Die Welt des Investierens ist komplex, und sie ist in aller Regel nicht rational. Auch wenn das gerne so dargestellt wird, vor allem von den Akteuren selbst. Denn wer mag schon zugeben, dass er sich von einem Bauchgefühl hat leiten lassen, wenn es um Millionenbeträge geht. Aber auch bei kleineren Summen kommen Emotionen ins Spiel und beeinflussen die Entscheidungen, geht es um die eigenen Finanzen. Doch warum ist das so? Eigentlich wären Strategie, Logik und Rationalität doch die besseren Motivatoren. Antworten darauf liefert die sogenannte Verhaltensökonomie und dessen Teilbereich Behavioral Finance. Ihre Vertreterinnen und Vertreter untersuchen die psychologischen Faktoren, die unsere finanziellen Entscheidungen beeinflussen. Das macht die Anlagestrategien nicht besser, aber Fehler verständlicher …
Behavioral Finance ist mittlerweile gut erforscht und wird dennoch oft hinterfragt. Auf der anderen Seite wissen wir alle, dass Entscheidungen sich nicht gut anfühlen, wenn sie rein rational gefällt wurden. Auch wenn man weiss, dass es der effektivere und bessere Weg ist. Und das gilt erst recht für Finanzentscheidungen. Geht es um Investitionen, werden diese von Emotionen und kognitiven Verzerrungen beeinflusst. Und das kann dazu führen, dass Menschen suboptimale Entscheidungen treffen, die den eigenen finanziellen Zielen im Weg stehen. In diesen Zusammenhang gehört der sogenannte Bestätigungsfehler: Auf der Suche nach Informationen werden jene bevorzugt, die Annahmen bestätigen – widersprüchliche Informationen werden ignoriert. Und eine Überreaktion auf kurzfristige Ereignisse führt dazu, dass impulsiv gekauft oder verkauft wird. Doch wie in Expertenkreisen gerne zitiert wird: Das Wichtigste ist, investiert zu bleiben und eine langfristige Anlagestrategie, die auf fundierten Marktanalysen basieren, nicht vorschnell aufzugeben.
Privatanleger investieren langfristig
Gerade in bewegten Jahren – und 2025 wird spannend bleiben – wird es für Privatanlegerinnen und Privatanleger immer wichtiger, diese kognitiven Verzerrungen zu erkennen und zu überwinden. Durch ein besseres Verständnis der Verhaltensökonomie können sie lernen, Fallstricke zu vermeiden und rationale Entscheidungen zu treffen. Dies erfordert jedoch eine bewusste Anstrengung, da viele dieser Verzerrungen tief im menschlichen Denken verankert sind. Der erste Schritt ist sicher eine strukturierte Anlagestrategie, der zweite, sich an diese zu halten. Es gibt nur wenige Privatanleger, die auf kurzfristige Gewinne aus sind. In aller Regel geht es um die Versorgung im Alter oder den Vermögensaufbau für geplante Investitionen.
Wie den institutionellen Anlegern wird auch den privaten immer öfter zur Diversifikation geraten. Ein diversifiziertes Portfolio, das verschiedene Anlageklassen und Märkte umfasst, kann das Risiko verteilen und die Auswirkungen von Verlusten verringern. Dies kann dazu beitragen, die Angst vor Verlusten zu mindern und eine rationellere Perspektive auf Marktbewegungen zu fördern. Damit das gelingt, sollte jede Anlegerin nicht blind Beratern vertrauen, sondern selbst aktiv werden und sich über Markttrends, Wirtschaftsdaten und Anlageprinzipien informieren. Falsch hingegen wäre jedoch, in der Technologie nun den Segen zu suchen und sich auf automatisierte Anlagestrategien, Robo-Advisors und Algorithmen-basiertes Investieren zu konzentrieren. Das macht sicher Sinn, ist aber noch nicht ausgereift.
Die Verhaltensökonomie bietet wertvolle Einblicke in das Warum und Wie menschlicher Anlageentscheidungen. Sich ein wenig einzulesen, macht Sinn für jeden, der sich selbst weiterentwickeln und im Bereich Finanzanlagen besser entscheiden will. Der Schlüssel liegt darin, bewusste Strategien zu entwickeln, Bildung und Technologie zu nutzen und kontinuierlich an den eigenen finanziellen Fähigkeiten zu arbeiten. So können Privatanleger den Herausforderungen der modernen Finanzwelt besser begegnen und ihre langfristigen Ziele erfolgreich erreichen.