Seit Ende August ist die Microsoft Cloud auch in der Schweiz in Betrieb. Haben Sie sich die beiden lokalen Datencenter zum 30-jährigen Jubiläum geschenkt?
Das könnte man wirklich so sagen ... Wir haben lange darauf hingearbeitet, diese Investition in der Schweiz tätigen zu können. Dass die beiden Datencenter genau dreissig Jahre nach der Gründung der Microsoft Schweiz online gehen, ist ein glücklicher Zufall. 

Wie kam es zum Entscheid, die Microsoft Cloud in die Schweiz zu bringen?
Wir haben in den letzten fünf Jahren unseren Kunden gut zugehört. In allen Gesprächen ist ganz klar herausgekommen, dass die Datenhaltung in der Schweiz für unsere Kunden wichtig ist. Wir sind stolz, dass wir jetzt in der Lage sind, das zu garantieren.

Sie haben über 30 Kunden am Start. Sind das alles Organisationen aus regulierten Industrien?
Nein, und das macht uns grosse Freude. Es sind Grossunternehmen, KMU und Start-ups aus allen Branchen sowie Organisationen der öffentlichen Hand. Zu den ersten Kunden gehören unter anderem UBS, Swiss Re, die Mobiliar, BKW Group, Skyguide, Stadt Zug, Exploris Health und Swisscom. Und es werden täglich mehr. Ein Muster ist nicht zu erkennen. Natürlich ist die lokale Datenhaltung für die regulierten Industrien besonders wichtig, weil sie hilft, die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Es gibt aber auch Unternehmen, die wollen ihre Daten einfach in ihrer Nähe haben oder von der stark verkürzten Latenzzeit profitieren. 

Marianne Janik ist seit Juli 2015 als Country Manager für die Leitung von Microsoft Schweiz zuständig. Zuvor verantwortete sie rund vier Jahre lang die Bereiche öffentliche Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen in der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. Die gebürtige Französin und promovierte Juristin engagiert sich sich stark für den Digitalen Wandel in der Schweiz, insbesondere in den Bereichen Innovation, Sicherheit sowie Aus- und Weiterbildung. Sie ist Mitglied des Executive Committee von Digital Switzerland und im Vorstand der Verbände ICT Switzerland und ASUT.

Weshalb ist die Cloud für die Schweizer Wirtschaft so wichtig?
Die Cloud hat sich als Innovationsplattform durchgesetzt. Sie ermöglicht zukunftsgerichtete Geschäftsmodelle, die Verwendung von künstlicher Intelligenz und branchenübergreifende Zusammenarbeit. Die Cloud demokratisiert den Zugriff auf moderne Technologien und ermöglicht Schweizer Unternehmen, egal ob Grosskonzern oder KMU, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Besonders interessant ist, dass es den Unternehmen in erster Linie nicht nur darum geht, die Effizienz zu steigern, sondern vor allem darum, ihre Innovationskraft zu stärken und neue Geschäftsfelder zu erschliessen. 

Sie garantieren jetzt die Datenhaltung auf Wunsch hier in der Schweiz. Wie gross ist das Interesse?
Die Nachfrage ist sehr gross und zwar von Unternehmen und Organisationen aus dem In- und Ausland. Auch bei Unternehmen und Organisationen in regulierten Industrien ist ein deutliches Umdenken spürbar, wenn es um den Einsatz von Cloudlösungen geht. Für die meisten Unternehmen und Organisationen ist die Frage nicht ob, sondern wann und wie sie in die Cloud auslagern.

Schweizer Unternehmen sind eigentlich eher zurückhaltend, wenn es um die Cloud-Nutzung geht ...
Wir sind in der Schweiz an einem Wendepunkt. Die Kunden haben sich intensiv mit der Cloud auseinandergesetzt. Der Grossteil der Unternehmen in diesem Land hat mittlerweile erkannt, dass die Cloud die effizienteste und modernste Form ist, wie man IT-Leistungen bereitstellen und konsumieren kann. Zudem haben sie auch verstanden, dass sie Mischmodelle wählen können, bei denen sie gewisse Daten bei sich behalten. 

«Microsoft hat in den letzten Jahren viel Erfahrung im regulierten Bereich aufgebaut, besonders auch in der Schweiz. Wir verfügen heute über das Wissen, die spezialisierten Werkzeuge und Prozesse, unsere Kunden belastbar und transparent in ihrer Risikoabschätzung zu unterstützen.»

