Am Anfang stand ein Geistesblitz: Die Idee des Briten Maurice Wilks, ein Fahrzeug zu entwerfen, das sich als Traktor wie als Geländewagen einsetzen lässt. Diese Idee hat Wilks nicht irgendwann und irgendwo, sondern im Frühjahr 1947 am Strand der Red Wharf Bay an der walisischen Küste. Kurzerhand zeichnet der 43-jährige Brite, technischer Direktor des Autoherstellers Rover, seine Vision mit den Fingern in den Sand – die erste Skizze der späteren Offroad-Ikone Land Rover Defender. Wilks ist nicht allein, sein Bruder Spencer begleitet ihn – und ist so begeistert von der Idee und der Form im Sand, dass sich die Brüder sofort danach an das Projekt machen.
Zum Geistesblitz kommt eine Idee, die bei heutigen SUV (zu) oft in Vergessenheit gerät: Was man nicht einbaut, kann nicht kaputtgehen. Die Brüder konstruieren ein Fahrzeug mit Leiterrahmen, Starrachsen und einer Alukarosserie – damals noch nicht aus Gewichtsgründen, sondern weil Alu nach Kriegsende billiger ist als Stahl. Festdach, abschliessbare Türen oder gefederte Sitze? Fehlanzeige, die Tüftler wollen den Steuerbonus für landwirtschaftliche Fahrzeuge nicht gefährden. Das in mildem Grün gehaltene Vehikel hat gelinde gesagt rustikale Fahreigenschaften. Der britische Premierminister Winston Churchill merkt nach der ersten Probefahrt an: «Ich habe mich gefühlt wie in einer verrückt gewordenen Waschmaschine.»
Der sagenhaften Karriere des Ur-Defender, der damals noch schlicht Land Rover heisst, tuts keinen Abbruch. Sowohl beim Publikum zur Weltpremiere 1948 als auch bei der Fachpresse kommt der Alleskönner bestens an. Und welches Fahrzeug kann in der Autogeschichte schon von sich behaupten, über 68 Jahre – von 1948 bis 2016 – ohne wirkliche Veränderung bestanden zu haben? Doch Mitte dieses Jahrzehnts muss sich der ungekrönte König der Offroader den neuen EU-Richtlinien zum Fussgängerschutz beugen: Ende Januar 2016 rollt der letzte von zwei Millionen Defender, wie er seit 1990 offiziell heisst, im englischen Solihull vom Band.
”Ich wollte ein Fahrzeug, mit dem man überall hinkommt"
Moment! Die Legende, dieser Sympathieträger, wird ohne Nachfolger eingestellt? Dieses Auto, das in zahlreichen TV-Shows wie Daktari zum Filmheld geworden war, in dem Marilyn Monroe oder Steve McQueen Platz nahmen und das selbst Queen Elizabeth II. für ihre Ausflüge aufs Land nutzt – verschwindet von der Bildfläche?
Natürlich nicht! Dachte sich Land Rover und entwarf den Nachfolger des Defender, der im September 2019 an der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt (D) Weltpremiere feierte. Die Neuauflage ist die Weiterentwicklung einer durch nichts zu bremsenden Ikone – fit gemacht fürs 21. Jahrhundert. Allein das Design: Auch der neue Defender ist fast zwei Meter hoch, Heck und Seiten fallen weiterhin fast senkrecht ab. Mit mehr Breite steht der Geländewagen nun aber deutlich massiver da. Als Hommage an die Ikone gibts unter den zwölf Rad-Dessins ein weiss lackiertes 18-Zoll-Stahlrad und weiterhin das am Heck montierte Reserverad. Als Clou bietet Land Rover bei drei Lackierungen eine Schutzfolierung an, die bei Sonneneinstrahlung Kratzer wieder verschwinden lässt.
Im Ur-Defender ging es eng zu. Diese Zeiten sind vorbei: Im Interieur, das dank pulver¬beschichteten Magnesiumflächen, echten Sichtschrauben in den Türen und leicht zu reinigenden Gummi-Fussmatten seinen robusten Charakter bewahrt, ist so viel Platz, das optional ein dritter (Mittel-)Sitz für die erste Reihe geordert werden kann. Während im Defender 90 so fünf oder sechs Personen Platz finden, sind es beim längeren 110 gar bis zu sieben – ein echtes Novum für den Geländekönig.
