Stefanie Steiner, Minergie hat mit dem Minergie-Areal letztes Jahr ein neues Label ins Leben gerufen. Wie gross ist die Resonanz?
Aktuell werden rund zehn Projekte konkret geplant. In Gesprächen sind wir jedoch mit deutlich mehr Investoren. Areale haben in der Regel sehr lange Entwicklungs- und Planungsphasen. Vom Zeitpunkt einer ersten Vorabklärung bis zum Einreichen eines Zertifizierungsantrages vergehen deshalb oft mehrere Monate bis Jahre.
Welche Chancen bietet das Minergie-Areal für Investierende?
Wird ein Areal nach Minergie zertifiziert, erfüllen die Gebäude höchste Anforderungen an Komfort, Energieeffizienz und Klimaschutz. Das Areal definiert zusätzliche Anforderungen an den Aussenraum, die Mobilität und die Organisation. Engagieren sich die investierenden Firmen dank dem Areal-Zertifikat zusätzlich in diesen Bereichen, so können sie dies als kommunikativen Vorteil nutzen. Die Erfahrungen mit den bisherigen Minergie-Arealen zeigen, dass Wohnungen rasch verkauft und vermietet werden.
Weshalb ist ein Minergie-Areal sonst noch attraktiv?
Da gibt es mehrere Gründe. Die Firma kann ihr Engagement für Nachhaltigkeit prominent in ihren Sustainability Reports abbilden. Wie dies gemacht werden kann, zeigt Minergie in seiner «Vorlage für den Klimabericht». Mit dem Zertifikat Minergie-Areal können die Themen des Klimaberichts umfassender abgedeckt werden, als dies mit einer reinen Gebäudezertifizierung möglich ist. Minergie-Areale erfüllen auch viele Vorgaben der EU-Taxonomie-Verordnung, die Unternehmen, die über die Landesgrenze hinaus tätig sind, erfüllen müssen. Mit dem Zertifikat haben die investierenden Firmen ein geeignetes Mittel, um ihr Engagement zu belegen.
Gibt es auch finanzielle Anreize?
Die langfristigen Kosten fallen bei einem Minergie-Areal dank geringer Betriebskosten tiefer aus. Zudem können Eigentumswohnungen um einen rund 3,5 Prozent höheren, Einfamilienhäuser zu einem sieben Prozent höheren Preis, verkauft werden. Auch die Mietzinse können um durchschnittlich sieben Prozent höher angesetzt werden.
Bietet das Minergie-Areal auch Vereinfachungen gegenüber der Zertifizierung von Einzelgebäuden?
Ja, die Gebäude im Areal müssen nur die komfortrelevanten Anforderungen – wie Hitzeschutz und gute Raumluft - alleinstehend erfüllen. Alle anderen Anforderungen werden gemittelt über das gesamte Areal betrachtet: Die Photovoltaik-Anlage kann frei im Areal verteilt werden, es gibt nur einen Areal-Grenzwert für Treibhausgasemissionen in der Erstellung und sogar beim Heizwärmebedarf kann zwischen den Gebäuden kompensiert werden.
Minergie-Areale zeichnen sich durch höchste Anforderungen an den Energieverbrauch, die Treibhausgasemissionen und die Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien aus. Die Gebäude weisen zudem einen überdurchschnittlichen Hitzeschutz auf. Vorgaben an die klimaangepasste Gestaltung des Aussenraums und Anreize zu einer klimafreundlichen Mobilität erhöhen die Lebensqualität im Minergie-Areal. Areale müssen für die Zertifizierung eine Energiebezugsfläche von 3’000 m2 oder mehr und mindestens zwei Gebäude aufweisen sowie räumlich zusammenhängend sein.