Das für den mehrfachen Einsatz entworfene Raumfahrzeug Nyx soll Raumstationen bedienen und im Jahr nach seinem für 2026 geplanten Erstflug an die ISS andocken. Nyx wurde vom deutsch-französischen Startup The Exploration Company entwickelt und ist das erste europäische Pendant der Raumkapsel Crew Dragon von SpaceX – ein Sinnbild für Europas Raumfahrtpotenzial.

Als Gründungsmitglied der ESA sieht die Schweiz dem nicht tatenlos zu. Vom 1969 von der Apollo-11-Mission auf dem Mond aufgestellten Sonnensegel bis hin zur Entwicklung eines Moduls für die Raumkapsel Orion, das für zentrale Funktionen wie das Antriebssystem zum Transport der Astronauten um den Mond zuständig ist – die Schweiz nennt ausgereifte Weltraumtechnologien ihr Eigen.

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Diese kühnen Projekte stehen symbolisch für die von disruptiven Unternehmern vorangetriebene Metamorphose des Raumfahrtsektors. Dieses Erkundungsgebiet schafft bereits jetzt völlig neue Anlagechancen und dürfte Citi zufolge bis 2040 Einnahmen in Höhe von 1 Billion Dollar jährlich erwirtschaften.

Der Autor

Rolando Grandi, CFA, Fondsmanager für internationale und thematische Aktien, La Financière de l’Échiquier (LFDE), Paris.

Ein aufkommender Megatrend

Die Weltraumrevolution greift um sich und ist in strategischer und wirtschaftlicher Hinsicht bedeutsam: Bis 2045 dürfte der derzeit 400 Milliarden Dollar schwere Raumfahrtmarkt nach Schätzungen von PwC und der Bank of NY Mellon ein Volumen von 2,7 Billionen Dollar erreichen, was mehr als dem Dreifachen des schweizerischen Bruttoinlandprodukts entspricht. Die Verlagerung der Raumfahrtaktivitäten vom öffentlichen Sektor in die Privatwirtschaft – der Weltraum 2.0 – wird von einem drastischen Preissturz begleitet: Die Beförderung von einem Kilogramm Masse in die Erdumlaufbahn kostet heute zehnmal weniger als vor zwanzig Jahren. Dieser Paradigmenwechsel demokratisiert den Zugang zum Weltraum, begünstigt den Aufschwung florierender Branchen und sorgt für Möglichkeiten der Weltraumnutzung.

Eine neue Generation von privaten Akteuren und vermehrte Börsengänge tragen zu dieser Revolution bei. Ein Beispiel hierfür ist die kürzlich erfolgte Börsennotierung von Intuitive Machines, einem Anbieter von Infrastruktur für den Mond. Mit sage und schreibe 150 geplanten Missionen zur Erforschung des Mondes bis 2030 dürften allein die Missionen zur Beförderung von Astronauten, Versorgungsgütern und Infrastrukturen einen starken Wachstumsmotor für die Raumfahrtwirtschaft darstellen und Schätzungen von Northern Sky Research zufolge im kommenden Jahrzehnt 216 Milliarden Dollar erwirtschaften.

 

Raumfahrtbranchen im Vormarsch

Ausserdem werden unablässig neue Unternehmen in das Anlageuniversum aufgenommen, die Weltraum- oder Begleittechnologien wie Konnektivität, Cloud Computing oder 3D-Druck nutzen, entwickeln oder davon profitieren. Der additive Fertigungssektor erfreut sich zunehmender Beliebtheit und wird Schätzungen von Grand View Research aus dem Jahr 2021 zufolge zwischen 2021 und 2028 ein jährliches Wachstum von rund 21 Prozent aufweisen. Die additive Fertigung dient insbesondere der Herstellung von wesentlichen Komponenten für Motoren, Raumfahrzeugträger und Satelliten. Hierfür verantwortlich sind Akteure wie Velo3D, der auf dem Gebiet der additiven Metallfertigung führend ist, und Redwire, seinerseits führend im Bereich der Weltrauminfrastrukturen und spezialisiert auf Weltraumfertigung.

 

Das Leben auf der Erde verbessern

Neben seiner sinnvollen Nutzung steht der Weltraum 2.0 vor einer weiteren Fragestellung: Wie lässt sich das Leben auf der Erde vom Weltraum aus verbessern? Es existieren bereits zahlreiche Entwicklungsansätze, angefangen bei der Überwindung der digitalen Kluft bis hin zur Beobachtung des Klimawandels. Immer mehr Projekte belegen täglich den strategischen Nutzen von Weltraumdaten.

Maxar zum Beispiel besitzt wohl einzigartige Kompetenzen in Bezug auf hochauflösende Bilder, während Planet für 2023 den Start mehrerer hochauflösender Satelliten – der Pelican-Konstellation – plant, die die Entwicklung von Naturkatastrophen überwachen und den Klimawandel beobachten sollen.

Die Industrie der Erdbeobachtung befindet sich im Umbruch und hat sich mit deutlich kleineren Satelliten, die auf näheren Erdumlaufbahnen kreisen (500 Kilometer), sowie dem Einsatz von künstlicher Intelligenz neu erfunden. Laut Euroconsult könnte der Markt für Erdbeobachtungssatelliten bis im Jahr 2030 um 16 Prozent wachsen.

Die gute Auftragslage und umfangreiche Dienstleistungsverträge verschaffen den Unternehmen erhebliche Sichtbarkeit. Dadurch wird die sich bereits im Gange befindende Weltraumrevolution weiter vorangetrieben. Die hiermit verbundene wirtschaftliche Chance ist zwar eher langfristiger Natur, eröffnet jedoch schon heute völlig neue Anlagechancen, deren Potenzial längst nicht ausgeschöpft ist. Die Weltraum-Odyssee beginnt jetzt.