"Wir haben dem neuen Defender jenen Charakter verliehen, den man von ihm erwartet"
Obendrein gibts jetzt auch im Defender, was schon das Reisen in anderen Land Rovers angenehm macht: modernes Infotainment, das sich «over the air» selbst updatet, gestochen scharfes Head-up-Display, USB-Steckplätze, kabelloses Laden fürs Smartphone. Praktische Features gibts aber nicht nur innen. Mit ausfahrbarer, seitlicher Trittleiter können der Dachträger oder das optionale Dachzelt bequem erklommen werden, und mit dem seitlich montierbaren Zusatzkoffer passt noch mehr Gepäck rein als ohnehin schon: Der Raumriese bietet 1075 bis 2380 Liter Ladevolumen! Und die im vorderen Stossfänger untergebrachte, ferngesteuerte Seilwinde nimmt mit ihrem 45-Meter-Seil locker mehr als 4500 Kilo an den Haken.
Pünktlich zur Weltpremiere des Land Rover Defender hat Spielzeughersteller Lego die Neuauflage des Geländekönigs als Lego-Technics-Modell präsentiert. Der 42 Zentimeter lange, aus über 2500 Bauteilen bestehende Klötzchen-Defender ist im Detail fast so ausgeklügelt wie sein grosses Ebenbild und bietet ebenfalls Allrad, Einzelradaufhängung oder Seilwinde. Machen Sie mit bei der SI-SPORT-Leseraktion und Sie können einen von zwei Lego-Technics-Defendern gewinnen.
Machen Sie mit auf landrover-leseraktion.ch. Teilnahmeschluss: 25.10.2019
Statt Starrachsen gibts nun eine Einzelradaufhängung. So ist Komfort ohne Verlust des Geländetalents garantiert: Kombiniert mit der Bodenfreiheit (29 Zentimeter), einer Wattiefe von stolzen 90 Zentimetern, kurzen Überhängen und somit grossen Böschungswinkeln macht der Defender vor keinem Abenteuer Halt. Über das Terrain Response System lässt er sich auf jeden Untergrund trimmen. Die Kraft des Allradlers wird über ein mechanisches Mitteldifferenzial und ein aktives Differenzial hinten dosiert, womit keine Steigung zu steil ist. Und für bessere Orientierung bei der Geländefahrt gibt es das System «Clear Sight Ground View»: Frontkameras lassen auf dem Infotainment-Monitor die Haube unsichtbar werden – genial!
Bei den Antrieben fängt der neue Defender an, wo der alte nicht mal aufhörte: Zwei moderne Turbodiesel leisten 200 oder 240 PS, die Reihen-Benziner mit vier oder sechs Zylindern satte 300 oder 400 PS – wobei das P400- Topmodell immer als effizienter Mildhybrid mit 48-Volt-Bordnetz vorfährt. Stets dabei ist der Achtgang-Automat. Auch wenn die Queen ihr Urteil über den neuen Land Rover Defender noch nicht verkündet hat, wäre Ihre Majestät wohl «amused»: Trotz aller Moderne bleibt es beim ikonenhaften Design, der Innenraum bietet Hightech und mutet doch robust an. Und im Gelände macht dem Vorbild aller Offroader so schnell niemand etwas vor. Der Land Rover Defender wird die Karriere fortsetzen und weiter seinen Weg gehen – sei es durch Wüsten, Urwälder oder über die Berge unseres Planeten.
EXKLUSIVE VORPREMIERE DES LAND ROVER
Bereits zum fünften Mal finden im Mai 2020 die Invictus Games für verwundete Soldaten in Den Haag (NL) statt. Als Presenting Partner wieder mit dabei ist Jaguar Land Rover: Beim offiziellen Pre-Event wurde der noch getarnte Land Rover Defender gezeigt. Der Herzog von Sussex, Prinz Harry, Schirmherr der Invictus Games Foundation, liess es sich nicht nehmen, den Offroader zu bestaunen. «Die Teilnehmer der Invictus Games 2020 werden zu den ersten Menschen gehören, die den neuen Land Rover Defender fahren können», verkündete Jaguar Land Rover CEO Ralf Speth stolz. Die Invictus Games mit 500 Teilnehmern aus 19 Ländern finden nächstes Jahr vom 9. bis 16. Mai in Den Haag statt.