Es ist der Höhepunkt der diesjährigen Saison: Der E-Prix in Monaco. Er zieht die Schönen und Reichen auf den Yachten im Hafen genauso an wie die Tausenden Zuschauer in der Fanzone, den Bars und auf den Tribünen. Die Elektro-Rennserie Formel E, 2014 von der FIA gegründet, fasziniert mehr und mehr auch eingefleischte Motorsportfans und ist aus dem internationalen Rennzirkus nicht mehr wegzudenken.
Das Team Panasonic Jaguar Racing startet diese Saison bereits zum dritten Mal in der jungen Elektro-Rennserie. Während im ersten Jahr das Sammeln von Erfahrungen mit der noch jungen Technologie im Fokus stand, stellten sich eine Saison später bereits erste Erfolge ein. Jaguar-Pilot Mitch Evans, 24, konnte sich am Ende über den siebten Schlussrang freuen. Schon damals prophezeite Teamchef James Barclay: «Mitch ist ein herausragender Fahrer. Er hat unglaubliches Talent, und wir sind froh, ihn im Team zu haben. Er steigert sich ständig und könnte der nächste Weltmeister sein.»
” ICH DANKE JEDEM EINZELNEN IM TEAM FÜR DIE TOLLE UND HARTE ARBEIT “
Diese Saison scheint der Knoten tatsächlich geplatzt: Der talentierte Neuseeländer schafft beim E-Prix in Rom im April für Jaguar Racing den ersten Sieg in einem Autorennen seit 1991. Die Freude ist riesig: «Ein fantastisches Rennen! Ich danke jedem Einzelnen im Team für die tolle und harte Arbeit.» Der Sieg kommt in Zeiten, in denen nicht nur die Konkurrenz immer stärker wird – mehr und mehr Werksteams grosser Hersteller sind mittlerweile in die Formel E eingestiegen. Auch die Technik hat in den letzten Jahren grosse Sprünge gemacht. Der in dieser Saison eingesetzte Jaguar I-TYPE 3 hat zum einen an Power zugelegt: Im Qualifying leistet der E-Bolide bis zu 340 PS (250 kW), im Rennmodus 270 PS (200 kW), beschleunigt in rasanten 2,8 Sekunden auf Tempo 100 und wird bis zu 280 km/h schnell. Zum anderen kommt der I-TYPE 3 dank der enorm gestiegenen Akkukapazität von neu 52 kWh (vorher 28 kWh) fast doppelt so weit: Ein Zwischenstopp im Rennen, wie in den Jahren zuvor, wird überflüssig. Die Elektrorenner fahren nun 45 Minuten am Stück im Renntempo.
” NEBEN MEINEM BRUDER IN DER FORMEL E ZU STARTEN, WÄRE FÜR MICH DAS GRÖSSTE “
Im Elektro-Fieber ist auch Simon Evans, 28. Mitchs älterer Bruder fährt diese Saison in der neu gegründeten Jaguar I-PACE eTROPHY um Punkte. Der Markenpokal, mit aerodynamisch und technisch modifizierten Elektro-Jaguar I-PACE gefahren, fasziniert den sympathischen Neuseeländer. «Alle haben die gleichen Voraussetzungen. Man muss deshalb das Maximum aus jedem Teil des Autos herausholen, um erfolgreich zu sein.» Und das macht Simon Evans bisher erfolgreich: Im ersten Rennen der neuen I-PACE eTROPHY im saudiarabischen Diriyya fährt er gleich auf Platz 1, landet bisher in jedem Qualifying mindestens auf dem dritten Rang. Evans lobt die tolle Arbeit der Ingenieure: «Jaguar hat wirklich einen hohen Standard bei der jungen Technologie gesetzt. Schon die Strassenversion des I-PACE ist auf Topniveau.» Genau wie das Serienfahrzeug leistet der eTROPHY-Rennwagen 400 PS, verfügt im sonst edlen Innenraum aber über einen Überrollkäfig, stärkere Bremsen und angepasste Aerodynamik-Elemente. Fürs Rennen in Monaco ist Simon Evans zuversichtlich: «Die Top 3 liegen drin.»
Derweil gilts für Bruder Mitch ernst. In der Qualifikation fährt er wegen Abstimmungsproblemen an seinem Boliden nur den zwölften Startplatz heraus. Doch im Rennen gibt er von Anfang an Vollgas und setzt dabei ein ab dieser Saison neu geschaffenes strategisches Mittel äusserst clever ein: den Attack Mode. Er steigert zweimal im Rennen die Leistung des I-TYPE 3 kurzzeitig um 25 kW, rund 34 PS. Runde um Runde holt Mitch auf und fährt schliesslich als Sechster über die Ziellinie. Vor dem nächsten Lauf in Bern (22. Juni) sowie dem die Saison abschliessenden Rennwochenende in New York (13./14. Juli) mit zwei Rennen hat Evans weiterhin allerbeste Chancen, seine Saison auf einem Podestplatz abzuschliessen. Derzeit liegt der Jaguar-Racing-Pilot mit 69 Punkten und Gesamtrang 6 nur 17 Punkte hinter dem Drittplatzierten André Lotterer.
Ähnlich gut stehen die Chancen für Bruder Simon in seiner Serie. Obwohl er in Monaco in einem von Safety-Car-Phasen unterbrochenen Rennen am Ende «nur» den vierten Platz belegt, liegt er im Zwischenklassement weiterhin auf Rang 3. Da darf er auch etwas träumen: «Es wäre das Grösste, eines Tages neben meinem Bruder in der Formel E zu fahren.» Die Evans sind von der Elektromobilität begeistert, und sie stehen damit nicht allein: Auch Prinz Albert von Monaco lässt es sich im Rahmenprogramm des Formel-E-GP nicht nehmen, sich in einem Jaguar I-PACE eTROPHY-Rennwagen über die Strecke chauffieren zu lassen – von keinem geringeren als von Ex-F1-Weltmeister Nico Rosberg. Wie sportlich die Rennversion des Crossovers Jaguar I-PACE ist, beweist Simon Evans kurz vor dem Rennen im Fürstentum auch seinem Bruder. Mit Mitch auf dem Beifahrersitz stürmt Simon den legendären Col de Turini hoch. «Es war cool, Mitch einen Einblick zu verschaffen, was ich dieses Jahr für ein Auto fahre», sagt Simon schmunzelnd. Und er ist sicher: «Dem E-Antrieb gehört die Zukunft.»
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Ein Wermutstropfen bleibt dem 28-Jährigen allerdings: «Beim E-Prix in Bern wäre ich gern dabei gewesen. Leider startet die eTROPHY dieses Jahr nicht in der Schweiz.» Allerdings konnten die Brüder zusammen mit ihrer Familie einen Roadtrip von Rom nach Paris machen – dabei kamen sie durch die Schweiz. «Nur schon bei unserem kurzen Zwischenstopp im Wallis war ich von der Schweiz beeindruckt. Das Land ist wunderschön, ich will schnellstmöglich zurückkehren.» Vielleicht schon zum nächsten E-Prix 2020 in Genf, zusammen mit seinem Bruder? Wer weiss? Träumen ist schliesslich erlaubt.
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