Von «Veb.ch» zu «Swiss Accounting»: Warum dieser Namenswechsel des Verbandes?

Mit dem alten Namen Veb.ch hatten wir zunehmend Schwierigkeiten, vor allem jüngere Generationen anzusprechen. Viele konnten mit dem Akronym nichts anfangen, da es für «Vereinigung eidgenössisch diplomierter Buchhalter» stand – ein Begriff, der längst veraltet ist. Unser neuer Name Swiss Accounting spiegelt präzise unsere Kernkompetenzen. Zudem wollen wir auch schweizweit von allen Sprachregionen stärker wahrgenommen werden, nicht nur in der Deutschschweiz. Das soll sich auch im Namen zeigen.

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Kurz zusammengefasst: Welche Ziele verfolgt der Verband?

Unsere Ziele sind klar definiert: Förderung der beruflichen Weiterbildung unserer Mitglieder; Sensibilisierung der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik für den Wert unserer Abschlüsse; Stärkung des Netzwerks durch Regionalgruppen; Unterstützung von Kandidaten bei Diplom- und Berufsprüfungen; aktiver Einfluss auf die Weiterentwicklung der Accounting-Berufe, Vertretung der Interessen gegenüber Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie Beobachtung internationaler Entwicklungen und Kooperation mit ausländischen Fachorganisationen.

Wird es für Verbände nicht immer schwieriger, Mitglieder zu gewinnen?

Es ist kein Geheimnis, dass viele Vereine Schwierigkeiten haben, junge Menschen für eine Mitgliedschaft zu begeistern. Das zeigt sich auch bei uns in der Altersstruktur. Der demografische und gesellschaftliche Wandel spielt eine zentrale Rolle – jüngere Generationen sind digitaler aufgewachsen und haben andere berufliche und private Ansprüche.

Wie sehen Ihre Zahlen aus?

Wir können uns über Wachstum freuen und zählen bald 10 000 Mitglieder. Letztes Jahr haben wir schweizweit ein Mitgliederwachstum von 3 Prozent verzeichnet, in der Deutschschweiz sogar 4 Prozent. Ein wesentlicher Faktor war die Einführung der neuen Titel, die an eine Mitgliedschaft bei Swiss Accounting gebunden sind: Inhaberinnen und Inhaber des eidgenössischen Fachausweises können bei uns jetzt den Titel Bachelor Professional und diejenigen mit dem eidgenössischen Diplom den Titel Master Professional beantragen.

Müssen Titel unbedingt in englischer Sprache ausgewiesen werden?

Die internationale Vernetzung und der zunehmende Einfluss aus dem angloamerikanischen Raum haben gezeigt, dass Bachelor- und Mastertitel entscheidend für die Anerkennung unserer Abschlüsse sind. Ausländische HR-Verantwortliche kennen unser Weiterbildungssystem oft nicht. Die bisherige Übersetzung war für uns viel zu lang und daher unbrauchbar. Aus diesem Grund sind wir selbst mit geschützten Titeln – Bachelor beziehungsweise Master Professional Veb.ch in Accounting – vorgeprescht. Wir sind gespannt, wie sich diese Titel weiter etablieren werden.

Aber nur Ihre Mitglieder dürfen den Titel führen. Was kostet die Mitgliedschaft?

120 Franken im Jahr.

Welche Vorteile haben Mitglieder noch?

Unsere Mitglieder profitieren von zahlreichen Vorteilen: kostenlose Teilnahme an Netzwerk-Events und Webinaren, Rabatte auf Weiterbildungen, Gratiszugang zur Wissensdatenbank von Getabstract und vieles mehr. Der grösste Vorteil ist jedoch die Stärke eines kollektiven Auftritts. Dank unserer signifikanten Mitgliederbasis konnten wir die höchsten Einstufungen für Fachausweis (Stufe 6 wie ein Bachelor) und Diplom (Stufe 8 wie ein Master) im nationalen Qualifikationsrahmen Berufsbildung durchsetzen. Dies wäre ohne eine starke Vertretung nie möglich gewesen.

