Den Mitarbeitenden ein Umfeld geben, in dem sie sich wohlfühlen, sinnorientiert arbeiten können und gesund bleiben, das ist das Ziel der Berner Kantonalbank (BEKB). «Wir orientieren uns dabei an unseren Unternehmenswerten Engagement, Vertrauen und Nachhaltigkeit», sagt Annina Michel, die bei der BEKB für Diversity und das Gesundheitsmanagement zuständig ist.
Vor allem bei der Rekrutierung von jüngeren Leuten wie Lernenden und Trainees seien Fragen nach flexiblen Arbeitsmodellen, zusätzlichen Benefits im Gesundheitsbereich, Möglichkeit zum flexiblen Arbeiten – zum Beispiel mit Home-Office – oder dem Umgang des Betriebs mit Themen der Chancengleichheit oder der LGBTIQ+-Community unterdessen immer häufiger. «Ihnen ist die Höhe des Lohns weniger wichtig als das Umfeld, in dem sie arbeiten werden», sagt Michel.
Das Label «Friendly Work Space» von Gesundheitsförderung Schweiz sei eine wertvolle Auszeichnung, die zum einen zeige, «dass wir uns systematisch für gute Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeitenden engagieren und die Arbeitgeberattraktivität steigern, dass wir aber auch ausserbetrieblich die Gesundheitsförderung weiterentwickeln». Die BEKB ist seit 2020 mit dem Label ausgezeichnet.
Unter dem Label «Friendly Work Space» hat die BEKB verschiedenen Programme lanciert. Bei «BONne Santé» erhalten die Mitarbeitenden einen Bon über 200 Franken pro Jahr, den sie in ihrer Freizeit im Bereich Bewegung und Entspannung einlösen können. Zum Beispiel für die Mitgliedschaft im Sportverein, Massagen oder den Besuch von Sport- und Entspannungskursen. «Im ersten Jahr hat etwa die Hälfte der Mitarbeitenden von diesem Angebot profitiert», sagt Michel.
Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Label «Friendly Work Space» hat die BEKB ein Sportprogramm lanciert. «Dabei suchen wir Mitarbeitende, die in einer Sportart selber versiert sind», sagt Michel. Diese können dann ein- bis zweistündige Schnupperlektionen für alle anderen BEKB-Mitarbeitenden anbieten – über den Mittag oder nach Feierabend.
Die Palette an Sportarten ist sehr breit: Sie geht vom konventionellen Lauftraining, Trailrunning und Outdoor-Fitness, das mitten im Zentrum der Stadt Bern in Parks und auf Treppen stattgefunden hat, über Hunde-Agility und Schwimm-Stunden bis hin zur Vollmondwanderung,Curling und Volleyball. Allfällige Kosten, beispielsweise für die Hallenmiete, übernimmt die BEKB.
«Dieses Sportprogramm halten wir ganz bewusst sehr niederschwellig. Wir wollen alle Mitarbeitenden zum Mitmachen motivieren – weder irgendein Fitnesslevel noch Vorkenntnisse sollen eine Rolle spielen», sagt Michel. So sollen insbesondere Personen angesprochen werden, bei denen die Bewegung noch nicht Teil ihres Alltags ist. «Das Ziel ist, dass die Mitarbeitenden spüren, wie gut das tut – und sie den Zugang zu einer Sportart finden.»
Die Erfahrung aus den bisherigen Schnupperkursen war sehr positiv: «Wer mitmacht, ist begeistert», sagt Michel. «Doch bei der Teilnahme haben wir noch Steigerungspotenzial.» Was nun sehr helfe, sei die Mund-zu-Mund-Propaganda. «Es haben sich aus den Schnupperkursen bereits zwei Gruppen gebildet, die sich wöchentlich über den Mittag zum Lauftraining oder Outdoor-Fitness treffen.» Für sie ist das ein schönes Erfolgserlebnis.
