Frau Colmenero, warum lohnt sich die Investition in ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)?
Gesunde Mitarbeitende sind motivierter, leistungsfähiger, kreativer, loyaler – das macht ein Unternehmen erfolgreicher und steigert die Attraktivität als Arbeitgeber.

Sind Mitarbeitende angeschlagen oder fallen sie aus, verursacht das Kosten. Stressbedingte Produktivitätsverluste kosten Unternehmen in der Schweiz jährlich mehrere Milliarden Franken.

Wie beeinflusst BGM denn den Unternehmenserfolg?
Ein systematisches Gesundheitsmanagement wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit der einzelnen Person aus, sondern auch auf das Arbeitsklima. Man fühlt sich wertgeschätzt, ist zufriedener und identifiziert sich mit dem Unternehmen. Das steigert die Leistungsbereitschaft. Und reduziert die Fluktuation – in Branchen mit Fachkräftemangel durchaus matchentscheidend. BGM reduziert aber auch die Absenzen.

«Wertschätzung ist ein wichtiger und einfacher Hebel für positive Veränderungen.»

Wie hoch ist da das Sparpotenzial? 
Studien zeigen, dass BGM rund 20 Prozent der Absenzkosten reduzieren kann. Das konkrete Sparpotenzial hängt von der Anzahl Mitarbeitender, der Lohnsumme und der Absenzquote ab. Was Arbeitgeber meist vergessen: Es gibt nebst diesen einfach kalkulierbaren Lohnfortzahlungen auch indirekte Kosten, wie zum Beispiel Lieferverzögerungen oder Know-how-Verluste. Diese sind sogar zwei- bis viermal teurer.

Wo setzt BGM an?
Auf allen Ebenen im Betrieb: Nicht nur bei den Arbeitsbedingungen und Prozessen, sondern auch bei der kontinuierlichen Sensibilisierung und Befähigung der Führungspersonen: Wie können sie gesunde, belastete oder kranke Mitarbeitende führen? Wie erkennen sie Frühsignale und können handeln, bevor jemand ausfällt? Der Fokus in der Führungsarbeit soll nicht nur auf den abwesenden Mitarbeitenden liegen. Und schliesslich: Wie kann sich jeder selbst Sorge tragen?

Was machen die meisten Unternehmen falsch?
In der Regel legt man den Fokus auf die kranken Mitarbeitenden. Aber wie geht es den anderen? Wertschätzung ist zum Beispiel ein wichtiger und einfacher Hebel für positive Veränderungen.