Was bieten Sie Ihren Mitgliedern in der Aus- und Weiterbildung?

Zusammen mit dem Kaufmännischen Verband Schweiz führen wir aufgrund des Bundesgesetzes über die Berufsbildung und der zugehörigen Verordnung eine Berufs- und Höhere Fachprüfung zum Erwerb des eidgenössischen Fachausweises beziehungsweise eines Diploms durch. Wir arbeiten permanent daran, dass unsere Prüfungen den aktuellen Marktanforderungen entsprechen. Bezüglich Weiterbildung bieten wir eine Fülle von aktuellen Tagesseminaren, Lehrgängen und weiteren Kurzveranstaltungen an.

Welche Veranstaltungen sind das konkret?

Erstens veranstalten wir Tagesseminare zu aktuellen Themen, so etwa zur OECD-Mindestbesteuerung oder zu den neuesten gesetzlichen Änderungen im Steuer-, Rechnungslegungs-, Sozialversicherungs- und Aktienrecht. Diese Seminare bieten praxisnahes Wissen, das unseren Mitgliedern hilft, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Zweitens bieten wir zertifizierte Lehrgänge und CAS-Programme an. Diese ermöglichen unseren Mitgliedern, ihr Wissen zu vertiefen und gleichzeitig anerkannte Abschlüsse zu erwerben. Wir haben derzeit 25 Lehrgänge im Angebot, die thematisch auf bereits bekannten Inhalten aufbauen und ein tieferes Verständnis vermitteln. Und drittens veranstalten wir unter dem Titel «Praxis Kompakt» halbtägige und ganztägige Veranstaltungen. Diese Formate sind ideal, um Wissen aufzufrischen oder spezifische Themen zu vertiefen, die im beruflichen Alltag weniger häufig vorkommen. Das Ziel all dieser Angebote ist, unseren Mitgliedern praxisnahe Weiterbildung zu ermöglichen, die sie in Bereichen wie Rechnungslegung, Steuern, Führung oder Digitalisierung unterstützt und weiterbringt.

Sie sind seit einem Jahr im Amt und haben einiges verändert – ein neuer Verbandsname, das Mitgliedermagazin wurde relauncht, es gibt neue Berufsbezeichnungen. Was kommt als Nächstes?

Für uns ist es wichtig, dass wir unsere Mitglieder bei allen Herausforderungen im Markt eng begleiten und sie unterstützen. Das wollen wir weiter ausbauen. Das können beispielsweise noch mehr Tools und praktische Checklisten sein und natürlich unsere umfangreichen Aus- und Weiterbildungsangebote. Unser Motto lautet «You will never walk alone» – wir wollen unsere Mitglieder erfolgreich machen für die Zukunft.

Dieter Pfaff

Der Präsident Dieter Pfaff ist seit 2023 Präsident von Swiss Accounting und gleichzeitig Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich. Seine Forschungsgebiete sind Rechnungslegung und Controlling, Verrechnungspreise und Performancemessung. Pfaff schloss 1992 seine Habilitation an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ab und lehrt seit 1994 an der Universität Zürich.

Der Verband Der grösste Schweizer Fachverband für Rechnungslegung, Controlling und Rechnungswesen vertritt den Berufsstand als OdA (Organisation der Arbeitswelt). Gesamtschweizerisch hat der Verband knapp 10 000 Mitglieder und ist Prüfungsträger (mit dem Kaufmännischen Verband Schweiz) der eidgenössischen Prüfungen zum Fachausweis Finanz- und Rechnungswesen und zum Diplom Rechnungslegung und Controlling. www.swissaccounting.org

Welche regulatorischen Änderungen sind für Ihre Mitglieder aktuell besonders relevant?

Themen wie die Teilrevision der Mehrwertsteuer, die Änderung des Berufsbildungsgesetzes (BBG), die OECD-Mindestbesteuerung, Änderungen des Automatischen Informationsaustauschs (AIA) sowie die Berichterstattung zur nachhaltigen Unternehmensführung sind zurzeit von grosser Bedeutung. Auch Reformen in den Sozialversicherungen wie etwa aktuell der AHV und der beruflichen Vorsorge beeinflussen unsere Arbeit stark. Wir wünschen uns von der Politik klarere Vorgaben und eine stärkere Berücksichtigung der Praxis, besonders in Bezug auf neue Anforderungen in der Rechnungslegung.

