Das Jahr 2024 war für die Wirtschaft ein schwieriges Jahr. Das Wachstum gebremst haben die zögerlichen Zinssenkungen und schwache Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes (PMIs), ein Indikator für die wirtschaftliche Aktivität im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor. Doch 2025 könnte ein Jahr der Veränderung werden, angetrieben von politischen Entscheidungen, insbesondere in den USA und China, sowie von massiven Investitionen in Technologie.
Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und der anschliessende «Red Sweep», das heisst die Mehrheit der Republikaner im Senat und Kongress, haben den Rahmen für eine neue Dynamik an den Finanzmärkten geschaffen. Konkret sieht die Agenda der neuen US-Regierung Deregulierung und Steuersenkungen vor. Solche Massnahmen sind traditionell unternehmensfreundlich, da sie die Betriebskosten senken und das Geschäftsklima verbessern können. Neben den USA hat auch China Konjunkturmassnahmen angekündigt, die das Binnenwachstum ankurbeln sollen. Sollten die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt ihre Ankündigungen umsetzen, ist ein positiver Effekt auf die Wirtschaft zu erwarten.
Tech-Giganten wie Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Meta (Facebook) und Nvidia haben im vergangenen Jahr mehr als 200 Milliarden US-Dollar in Künstliche Intelligenz (KI) investiert. Sei es in den Ausbau der IT-Infrastruktur für Clouddienste, in strategische Beteiligungen an KI-Startups, in die Entwicklung von AR- und VR-Technologien oder in die Nutzung und Entwicklung von Hochleistungschips, die für die Verarbeitung der riesigen Datenmengen notwendig sind. Die Höhe der Investitionen verdeutlicht nicht nur das Potenzial, das die Unternehmen der Technologie zuschreiben, sondern lässt auf einen intensiven Wettbewerb schliessen, der den Technologiesektor in den kommenden Jahren prägen dürfte.
Die Hoffnungen auf KI liegen beispielsweise im Gesundheitswesen, im Finanzwesen sowie in Transport und Logistik. Sie erwarten Fortschritte bei der Diagnose und Behandlung, bei Handelsstrategien und der Betrugserkennung sowie beim autonomen Fahren und der Routenplanung. Auch in den Bereichen Bildung, Produktion, Energie und Medien soll sich Künstliche Intelligenz etablieren. Die Investitionswelle soll nach Aussagen von Managern in diesem Jahr weiter an Fahrt gewinnen. Dies dürfte die Wirtschaft weiter ankurbeln und neue Arbeitsplätze schaffen, vor allem in den Bereichen Technologie und Datenanalyse.
Die möglichen Auswirkungen der Zölle, die die USA ihren Handelspartnern auferlegen wollen, sind zur wachsenden Sorge für Investoren geworden. Dabei können sie auch Chancen bieten. Zölle, die oft als inflationär angesehen werden, da sie zunächst zu einer Verteuerung von Waren und Dienstleistungen führen, sind von Natur aus deflationär. Langfristig führen sie häufig zu einem Nachfragerückgang, der letztlich sinkende Preise für Güter und Dienstleistungen nach sich zieht. Im Falle der USA könnten Unternehmen als Reaktion auf die Zölle die inländische Produktion bevorzugen, um Zollrisiken zu minimieren. Die Konsequenz wäre eine Verlagerung der globalen Lieferketten, was sogar zu einer Stärkung der US-Wirtschaft führen würde. Die Unsicherheit, die Investoren mit den diskutierten Handelszöllen verbinden, könnte im Hinblick auf den US-Markt also auch Chancen eröffnen.
Mit dem Abnehmen des Inflationsdrucks gehen wir davon aus, dass die Zentralbanken die Zinsen in diesem Jahr weiter senken könnten, wenn auch in einem gemässigten Tempo. Die erleichterte Kreditvergabe und Investitionstätigkeit dürften dem Wirtschaftswachstum zugutekommen. Allerdings gibt es auch Faktoren, die unserer Einschätzung nach den Inflationsdruck aufrechterhalten könnten: Politische Massnahmen wie Konjunkturprogramme und eine strengere Einwanderungspolitik in den USA, die zu einer Verknappung des Arbeitskräfteangebots führen, dürften noch einige Zeit im Fokus der Zentralbanken bleiben. Eine neue Inflationswelle und die damit verbundene Verteuerung von Gütern und Dienstleistungen würde die Kaufkraft der Verbraucher beeinträchtigen und könnte die Zentralbanken zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen.
Auch in China diskutieren die Entscheidungsträger über weitere Konjunkturmassnahmen. Im vergangenen Jahr hatte die People's Bank of China die Zinsen mehrfach gesenkt. Es wird daher erwartet, dass Peking zunächst die Wirkung der bestehenden Stimulierungsmassnahmen evaluiert, bevor weitere Unterstützung gewährt wird. Die neuen Massnahmen könnten dazu beitragen, das Wachstum in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt zu stabilisieren. Dies dürfte auch die globalen Wachstumsaussichten verbessern.
Für Investoren ist es wichtig, nicht nur die Chancen, sondern auch die Risiken im Auge zu behalten: Was könnte die Rückkehr zu einem stabilen Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gefährden? Da wären zum einen die Auswirkungen eines möglichen Handelskrieges und eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage in China trotz der Konjunkturmassnahmen. Zum anderen könnten überzogene fiskalische Sparmassnahmen in hoch verschuldeten Ländern die Weltwirtschaft bremsen. Sollten diese Szenarien eintreffen, wären die Folgen unseres Erachtens ein geringeres Wachstum, eine niedrigere Inflation und niedrigere Zinsen.
Vieles deutet darauf hin, dass 2025 ein Jahr des Wachstums für die Weltwirtschaft werden könnte, angetrieben von politischen Veränderungen, Konjunkturprogrammen und massiven Investitionen in Technologie. Es gibt jedoch auch Risiken wie einen möglichen Handelskrieg und fiskalische Sparmassnahmen, die genau beobachtet werden müssen. In einem dynamischen Marktumfeld kann die Balance zwischen einem gut diversifizierten Portfolio und der Konzentration auf einzelne Wachstumsbereiche den Unterschied ausmachen. Es gilt also, wachsam zu bleiben, Risiken zu antizipieren und Anlagechancen aktiv zu nutzen. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, die bisherige Anlagestrategie zu überprüfen und den veränderten Bedingungen anzupassen.
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