Die Schweiz zählt zu den wichtigsten Asset-Management-Standorten der Welt: Beide Grossbanken unterhalten eigene Sparten. Privatbanken wie Pictet und Private-Equity-Spezialisten wie die Partners Group sind in ihren Bereichen führend. Ende 2021 verwalteten die Asset Manager Anlagen mit einem Volumen von 3,3 Billionen Franken – plus 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Blick nach vorne zeigt grosse Potenziale. Beim nachhaltigen Anlegen beispielsweise winken riesige Möglichkeiten – erst 40 Prozent der Asset Manager und Managerinnen haben ESG-Kriterien in ihre Anlageprozesse integriert. Für viele ist das Teil ihrer treuhänderischen Pflicht gegenüber ihren Kundinnen beziehungsweise Kunden. Und gemäss der Branchenstudie der Asset Management Association Switzerland ist diese Spezialbranche auch ein wichtiger Export- und Wirtschaftsfaktor. Pro Vollzeitstellen-Äquivalent werden in der Schweiz 271 Millionen Franken verdient. Das ist dreimal mehr als im Private Banking.
Im laufenden Jahr ist (auch) diese Branche gefordert: Der gleichzeitige Preiseinbruch sowohl von Aktien als auch bei Obligationen führt vielerorts zu einer Verkleinerung der verwalteten Vermögen. Für Kundinnen und Kunden, die nicht in Schweizer Franken rechnen, haben immerhin die Währungsgewinne einen Teil der Kursverluste absorbiert. Dann tut man sich etwas schwer mit dem neuen Thema Kryptoanlagen. Hier ist die Schweiz ebenfalls weltweit führend, sowohl als Technologie-Hub als auch bei Dienstleistern bei digitalen Assets. Und bei Decentralized Finance (Defi), das möglicherweise das konventionelle Banking ergänzen, wenn nicht teilweise ablösen wird, etablieren sich ebenfalls erste Asset-Management-Spezialisten in der Schweiz. Defi gilt laut den Präsentatoren an der Swiss Digital Finance Conference als Grundlage für viele Bezahlprozesse, die dereinst im Metaverse die zentrale Rolle spielen werden.
Gegenüber London und Frankfurt, den wichtigsten europäischen Konkurrenzstandorten im Asset Management, weist die Schweiz einige grosse Vorteile auf. Wie beispielsweise bei den Talenten. Die sind nicht nur im traditionellen Asset Management bereits da, angezogen durch ein gutes geschäftliches und Innovationsumfeld. Sie sind auch bei den neuen Themen schon vorhanden. Wenn Talente, ihre Startups und Innovationen mit bestehenden Strukturen geschickt kombiniert werden, stehen die Chancen gut, dass der nächste Branchenreport erneutes Wachstum melden kann.