Erledigt in Zukunft nicht sowieso die künstliche Intelligenz sämtliche Finanzthemen?

In der Tat prägen Digitalisierung und Automatisierung die Branche zunehmend. Routinearbeiten fallen weg, dafür gewinnen Analyse und Entscheidungsvorbereitung an Bedeutung. Künstliche Intelligenz ist für uns eher eine Chance als ein Risiko. Sie wird das Arbeitsfeld spannender machen, indem sie uns von manuellen Prozessen entlastet. Für versierte Fachkräfte entstehen neue Möglichkeiten, beispielsweise durch den Einsatz von Low-Code-Technologien oder KI-unterstützte Finanzmodelle. Finanzfachleute können künftig schneller Unregelmässigkeiten erkennen und die Qualität ihrer Arbeit steigern. Dennoch: Die menschliche Expertise bleibt unverzichtbar. Es wird in Zukunft vermehrt darauf ankommen, sich kontinuierlich weiterzubilden und ein tiefes Verständnis für IT zu entwickeln. Hier wollen wir mit unseren Aus- und Weiterbildungsprogrammen unterstützen.

«Inhaberinnen und Inhaber des eidgenössischen Fachausweises können bei uns jetzt den Titel Bachelor Professional und diejenigen mit dem eidgenössischen Diplom den Titel Master Professional beantragen.»

 

Arbeiten Sie bei Ihren Weiterbildungsangeboten auch mit Hochschulen zusammen?

Absolut. Wir pflegen enge Kooperationen mit renommierten Hochschulen und Bildungseinrichtungen. Diese Partnerschaften stellen sicher, dass unsere Ausbildungen auf akademischer Ebene anerkannt werden. Zu unseren etablierten Partnern gehören das Schweizerische Institut für Betriebsökonomie (SIB), die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) und die Berner Fachhochschule. Letztere bietet zum Beispiel einen Studiengang zum Executive Master of Business Administration (Emba)/Controlling & Consulting für eidgenössisch diplomierte Experten und Expertinnen in Rechnungslegung und Controlling an. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit der Controller Akademie zusammen, an der wir mit 49 Prozent beteiligt sind. Diese Akademie bietet hoch qualifizierte Lehrgänge und Repetitionskurse an, etwa für den Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen.

Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen ein grosses Thema. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Auch wir spüren den Fachkräftemangel deutlich. Besonders in den Bereichen Buchführung, Rechnungslegung, Controlling und Steuern ist es für Unternehmen zunehmend schwierig, qualifiziertes Personal zu finden.

Wie können Sie Ihren Mitgliedern helfen?

Wir setzen auf Informationskampagnen und Kooperationen mit Ausbildungsinstitutionen, um potenzielle Nachwuchskräfte frühzeitig für unsere Berufe zu begeistern. Wir möchten sicherstellen, dass unsere Mitglieder durch lebenslanges Lernen stets auf dem neuesten Stand bleiben und sich leicht an neue Rollen anpassen können.

Warum sollten junge Menschen eine Karriere im Accounting in Betracht ziehen?

Diese Berufe bieten vielseitige und zukunftssichere Karrieremöglichkeiten. Besonders die Flexibilität ist ein grosser Vorteil – viele Aufgaben können im Homeoffice erledigt werden, was eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht. Auch Teilzeitarbeit ist in diesen Berufen weit verbreitet, was es jungen Menschen leichter macht, ihre beruflichen und privaten Ziele in Einklang zu bringen. Hinzu kommt, dass die Buchführung und Rechnungslegung gesetzlich vorgeschrieben sind, was für eine hohe berufliche Beständigkeit sorgt. Unternehmen werden immer Fachkräfte in diesen Bereichen benötigen, was den Beruf nicht nur krisensicher, sondern auch langfristig attraktiv macht.