Mittlerweile sagt ja sogar die Schweizerische Bankiervereinigung, dass an der Cloud kein Weg vorbeiführt ...
Genau, und solche Beurteilungen helfen natürlich sehr, die Unsicherheiten oder Vorurteile abzubauen. Wir sind froh, dass diese Diskussion über die Vorteile und Risiken der Cloud in der Schweiz so gründlich geführt wurde. Die Zeit der Diskussionen und der Pilotprojekte ist jetzt aber vorbei. Jetzt wird der Schalter umgelegt.

Was sagen Sie Kunden, die Angst vor unberechtigten Zugriffen auf die Daten in der Cloud haben?
Unsere Kunden setzen sich im Rahmen ihrer Risikosysteme stark mit diesem Thema auseinander. Nach der gründlichen Risikobeurteilung sind sie aber zum Schluss gekommen, dass das Risiko, dass die USA auf einer Datenherausgabe bestehen könnten, sehr gering ist. Microsoft hat in den letzten Jahren viel Erfahrung im regulierten Bereich aufgebaut, besonders auch in der Schweiz. Wir verfügen heute über das Wissen, die spezialisierten Werkzeuge und Prozesse, unsere Kunden belastbar und transparent in ihrer Risikoabschätzung zu unterstützen. Zudem gibt es mittlerweile auch in vielen Schweizer Anwaltskanzleien Spezialisten, die das Thema beurteilen können. 

«IT ist Mittel zum Zweck. Es kommt auf die richtige Kultur im Unternehmen an, damit der Nutzen der Technologie erkannt und sie dort eingesetzt werden kann, wo sie Vorteile bringt.»

Die Techfirmen haben aktuell nicht den besten Ruf. Was tun Sie dagegen?
Unsere Kunden wissen, dass wir uns in entscheidenden Punkten von andern Techunternehmen unterscheiden. Zum einen durch unser Geschäftsmodell: Wir sind nicht an den Daten unserer Kunden interessiert und wir werden unsere Kunden nie konkurrenzieren, das heisst wir werden weder Finanzdienstleistungen anbieten noch selbstfahrende Autos entwickeln. Microsoft verfügt über eine sehr lange Erfahrung im Geschäftskundenbereich. In der Schweiz arbeiten wir mit 4'600 Partnerorganisationen zusammen, die in allen Sprachregionen und allen Industrien zuhause sind. Das alles stärkt das Vertrauen. Wir wollen echte Partnerschaften auf Augenhöhe, bei denen beide Seiten Know-how aufbauen können. Und das nehmen uns unsere Kunden auch ab.

Kommen wir noch einmal auf Ihr Jubiläum zu sprechen. Microsoft ist jetzt seit 30 Jahren in der Schweiz. Fühlen Sie sich als amerikanisches Unternehmen in der Schweiz zuhause?
Wir fühlen uns nicht als amerikanisches Unternehmen, sondern als Schweizer Unternehmen, das global vernetzt ist. Wir begleiten viele Kunden bereits schon sehr lange und kennen deshalb deren Bedürfnisse und Herausforderungen bestens. Aus den ursprünglich drei Mitarbeitenden ist ein sechshundert Personen starkes KMU geworden. Wir engagieren uns in den Bereichen Innovation, Sicherheit und Bildung. Das heisst wir investieren weiter in die Schweizer Cloud-Infrastruktur, kämpfen gegen Cyber-Attacken und für den digitalen Frieden und setzen uns für eine zeitgemässe Ausbildung und praxisnahe Weiterbildung ein. Auch die jahrelangen Partnerschaften mit ETH und EPFL werden wir weiterpflegen und sogar ausbauen, zum Beispiel mit unserem neuen Mixed Reality & AI Zurich Lab, in dem wir gemeinsam mit der ETH praxisnahe Forschung und Entwicklung in den Bereichen Computer Vision und Augmented Reality betreiben. 

Jetzt einmal Hand aufs Herz: Was ist Ihre grösste Sorge, wenn Sie so in die Zukunft blicken?
Meine grösste Sorge ist, dass wir aufgrund unseres Wohlstands in der Gegenwart den Zug in die Zukunft verpassen. Meine Botschaft ist einfach: IT ist Mittel zum Zweck. Es kommt auf die richtige Kultur im Unternehmen an, damit der Nutzen der Technologie erkannt und sie dort eingesetzt werden kann, wo sie Vorteile bringt. Wir sind, was die Digitalisierung anbelangt, auf einem guten Weg. Aber warum nutzen nicht mehr Unternehmen die Chance, den Wandel aktiv zu gestalten? Wir brauchen mehr Mut, Offenheit und Neugierde um gemeinsam Neues zu denken und umzusetzen. 

 

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