Vom Stuttgarter Bahnhof über Toranomon Hills in Tokio bis zur Marina One in Singapur: Das Architekturbüro ingenhoven associates hat rund um den Globus eindrückliche Bauwerke realisiert und dafür zahlreiche Preise bekommen. Oberster Anspruch der Düsseldorfer Architekten: «supergreen», also auf allen Ebenen nachhaltig zu bauen. Und das, was nachhaltig bedeutet, kontinuierlich weiterzudenken.

Nun haben sich die zum Netzwerk der BKW gehörenden Experten einem kleineren, aber nicht minder herausfordernden Projekt gewidmet: dem Starthaus für die neuen Weltcuprennen in Zermatt.

Hochmoderne Urhütte

«Bei der Konzipierung hatten wir als Grundlage das im Auge, was die Architektur schon die letzten 50’000 Jahre ausgemacht hat: den Schutz vor den Elementen», sagt Managing Director Martin Reuter. Entstanden ist daher eine Art «Urhütte». Sie soll die Athletinnen und Athleten in ihren dünnen Anzügen gut schützen, damit sie möglichst konzentriert auf die Reise geschickt werden können.

Elementar wichtig war und ist ingenhoven associates, auf dem Berg möglichst keine bleibenden Spuren zu hinterlassen, um dem Theodulgletscher nicht zu schaden. Die Spezialisten für Innovationen und knifflige Fälle wollten daher etwas schaffen, das man wieder mitnimmt – wie vorbildliche Wanderer, die den Picknick-Abfall wieder ins Tal heruntertragen.

Gegenüber den extremen Wetterbedingungen mit Sonne, Wind, Schnee und Sturm braucht es dabei den gebührenden Respekt. Gestartet wird bei den Herrenrennen immerhin auf 3720 Metern, bei den Damen auf 3485 Metern. Die Temperaturen können dort schon mal auf –20 Grad sinken.

Wichtig ist ingenhoven associates noch etwas anderes: «Unsere Projekte sollen mehr können, als nur den Nutzen zu bieten, der vom Auftraggeber unmittelbar angefragt wurde», sagt Martin Reuter. «Wir denken weiter: Können wir etwas zurückgeben? Können wir mehr tun und zum Beispiel nicht nur Energie sparen, sondern mit den Gebäuden Energie produzieren? Kann ein Gebäude auch einen positiven Footprint haben? Wir versuchen immer, das Maximale auszureizen.»

Angesichts all dieser Anforderungen und Ambitionen war das Starthaus für die Architekten doch «ein rechter Brocken». «Wir haben einige Tage geknobelt, um die Lösung zu finden, wie sie heute auf dem Papier ist und gebaut wird.»

Lebenswerte Lebensräume

Die BKW Gruppe bietet mit ihrem Netzwerk und ihrer Expertise Lösungen für Private und Unternehmen in den Bereichen Gebäude, Energie und Infrastruktur, um Wohlstand und Umwelt in einem lebenswerten Lebensraum in Einklang zu halten.

Die besagte Lösung ist ein pneumatisches, also aufblasbares und damit leichtgewichtiges Haus aus einer erdölfrei produzierten Hülle, das sich schnell auf- und wieder abbauen lässt. «Das ist für ein temporäres Gebäude ein enormer Vorteil», sagt Peter Pistorius, der bei ingenhoven associates die Abteilung für Special Modelling leitet. Aufgeblasen werde das Starthaus wie ein Schlauchboot mit einem Kompressor. Verankert werde es mit 22 Schrauben, die 1,60 Meter ins Gletschereis gedreht, beim Abbau aber wieder entfernt werden.

Die Ikone eines Starthäuschens

Inspiriert wurde das Zermatter Starthaus von Iglus, die sich an die Umgebung anschmiegen und extremen Wetterbedingungen trotzen können. Daher musste beim Design gekrümmt gedacht werden – eine Herausforderung, gerade auch was die Integration von Solarzellen angeht. Gelöst wurde das Problem, indem die Photovoltaik-Panels separat als Matten auf die Hülle aufgebracht werden. Vor dem Abbau werden sie wieder entfernt, damit die Hülle zusammengefaltet werden kann.

Auch farblich stand das Iglu Pate. «Wir haben uns für eine helle, silberne Farbe entschieden, um im Verhältnis zur Landschaft, die aus Schnee und Eis besteht, einen nicht allzu hohen Kontrast zu erzeugen», so Pistorius.

«Es ist die Ikone eines Starthauses», freut sich Christian Ziörjen, CEO des Matterhorn Cervino Speed Opening, das die Skirennen organisiert. Anfangs stand eigentlich ein Holzchalet im Raum. «Doch dann haben wir erfahren, dass BKW unsere Nachhaltigkeitspartnerin wird. Und BKW Engineering kam auf die Idee, dieses innovative Starthaus zusammen mit Partnern zu realisieren. Weil auch wir uns Innovation gross auf die Fahne geschrieben haben, mussten wir nicht lange überlegen und haben uns für diese Lösung entschieden.»

Cool fand er auch: «Die grosse Arbeit haben die anderen gemacht, ich musste nur die eine oder andere Entscheidung fällen.» Der grosse Vorteil eines Ansatzes, der Lösungen aus einer Hand bietet.

Das planen die Architekten in der Schweiz

Ein Traum für Skifans: das «Ski in, Ski out»-Hotel bei Furtschellas in Sils im Engadin.

Ein Traum für Skifans: das «Ski in, Ski out»-Hotel bei Furtschellas in Sils im Engadin.

Quelle: ZVG

Nicht nur der Swarovski-Firmensitz in Männedorf ZH stammt von ingenhoven associates: In St. Moritz GR wurde gerade ein Neubau für die Klinik Gut errichtet. 

In Sils GR ist zudem ein innovatives «Ski in, Ski out»-Hotel bei der Talstation der Luftseilbahn Furtschellas geplant. Es wäre eines der wenigen Hotels im Engadin, bei dem man mit den Ski in die Skigarage fahren kann. 

Noch in der Pipeline ist der neue Spa-Bereich des Suvretta House St. Moritz. Neben einem grossen Nassbereich soll es dort Platz geben für Yoga und Fitness.