Private Märkte erfreuen sich bei Anlegerinnen und Anlegern zunehmender Beliebtheit, und es ist nicht schwer zu verstehen, warum. Sie bieten das Potenzial, bei langfristig geringerer Volatilität höhere Renditen zu erzielen als öffentlichen Märkte. Ausserdem bieten sie Möglichkeiten in Bereichen, die Anlegerinnen und Anlegern an börsennotierten Märkten verschlossen bleiben können.

Allerdings gibt es in der Schweiz viele Vermögensverwalter, und die Auswahl des für die individuellen Bedürfnisse am besten Geeigneten kann eine schwierige Aufgabe sein. Worauf sollte man also bei der Auswahl eines potenziellen Partners achten?

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Es gibt zwei Hauptmethoden, um in private Märkte zu investieren. Die gängigste Methode ist ein diversifiziertes Portfolio, das von einem Vermögensverwalter zusammengestellt wird; aber in einigen Fällen bieten die Anbieter auch die Möglichkeit, in handverlesene Geschäfte zu investieren. Letzteres bietet zwar grössere Chancen, birgt aber zwangsläufig auch grössere Risiken. Daher muss sich die Anlegerin beziehungsweise der Anleger über die Ziele im Klaren sein und mit dem Anbieter eine Risikobereitschaft festlegen, bevor man Gelder einsetzt.

Datenanbieter ermöglichen es, die Performance von Portfolios zu vergleichen.
 

Verstehen der Leistungskennzahlen

Die Beurteilung, wie gut die Portfolios eines Anbieters in der Vergangenheit abgeschnitten haben, kann Aufschluss über ihre relativen Vorzüge geben – auch wenn man bedenken sollte, dass die Performance der Vergangenheit keine verlässliche Vorhersage für künftige Erträge garantiert. Die Messung der Leistung ist nicht ganz einfach: Manager können behaupten, zu den besten Anlegern zu gehören, indem sie sich auf bestimmte Kennzahlen verlassen, die möglicherweise nicht das gesamte Bild spiegeln. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Anlegerinnen und Anleger die wichtigsten Leistungskennzahlen kennen, die sie beachten sollten. Dazu gehören:

• Der interne Zinsfuss (Internal Rate of Return, IRR), der den verdienten «Zinssatz» für eine Reihe von Entnahmen berechnet. 
• Performance-Kennzahlen wie die Ausschüttungsquote (Distributions to Paid-In Capital, DPI), die den Anteil des eingezahlten Kapitals misst, der bisher kumulativ ausgeschüttet wurde. 
• Relative Leistungsindikatoren wie das Public Market Equivalent, bei dem eine Investition in einen Private-Equity-Fonds mit einer gleichwertigen Investition in eine öffentliche Benchmark (beispielsweise S&P 500, Dow Jones) verglichen wird.

Alle diese Kennzahlen haben ihre Vorund Nachteile, weshalb es wichtig ist, sich zu überlegen, welche davon in Betracht gezogen werden sollen. Auf diese Weise können Anlegerinnen und Anleger analysieren, wie schnell die Anlagen Renditen erzielt haben, wie hoch die absoluten Renditen einer Anlage sind und wie die Anlagen im Vergleich zu den öffentlichen Märkten abgeschnitten haben.

Langfristiges Investieren

Angesichts des langfristigen Anlagehorizonts von Privatmarktinvestitionen (in der Regel zwischen drei und sieben Jahren) müssen Anlegerinnen und Anleger unter Umständen über Jahre hinweg Kapital binden, um das volle Potenzial einer Anlage auszuschöpfen. Bei Privatmarktanlagen kommt es darauf an, über mehrere Jahre hinweg investiert zu bleiben. Daher müssen das makroökonomische Umfeld und die Trends, die die Welt prägen, berücksichtigt werden, da verschiedene Regionen und Anlageklassen innerhalb der privaten Märkte unterschiedlich reagieren.

Der Autor

Naji Nehme ist CFA, Chief Investment Officer, Petiole Asset Management, Zürich.

Die langfristigen Ansichten einer Anlegerin beziehungsweise eines Anlegers werden das geografische und industrielle Engagement sowie die Anlagestrategien beeinflussen. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Volkswirtschaften wird beispielsweise die Cybersicherheit an Bedeutung gewinnen, und eine Anlage in Vermögenswerten, die mit Cybersicherheit/Datenschutz in Zusammenhang stehen, könnte einige Chancen bieten.

Private Märkte sind auch weniger liquide als ihre öffentlichen Gegenstücke. Dieser Mangel an Liquidität kann jedoch zur Absicherung gegen Marktabschwünge beitragen. Traditionelle Anlagen wie Aktien können zwar jederzeit gegen Bargeld getauscht werden, sind aber auch sehr volatil.

