungen für Unternehmen weltweit anzubieten. Unsere Kunden profitieren von hohen Versicherungskapazitäten, exzellentem Schadenmanagement sowie einem globalen Netzwerk, das es ihnen ermöglicht, Deckungen in über 175 Ländern umzusetzen.