Aufreger der Woche ist für mich der fortwährende Hype um die No-Billag-Abstimmung – auch das ein Signal, wie gut es uns geht: Andere Probleme haben wir offenbar nicht. Noch immer ist der Urnengang fast drei Monate entfernt, doch die Hysterie erklimmt immer neue Höhen. Dass die SRG-Gegner mit 57 Prozent vorn liegen, meldete die «Sonntagszeitung» via Umfrage auf der Frontseite, was die NZZ wiederum die Erhebung in Frage stellen und die SRG-Anhänger von einer «Pfuscharbeit» sprechen liess. Hauptkritik: In der Romandie würden gemäss Umfrage sogar 59 Prozent gegen die SRG stimmen – das sei wenig plausibel.
 
Doch dieser Befund hielt die NZZ nicht davon ab, am nächsten Tag über die grosse Unterstützung gerade von jungen Romands für No Billag zu berichten. Tenor: Die jungen Welschen wollten nur für etwas bezahlen, das sie auch nutzen – ein urliberales Argument, das ich sehr schätze und das mit jedem Tag an Bedeutung gewinnt. Gestern lieferte die NZZ selbst unfreiwillig noch ein zweites Argument: Dass sie ihre Lokalblätter mit den AZ Medien vermählt, zeigt den brutalen Konsolidierungs-Druck der Branche. Doch die SRG? Gönnt sich ein Sparprogramm, das aus privatwirtschaftlicher Sicht bestenfalls als mikroskopisch durchgeht: vier Prozent auf 1,25 Millarden Franken.
 
Da erstaunt es schon, wieviel Flankenschutz der Staatssender von den Kollegen der privaten Verlagshäuser erhält. Es wirkt fast, als fühlte sich der gesamte journalistische Berufsstand bedroht (von einigen löblichen Ausnahmen natürlich abgesehen...). Mit dem Hype um das Thema beweisen die Medienschaffenden nur, dass die viel zitierte Objektivität eine Mär ist: Wenn sie selbst betroffen sind, berichten sie besonders stark. Mehr Gelassenheit wäre gut. Relax.

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Dieser Text ist ein Auszug aus dem BILANZ-Briefing vom 8.12.2017.

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