Als der Westernfilm «The Magnificent Seven» 1960 in die US-Kinos kam, war Bill Gates gerade einmal fünf Jahre alt. Auch Steve Jobs, ebenfalls Jahrgang 1955, hätte – theoretisch – den Kinostart live miterleben können. Andere kamen später auf die Welt, haben aber mittlerweile ebenfalls selbst Geschichte geschrieben: Menschen wie Wilmot Reed Hastings, Co-Gründer von Netflix, oder Jen-Hsun Huang, CEO und Gründer von Nvidia. Dazu kommen Jeff Bezos mit Amazon wie auch Sergey Brin und Larry Page, die Google-Gründer, beide Jahrgang 1973. Mark Zuckerberg feiert in diesem Jahr seinen vierzigsten Geburtstag – er ist damit der jüngste CEO und (Mit-)Gründer der sieben grossen Tech-Firmen, die man seit Mai 2023 zu den «glorreichen sieben» der Tech-Aktien zusammenfasst.
Nicht alle halten das Tempo
Michael Hartnett, Chefstratege bei der Bank of America und bekennender Fan des Films aus dem Jahr 1960, prägte den Begriff der «glorreichen sieben» der Tech-Aktien. Er hat den Namen in einem Aktienresearchbericht kurz nach der Pleite der Silicon-Valley-Bank und den dadurch ausgelösten Turbulenzen an den Börsen erstmals verwendet. Zunächst hatte man Facebook, Amazon, Netflix und Google zu den «Fang»-Aktien zusammengefasst, doch als aus Facebook Meta und aus Google Alphabet wurde, funktionierte das Akronym nicht mehr. «Der Film ‹The Magnificent Seven› lief während meiner Kindheit ständig zu Weihnachten im Fernsehen», erklärte sich Hartnett kürzlich gegenüber CNN. «Nach den Bankenpleiten vom Frühling 2023 suchten Investoren Sicherheit – und die monopolistisch auftretenden Tech-Firmen vermittelten den verunsicherten Investoren dieses Gefühl der Sicherheit in unsicheren Zeiten.» Hartnett fand sieben passende Tech-Werte – ergänzte die vier bestehenden Unternehmen mit Microsoft, Apple und Nvidia –, und so kam es zum neuen Namen.
Tatsächlich hatten die Aktien der glorreichen sieben 2023 den Benchmark S&P 500 bei weitem geschlagen: Apple und Microsoft waren mit plus 48 und plus 57 Prozent eher Nachzügler. Nvidia hängte hingegen mit plus 239 Prozent alle ab, lediglich Meta blieb ihnen mit plus 194 Prozent nur halbwegs auf den Fersen. Die weiteren Aktien lagen dazwischen. Gemäss den Analystinnen und Analysten von Morgan Stanley vereinigten diese sieben Unternehmen die Hälfte der Gewinne des Gesamtmarktes – und das sind die 500 grössten US-Firmen.
Alles auf die Karte KI gesetzt
In diesem Jahr sieht es aber anders aus: Nvidia galoppiert mit plus 154 Prozent dank sehr viel Fantasie basierend auf künstlicher Intelligenz (KI) allen anderen auf und davon, Meta mit plus 67 Prozent und Netflix mit plus 45 Prozent folgen auf Distanz. Microsoft lahmt bei einem Plus von 11 Prozent, Alphabet und Apple schwächeln mit je zusätzlichen 18 Prozent. «Aus den glorreichen sieben werden die glorreichen drei» titelte kürzlich das US-Magazin «Fortune» – es läuft hier also ähnlich wie beim Finale des Filmklassikers – und empfahl drei andere, unbekannte Tech-Aktien, fernab von den namhaften Unternehmen, die jede und jeder kennt.
Längst gibt es Exchange Traded Funds (ETFs) zu den glorreichen sieben, die vereinzelt auch mit den Aktien von Tesla angereichert werden. Diese beseitigen indes nicht das Konzentrationsrisiko, das man bei diesen Aktien laut den Analystinnen hat: Fällt der KI-Boom in sich zusammen, geraten auch diese sieben Aktien unter Druck. Breit abgestützte Produkte wie aktive Fonds auf den S&P-500-Index entschärfen das Problem etwas, hier entfallen auf die glorreichen sieben 31 Prozent der Indexkapitalisierung. Beim Nasdaq-100, ebenfalls ein beliebter Basiswert für ETF-Investoren, liegt dieser Anteil sogar bei 41 Prozent.
Allerdings spielen die sieben Firmen gemäss den Analystinnen und Analysten von Jefferies auch 22 Prozent der Gewinne aller grossen US-Firmen ein. Parallelen zur Internetblase von 2000, als die damaligen Überflieger kaum Umsätze und erst recht keine Gewinne machten, treffen deshalb nicht zu. «Die glorreichen sieben sind vor allem glorreich bewertet», findet Michael Hartnett. «Das macht sie anfällig für Schwächen der Realwirtschaft.» Und wer nicht rechtzeitig bei der Premiere des KI-Booms Ende 2022 dabei gewesen ist, bekommt nur noch die schlechteren Remakes. Aber das ist auch beim Western von 1960 der Fall: Die Nachfolger wie «Return of the Magnificent Seven» von 1966 und «The Magnificent Seven Ride» von 1972 spielten mit ganz anderer Zusammensetzung nie mehr die Erträge des Originals ein.