«Was vor 10–15 Jahren noch als Science Fiction galt, ist heute wissenschaftliche Realität», sagt Jason Akus, Leiter des Bereichs Healthcare Investments bei Abrdn. «Und die Entwicklungen der Biotechnologieindustrie ziehen zunehmend auch private Investoren an.» Verstärkend wirkt hier die künstliche Intelligenz (KI). Sie revolutioniert die Entdeckung neuer Arzneimittel und beschleunigt die Entwicklungsfristen erheblich, was zu einer Zunahme von Investitionen in innovative Startups führt. «Besonders Gen-Editing-Technologien, die auf seltene Krankheiten abzielen, gewinnen an Bedeutung aufgrund ihres enormen Potenzials zur Generierung erheblicher Gewinne», so der Experte.

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Auch Unternehmen aus den Bereichen Immunologie und Entzündungen sowie Therapien für seltene Krankheiten stehen im Fokus. «Diese spezialisierten Nischen bieten dank niedrigerer Entwicklungskosten und schnellerer regulatorischer Zulassungswege attraktive Investitionsmöglichkeiten», meint Akus. «Ein weiterer wachsender Bereich ist die Entwicklung von Adipositas-Therapien, mit Medikamenten wie Ozempic an der Spitze eines intensiven Wettbewerbs.»

 

Risiken im Biotechnologiesektor

Die Chancen sind also gut. Anderseits aber sind Investitionen im Biotechnologiesektor mit Risiken verbunden. «Diese Risiken müssen Privatanleger sorgfältig abwägen», warnt Akus. «Die Misserfolgsquote bei klinischen Versuchen ist hoch und eine Gefahr für Anlegende.» Etwa 90 Prozent der Arzneimittelkandidaten scheitern, was zu finanziellen Verlusten führt. Die Unsicherheit durch Regulierungsbehörden wie die Food and Drug Administration (FDA) verstärkt dieses Risiko. Marktvolatilität und hoher Cash-Burn bei Biotech-Firmen, besonders in der Frühphase, stellen weitere Herausforderungen dar. Wettbewerbsdruck kann zudem vielversprechende Medikamente obsolet machen.

In diesem Sektor, der für plötzliche Rückschläge bekannt ist, spielt Diversifizierung daher eine noch zentrale Rolle bei der Risikosteuerung. «Die Aufteilung der Investitionen in verschiedene Unternehmen, Entwicklungsstadien und Therapiebereiche mildert die Auswirkungen eines einzelnen Verlusts», erläutert Akus. Eine Mischung aus spekulativen Frühphasenfirmen und etablierten, umsatzstarken Unternehmen bietet ein ausgewogenes Risikoprofil. In seinen Augen verbessern Anlagevehikel wie börsengehandelte Fonds (ETFs) oder Investmentfonds die Diversifizierung, indem sie eine breite Palette von Firmen in einer einzigen Anlage umfassen. Sein Fazit: «Während diese Ansätze nicht immun gegen sektorweite Abschwünge sind, temperieren sie die Volatilität und bieten einen widerstandsfähigen Rahmen zur Navigation in der Biotechnologie.»

 

Ein Blick in die Zukunft

Investoren, die den langfristigen Erfolg von Biotech-Unternehmen beurteilen möchten, sollten laut Akus einen vielschichtigen Ansatz wählen. «Eine robuste Pipeline, insbesondere mit Kandidaten in fortgeschrittenen klinischen Stadien, signalisiert die Nähe zur Umsatzgenerierung und ein geringeres spekulatives Risiko.» Unternehmen mit ausreichenden Barreserven sind besser in der Lage, den Betrieb über längere Entwicklungszeiträume aufrechtzuerhalten. Das Fachwissen des Managements, besonders von Führungskräften mit nachgewiesenen Erfolgen bei der Zulassung, erhöht die Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Strategische Allianzen mit etablierten Pharmariesen weisen oft auf das Potenzial eines Unternehmens hin, das für eine Übernahme in Frage kommt. Zudem müssen die Neuartigkeit und der wissenschaftliche Wert der Technologie eines Unternehmens genau geprüft werden. «Langfristiger Erfolg hängt von einer Synergie aus finanzieller Disziplin und Innovationskraft ab», betont Akus.

 

Anlageinstrumente für den Biotech-Sektor

Investoren haben Zugang zu verschiedenen Instrumenten für ein Engagement in der Biotechnologie. Börsengehandelte Fonds (ETFs) bieten diversifizierte Portfolios von Biotech-Aktien zu niedrigen Kosten und spiegeln oft die Performance des gesamten Sektors wider. Investment- oder geschlossene Fonds sind eine Alternative. Direktinvestitionen in einzelne Aktien sind hingegen wirklich nur für risikobereite Anleger interessant, während Risikokapitalfonds auf junge Unternehmen zielen, aber hohen Kapitalbedarf und geringe Liquidität erfordern. «ETFs, Investmentfonds und geschlossene Fonds sind zugängliche Optionen», erklärt Akus.

Abschliessend bleibt festzuhalten: Der Biotechnologiesektor bietet für Privatanleger sowohl vielversprechende Chancen als auch erhebliche Risiken. Mit einer sorgfältigen Analyse, Diversifizierung und einem klaren Verständnis der Marktmechanismen können Anleger jedoch von den transformativen Entwicklungen in der Biotechnologie profitieren.