Die Schweizer Börse erhält wohl noch im laufenden Jahr einen gewichtigen Zuzug: Mit dem traditionsreichen Industriekonzern SIG Combibloc plant ein Altbekannter die Rückkehr aufs Parkett. Der Hersteller von Verpackungen und Abfüllanlagen für die Getränke- und Nahrungsmittelindustrie will als börsenkotiertes Unternehmen weiter wachsen und gleichzeitig den Aktionären hohe Dividenden bezahlen.

«SIG ist bereit, um an die Börse zu gehen», sagte Konzernchef Rolf Stangl am Montag im Gespräch mit AWP. «Wir investierten stark ins Wachstum, verzeichnen ein gutes Momentum, was die Geschäftsentwicklung betrifft, und wir erzielen attraktive und stabile Cashflows.» Stangl hatte im Verlauf des Jahres die Möglichkeit einer Rückkehr an die Börse bereits angedeutet, sie kommt somit nicht überraschend.

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Onex bleibt grösster Aktionär

SIG-Aktien wurden zuletzt vor rund elf Jahren an der SIX Swiss Exchange gehandelt, ehe der schwerreiche Neuseeländer Graeme Hart die Gruppe aufkaufte und sie von der Börse nahm. Im November 2014 wechselte SIG den Besitzer erneut, die kanadische Investmentgesellschaft Onex schlug für 3,8 Milliarden Euro zu.

Nun plant auch Onex, zumindest teilweise Kasse zu machen. In den kommenden Monaten werde SIG über ein öffentliches Angebot (IPO) an die Börse gebracht, hiess es in einer Mitteilung. Je nachdem wie günstig sich das Marktumfeld dafür entwickle, sei die Ausgabe neuer SIG-Aktien mit dem Ziel eines Bruttoerlöses von rund 1 Milliarde Euro geplant. Die Mittel dienen in erster Linie zur Tilgung von Schulden.

«Durch den Börsengang will Onex das Aktionariat von SIG verbreitern», erklärte Stangl. Die Gesellschaft bleibe nach dem Börsengang jedoch mit einer Beteiligung von mindestens 50 Prozent grösster Einzelaktionär und besetze künftig zwei von acht Sitzen im Verwaltungsrat.

Wachstum in Asien

Für die neuen Anleger soll die SIG-Aktie eine Kombination aus Wachstums- und Dividendenpapier sein. Von 2007 bis 2017 wuchs die Gruppe jährlich im Durchschnitt mit 4 Prozent und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von knapp 1,7 Milliarden Euro. In derselben Zeitspanne kletterte die operative Marge auf Stufe EBITDA um 700 Basispunkte bis auf 27 Prozent.

Nach Regionen betrachtet erwirtschaftet das Unternehmen knapp die Hälfte des Umsatzes in der Region Europa/Naher Osten/Afrika, gegen 20 Prozent in Nord- und Südamerika sowie etwas über einen Drittel in Asien/Pazifik. Besonders stark werde in Asien investiert, hiess es. Zu den Kernmärkten zählen dort China, Vietnam und Thailand, während Indien und Japan als vielversprechende Märkte dazugekommen sind.

«Wir sehen grosses Wachstumspotenzial in Asien», zeigte sich Stangl zuversichtlich. Grundsätzlich soll SIG schneller als der Markt für sterile Kartonverpackungen wachsen, der über die nächsten fünf Jahre jährlich mit bis zu 4 Prozent zulegen dürfte. «Allein der asiatische Markt dürfte ein jährliches Wachstum von 6,5 Prozent erreichen, der Markt in Indien wächst gar mit rund 17 Prozent.»

SIG verspricht den Investoren nicht nur Wachstum, sondern auch «attraktive» Dividenden. Mit dem Verkauf von Füllmaschinen verknüpft mit langjährigen Lieferverträgen für Verpackungen, Verschlüsse und weiteren Dienstleistungen resultieren gemäss Stangl stabile und voraussehbare Cashflows, die dies ermöglichen.

Im Jahr 2019 will SIG rund 100 Millionen Euro an die Aktionäre ausschütten. In den folgenden Jahren soll die Ausschüttungsquote, also der Gewinnanteil der an die Aktionäre fliesst, zwischen 50 und 60 Prozent liegen.

SIG blickt auf 175 bewegte Jahre zurück

Die Geschichte von SIG ist lang und bewegt. Zu Beginn der Nullerjahre und bis zur Dekotierung im Mai 2007 - das Unternehmen war da bereits auf den Verpackungsbereich fokussiert - stellte sich SIG durch zahlreiche Ver- und Zukäufe neu auf. Weitere Transaktionen erfolgten unter der Ägide des neuen Besitzers Rank in den folgenden Jahren.

Den Namen SIG Combibloc führt das Unternehmen mit Sitz in Neuhausen am Rheinfall aber erst seit 2009, die Ursprünge liegen viel weiter zurück. Gegründet wurde es bereits 1853 unter dem Namen Schweizerische Waggon-Fabrik, später vor allem bekannt unter dem Namen Schweizerische Industrie-Gesellschaft (SIG).

Ursprünglich für die Produktion von Schienenfahrzeugen erschaffen, stellte SIG in seiner wechselvollen Geschichte später auch Strassenfahrzeuge, Seilbahnen oder Trams her. Bereits sieben Jahre nach der Gründung wurde auch die Produktion von Waffen aufgenommen. Bekanntheit erreichten etwa verschiedene Pistolen oder auch die Sturmgewehre 57 und 90 der Schweizer Armee. Aber auch in der Fabrikation von Verpackungsanlagen schaut SIG auf eine lange Tradition zurück, denn diese wurde schon 1906 und damit vor über 110 Jahren aufgenommen. Man darf SIG also guten Gewissens als Schweizer Industrie-Methusalem bezeichnen.

(awp/ccr)