In ihrer mehr als zweihundertjährigen Geschichte haben Covered Bonds noch nie einen Ausfall verzeichnet. Der Grund dafür liegt in ihrer doppelten Besicherung. Zum einen haben die Anlegenden einen Anspruch gegenüber dem emittierenden Institut, zum anderen sind Covered Bonds durch einen Deckungsstock von Hypothekendarlehen oder Schuldtiteln der öffentlichen Hand geschützt. Das macht sie zu einer der sichersten Anlageklassen. Trotzdem bieten Covered Bonds stetige und attraktive Renditen.  Mit einem ausstehenden Volumen von rund 3 Billionen Euro ist der Covered-Bonds-Markt sehr gross. Die wichtigsten Emittentenländer sind Dänemark, Deutschland, Frankreich, Spanien und Schweden.

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Nachdem sich die Spreads für Covered Bonds im Jahr 2022 bereits ausgeweitet hatten, setzte sich dieser Trend 2023 fort. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu der starken Verengung der Spreads, die im vergangenen Jahr über alle Segmente der Kreditmärkte zu beobachten war und in Einklang mit der risikofreudigen Stimmung am Markt stand. Grund für diese Spreadausweitung war das unerwartet hohe Volumen an Covered-Bond-Emissionen im Jahr 2023 als Reaktion auf die Änderungen der Europäischen Zentralbank an ihrem Programm für gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte – und nicht etwa unzureichende Fundamentaldaten, die solch weite Spreads gerechtfertigt hätten.

Der Renditevorteil von Unternehmensanleihen gegenüber Covered Bonds hat sich also verringert. Vor diesem Hintergrund können Anlegende von einem sehr attraktiven Einstiegsniveau bei Covered Bonds profitieren.

Geringeres Angebot erwartet

Historisch haben Covered Bonds in wirtschaftlich schwierigen Zeiten jeweils besonders gut abgeschnitten. Gegenwärtig rechnet der Markt zwar optimistisch mit einer weichen Landung, doch selbst in diesem Szenario dürften Covered Bonds gut performen. Im Vergleich zu Investment-Grade-Unternehmensanleihen sollten sie im laufenden Jahr eine höhere risikoadjustierte Rendite bieten.

Dank ihrer äusserst defensiven und sicheren Eigenschaften werden Covered Bonds oft als Alternative zu europäischen Staatsanleihen angesehen. In Anbetracht der angespannten Haushaltslage in den meisten Ländern ist 2024 mit einem erheblichen Nettoangebot an europäischen Staatsanleihen zu rechnen. Dies steht im Gegensatz zu dem erwarteten Rückgang des Angebots an Covered Bonds, welches in diesem Jahr rund 40 Prozent geringer sein dürfte als 2023. Dies ist vor allem auf die rückläufige Nachfrage nach Hypothekarkrediten vor dem Hintergrund stark angestiegener Zinsen zurückzuführen. Denn grundsätzlich korreliert die Emissionstätigkeit am Covered-Bond-Markt mit der Konjunktur an den Hypothekarmärkten. Zudem haben die europäischen Banken ihre langfristigen EZB-Kredite bereits 2023 grösstenteils zurückgezahlt, wozu sie für sie günstigere Covered Bonds ausgegeben haben. Im laufenden Jahr sind nur geringe Rückzahlungen geplant, ausserdem verfügen die Banken der Eurozone über reichlich Liquidität. Diese gegenläufige Entwicklung des Angebots sollte die Bewertungen von Covered Bonds stützen und die Anlageklasse auch im aktuellen Umfeld zu einem attraktiven Investment machen.

Chancen in Süd- und Osteuropa

In Anbetracht der hohen Sicherheit und der strikten Regulierung betrachten viele Anlegende Covered Bonds als langweilige und unkomplizierte Anlageklasse. Entsprechend wählen sie oft eine passive oder eine Buy-and-Hold-Strategie. Doch das ist ein grosser Trugschluss. Der Markt für Covered Bonds ist in vielerlei Hinsicht ineffizient und komplex. Das Spektrum reicht von neuen Emittenten, die Anlegende mit einer Prämie locken, um ihre Emission zu platzieren, bis hin zu Ratingmethoden, die dem Geschäftsmodell bestimmter Emittenten nicht in vollem Umfang Rechnung tragen. Mit einem aktiven Investitionsansatz können sich Anlegende diese Ineffizienzen und Komplexitäten zunutze machen.

Obwohl die Aussichten für Covered Bonds insgesamt gut sind, sollten Anlegende auf regionaler Ebene einen selektiven Ansatz verfolgen. Entgegen der landläufigen Meinung sind Covered Bonds in Süd- und Osteuropa derzeit besonders attraktiv. Einerseits weisen diese Regionen attraktive Fundamentaldaten auf. Zum anderen sind die dort ansässigen Banken nur in geringem Masse in Gewerbeimmobilien engagiert und daher von den derzeitigen Turbulenzen in diesem Sektor weniger stark betroffen. In Skandinavien und Deutschland hingegen umfasst der Deckungsstock auch viele Gewerbeimmobilien. Die Anlegenden werden jedoch nicht ausreichend für dieses erhöhte Risiko entschädigt.

Henrik Stille ist Portfoliomanager des Nordea 1 – European Covered Bond Fund