Die Schweizer Automobilwirtschaft schaut auf ein wenig begeisterndes Absatzjahr 2024 zurück. Wenngleich ein Rückgang von 5 Prozent der gesamten Zulassungen von Personenkraftwagen (PKW) noch keine Katastrophenstimmung auslöst, geben die Inverkehrssetzungen mit einem alternativen Antrieb schon zu denken. Laut den Angaben von Auto-Schweiz im Januar 2025 ging die Nachfrage nach Elektroautos 2024 um 12,5 Prozent auf 46’141 Fahrzeuge zurück. Die Nachfrage nach Plug-in-Hybriden sank um 10,4 Prozent auf total 20’801 Fahrzeuge. Einzig die Hybridmodelle konnten um 17 Prozent auf 80’513 PKW zulegen. Gesamthaft wurden letztes Jahr 147'478 Autos mit einem alternativen Antrieb zugelassen, was knapp 2 Prozent mehr als 2023 sind und einem Marktanteil von 62 Prozent entspricht. Das ist klar zu wenig, wie Marktbeobachter feststellen.
Es fehlt an Anreizen
Nach einem erfreulichen Aufwärtstrend ging die Lust von Herrn und Frau Schweizer für elektrisch angetriebene Personenwagen damit letztes Jahr erneut zurück. Ursachen – oder anders gesagt Vorurteile – gibt es noch immer einige. Eines der Hauptprobleme ist unverändert die noch nicht genügende Ladeinfrastruktur. Landesweit betrachtet stehen derzeit über 14’000 öffentliche Ladestationen zur Verfügung. Zahlreiche Unternehmen, aber auch die Firmen des Detailhandels, die Benzingesellschaften und private Organisationen sind aktiv tätig, um das Ladenetz weiter auszubauen. Wichtig ist jedoch, dass sich auch die Immobilienfirmen und Wohnungsvermieter stärker engagieren und sich für ein Ladenetz am Wohnort der E-Auto-Fahrerinnen und Fahrer einsetzen. Ein weiterer Faktor, der die Attraktivität mindert, betrifft die nicht sehr grosse Auswahl an preisgünstigen E-Autos. Kommen preislich günstigere Modelle auf den Markt, kann in naher Zukunft wohl wieder mit einem Anstieg der Nachfrage gerechnet werden. Bis dahin aber gibt es noch reichlich zu tun.
Fehlgeleitete Politik
Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder spricht von einer «fehlgeleiteten Politik», die zum harzenden Absatz von E-Autos geführt hat. Dazu zählt er die hohen Strompreise, die vom Bundesrat beschlossene Abschaffung der Befreiung von der 4-prozentigen Automobilsteuer auf Elektrofahrzeuge sowie die noch immer ungenügende Ladeinfrastruktur, vor allem am Wohnort. Doch auch die Tatsache, dass die Automobilbranche bis heute nicht weiss, welche genauen Regeln die Verordnung zum CO2-Gesetz umfasst, trug nicht gerade zur Verbesserung der Stimmung bei.
Nach Meinung von Thomas Rücker, Direktor von auto-Schweiz, sind zudem die CO2-Werte 2025 mit dem derzeitigen Nachfrageniveau von 28 Prozent nicht erreichbar. «Wir brauchen einen politisch klaren Fokus auf Elektrofahrzeuge, rasch günstigere öffentliche Ladetarife, einen einfacheren Zugang zu einer Ladestation am eigenen Stellplatz und eine Senkung der Fahrzeugpreise durch eine Sistierung der Automobilsteuer auf importierte E-Fahrzeuge», betont er daher.
Diese Marken liefen gut
Rückläufig waren letztes Jahr auch die Verkäufe von PKW in der obersten Preisklasse. Bentley, Bugatti, Ferrari, McLaren und Rolls-Royce kamen letztes Jahr auf total 709 Zulassungen – ein Rückgang von 7,4 Prozent. Die Zahl der mit einem Verbrennermotor angetriebenen Personenwagen reduzierte sich um 14,3 Prozent auf 92’057 Fahrzeuge. Die Allradmodelle gingen um 3,2 Prozent auf 124’568 Einheiten zurück.
Auf der anderen Seite aber gab es 2024 auch Gewinner. Hier muss man sicher die aufstrebenden PKW «made in China» erwähnen. Sie kamen bis Ende Jahr 2024 auf insgesamt 1515 Zulassungen. Gesamthaft sind derzeit 4731 chinesische Personenwagen in der Schweiz unterwegs. Diese Zahl dürfte in den kommenden Jahren zweifellos weiter anwachsen. Vor kurzem startete der Hersteller Leapmotor, importiert durch die Emil-Frey-Gruppe, auf dem Schweizer Markt. Und auch für einige andere Marken war das Autojahr so schlecht auch wieder nicht. Von den 63 Marken, die in der Schweiz angeboten werden, haben deren 36 die Immatrikulationen steigern können. Bei den Marken, die mehr als 1000 Fahrzeuge neu in Verkehr setzten, konnten Honda (plus 32,4 Prozent) Land Rover (plus 23,6 Prozent), Volvo (plus 23,3 Prozent) Mitsubishi (plus 16,8 Prozent) und Porsche (plus 10,5 Prozent) am stärksten zulegen. Die grössten Rückgänge im vergangenen Jahr mussten Jeep (minus 43,5 Prozent), Opel (minus 31,8 Prozent) Ford (minus 27,1 Prozent) Nissan (minus 23,7 Prozent) und Fiat (minus 21,5 Prozent) hinnehmen.
Wird 2025 besser?
Nach dem eher schwachen Start im Januar 2025 – dem schlechtesten Januar im laufenden Jahrtausend – ist eine Prognose für das ganze Jahr schlicht unmöglich. Und wie die neuen Zielwerte der CO2-Verordnung aussehen werden, weiss im Moment niemand. Alle warten auf den Entscheid des Bundesrates. Die Autobranche verlangt eine deutliche Entschärfung dieser Verordnung. Wird an den geplanten Werten festgehalten, drohen den Schweizer Automobilimporteuren laut Peter Grünenfelder Strafzahlungen von bis zu 500 Millionen Franken jährlich. Nach Ansicht von Auto-Schweiz muss sich einiges ändern im Schweizer PKW-Markt, soll die E-Mobilität weiter vorangebracht werden. Mit dem vorgeschlagenen «10-Punkte-Plan», den Auto-Schweiz an der Jahresmedienkonferenz vorgestellt hat, soll dies realisiert werden.