Zuverlässige Performance-Daten

Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass das 60/40-Modell, das den Anlegerinnen und Anlegern in den letzten Jahrzehnten so gut gedient hat, ins Wanken gerät, da Aktien und Anleihen im Gleichschritt fallen. Darüber hi naus sind viele Expertinnen und Experten der Ansicht, dass die Renditen von öffentlichen Aktien wahrscheinlich weniger stark ausfallen werden als in der Vergangenheit.

Es gibt eine Reihe von Datenanbietern, die es Anlegern ermöglichen, die Performance von Private-Equity-Portfolios zu vergleichen. Dazu gehört Bloomberg, dessen Public-Market-Equivalent-Modell es Anlegerinnen und Anlegern ermöglicht, ein Private-Equity-Portfolio mit der Performance öffentlicher Aktien zu vergleichen. Man kann auch die Performance von Private-Equity-Fonds auf der Grundlage einzelner Fondseigenschaften (wie Netto-IRR und Multiplikator des investierten Kapitals) im Kontext von Fonds desselben Jahrgangs, derselben Strategie, Region und/oder desselben Sektors vergleichen. Preqin und Refinitiv ermöglichen auch Vergleiche zwischen Portfolios und mit öffentlichen Märkten.

Überlegungen zur Renditeberechnung

Zur Berechnung der Renditen von Private Equity wird beispielsweise der Wert der Erträge durch den investierten Geldbetrag geteilt. Die beiden wichtigsten Messgrössen sind der bereits erwähnte DPI und eine weitere Performance-Kennzahl, der Total Value to Paid-In Capital (TVPI). Diese Kennzahlen sind zwar einfach zu handhaben und bieten eine schnelle Möglichkeit zur Leistungsmessung, sind jedoch in der Anfangsphase eines Fonds nicht sinnvoll und berücksichtigen nicht, wie lange es dauert, bis eine Rendite erzielt wird.

Eine klare Ausstiegsstrategie haben

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die man bei einer Investition bedenken sollte. Dazu gehören sowohl persönliche Ziele als auch die des Unternehmens, in das man investiert, und zwar sowohl monetäre als auch nichtmonetäre. Wenn Private-Equity-Investoren gemeinsam mit einer anderen Partei investiert sind, hängen die Ausstiegsbedingungen und -wege in der Regel von den Bedingungen der Gesellschaftervereinbarung ab. Investoren sollten sich dann überlegen, wie man das durch den Ausstieg aus dem Unternehmen generierte Vermögen erhalten und übertragen will, was wiederum Überlegungen zur Nachlass- und Steuerplanung einschliesst.

Die Vorteile der Schweizer Branche

Die Schweiz bietet Anlegerinnen und Anlegern eine Reihe von Vorteilen, darunter ein verlässliches Rechtssystem und politische Institutionen, eine solide Währung und natürlich ein fortschrittliches und gut reguliertes Finanzsystem, das eine Vielzahl von Vermögensverwaltern beherbergt, die sich auf Private Equity und andere Anlageklassen spezialisiert haben. Die Schweiz bietet steuertransparente Fondsstrukturen und bestimmte Befreiungen von der Stempelsteuer und der Mehrwertsteuer sowie eine niedrige Körperschaftssteuer.

Ziele und Beschränkungen

Zunächst sollten die Ziele und Einschränkungen des Portfolios während der Investition gründlich geprüft werden. Zu den wichtigsten Überlegungen gehören:

Anlageziel: Welches ist das Anlageziel (zum Beispiel Vermögenserhalt, Einkommenserzielung oder Vermögenszuwachs)?

Renditeziele: Welches Risiko ist man bereit einzugehen, um potenziell höhere Renditen zu erzielen?

Liquiditätsbedürfnisse: Welcher Zeitraum ist akzeptabel bezüglich Kapitalbindung? Benötigen Anlegerinnen und Anleger beispielsweise in den nächsten fünf bis sieben Jahren Geld, um den Kauf von Wohneigentum oder die Ausbildung der Kinder zu finanzieren?

Steuerliche Fragen: Welche steuerlichen Auswirkungen haben Einkommensausschüttungen und Kapitalzuwächse in bestimmten Rechtsordnungen?

Andere Investitionsbeschränkungen: Gibt es andere Überlegungen (beispielsweise ESG), die das Anlageuniversum einschränken?

Ergänzung des bestehenden Portfolios: Wie kann das Privatmarktportfolio die bestehenden traditionellen Anlagen ergänzen? Bei der Auswahl eines Anbieters muss man sich fragen, wie gut er im Hinblick auf diese Ziele aufgestellt ist. Dazu muss man bei der Auswahl einige grundlegende Tatsachen abklären.