Zusätzlich dazu führt die Berner Kantonalbank im Rahmen vom Label «Friendly Work Space» Resilienz-Kurse durch. Also Kurse, die Mitarbeitenden helfen sollen, mit Alltags- und Arbeitsturbulenzen gut umzugehen, um psychisch und physisch gesund zu bleiben. «Wir stellen hier ein grosses Bedürfnis fest. Viele Mitarbeitenden interessieren sich für Kurse, die helfen, sich im Alltag zu organisieren und Belastung und Stress besser zu bewältigen», sagt Annina Michel. Das Unternehmen bietet einerseits Intensiv-Seminare an, andererseits ein Online-Modul über acht Sitzungen, die von externen Fachpersonen geleitet werden.
Ebenfalls unter das Thema betriebliches Gesundheitsmanagement fallen für Annina Michel Angebote, Teilzeitarbeit zu ermöglichen und zu fördern. «Wir schreiben konsequent alle Stellen mit einer Teilzeitmöglichkeit aus», sagt sie. «Vor allem bei den Männern und in Führungsfunktionen sind Vollzeitpensen noch vorherrschend. Wir wüschen uns, dass wir auch hier etwas mehr Diversität erreichen und künftig über statt im Durchschnitt des Branchenvergleichs liegen.» Ein neues Programm für eine flexible Laufbahnberatung fokussiert sich speziell auf Mitarbeitende, die auf die Pensionierung zugehen.
Spannend findet Annina Michel zudem den Austausch mit anderen Firmenverantwortlichen, die sie an Veranstaltungen wie dem Community-Event oder der Labelverleihung von Gesundheitsförderung Schweiz trifft. «Hier finde ich ein inspirierendes Netzwerk, in dem ich neue Inputs erhalte», sagt sie. So hat sie dort zur angeblich hohen Belastung und zum grossen Stress für die Mitarbeitenden in der Finanzbranche herausgefunden: «Stress und Belastung sind überall gross.» Sie vermutet daher eher ein gesamtgesellschaftliches und nicht ein branchenspezifisch Problem.
Die mentale Gesundheit sei in allen Branchen ein riesiges Thema. Durch die neuen Technologien sei alles schneller geworden. «Unser Grundsatz bei der BEKB ist, dass wir Leistung durch Vitalität ermöglichen wollen.» Darum investiert das Unternehmen in Resilienz-Seminare oder das Sportprogramm. «Wir wollen einen Weg aufzeigen, um in eine gesunde Balance zu kommen.»
Ob das Label «Friendly Work Space» im Unternehmen tatsächlich etwas verändert, versucht die BEKB über die regelmässigen Mitarbeiterbefragungen und das Management von Kurz- und Langzeitabsenzen herauszufinden. Michel sagt aber, dass Vergleiche momentan sehr schwierig seien, da die Pandemie in den letzten zweieinhalb Jahren zu grossen Verzerrungen geführt hat. Positiv für sie ist, dass die BEKB das betriebliche Gesundheitsmanagement durch das Label «Friendly Work Space» ganzheitlicher und strategischer angeht: «Konzeptionell agieren wir nun viel systematischer und damit viel durchdachter.»
Outdoor-Fitness über den Mittag, das von BEKB-Mitarbeitenden organisiert wird: Die Gruppe trifft sich einmal wöchentlich, um mitten in der Stadt Sport zu treiben.
Das Label «Friendly Work Space» setzt den Schweizer Qualitätsstandard für systematisch umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützt wird. Das Label stellt die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz aus, die von Kantonen und Versicherern getragen wird und einen gesetzlichen Auftrag hat.
«Systematisch umgesetztes betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich für eine Firma aufgrund der präventiven Wirkung und Massnahmen zu einer raschen Wiedereingliederung von Mitarbeitenden auch finanziell. BGM und speziell das Label ‹Friendly Work Space› wirkt zudem attraktiv auf Stellensuchende, was ein Vorteil für Unternehmen in der Rekrutierung ist. Mit Apprentice bietet Gesundheitsförderung Schweiz ein Angebot für Berufsbildende zur Förderung der psychischen Gesundheit von Lernenden», so Thomas Brändli, Projektleiter Kommunikation BGM.
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