Amazon ist ein Gemischtwarenladen, wie sich Analysten oft ausdrücken. Im Kerngeschäft, dem weltweit bekannten Consumer-Geschäft, verdient man nur auf dem Heimmarkt richtig Geld. Die weitaus höchsten Margen erzielt man in der als Amazon Web Services (AWS) firmierenden Cloud-Sparte. In ihrem Schatten steht eine fast genauso rasch expandierende Sparte – die unter «Amazon Business» zusammengefasste Beschaffungsplattform für Unternehmen.
In dieser seit 2015 bestehenden Sparte können kleinere und auch sehr grosse Firmenkunden Bürobedarf und weitere Produkte für Firmen bestellen. Wer, wie hier, auch auf Rechnung bestellen kann, erhält de facto einen Kurzzeitkredit. Weil hier die Warenkörbe grösser sind als im Consumer-Geschäft und es keine ausgeprägten Verkaufszyklen wie beispielsweise das Weihnachtsgeschäft gibt, gilt dieses B2B-Geschäft als attraktiv. Auch für die Mitbewerber in der Schweiz.
«Die Schweiz ist ein KMU-Land, weshalb dieses Segment sehr interessant ist», sagt Ouso Atrache, Leiter von Brack.ch Business. «Jedoch benötigt dieses Kundensegment Zusatzdienstleistungen, um die Beschaffung zu optimieren.»
Gerade bei Verbrauchsgütern, C-Teilen oder Büromaterial möchten KMU alles aus einer Hand bei möglichst tiefen Prozesskosten erhalten, während sich die eigenen Einkaufsteams stark auf die Direktbeschaffung von Produktionsgütern konzentrieren. Je komplexer die Anforderungen von B2B-Kunden sind, umso weniger komme die Beschaffung über solche Plattformen infrage. «Für Betriebsmittel lässt sich so etwas nutzen», so Atrache.
Digitec Galaxus verzeichnet im B2B-Bereich laut eigenen Angaben seit Jahren ein konstantes Wachstum. «Mit strategischen Investitionen im Firmenkundenbereich wollen wir unsere Marktposition in den kommenden Jahren weiter stärken und ausbauen», sagt Sprecher Tobias Heller. «Der B2B-Markt ist von jeher ein herausforderndes Feld und verschiedene Anbieter versuchen, zahlungskräftige Geschäftskunden mit unterschiedlichen Massnahmen für sich zu gewinnen.»
Laut Analysten expandiert Amazon lediglich in die Märkte, die ausreichend gross sind und bei denen sich die lokale Konkurrenz noch nicht etabliert hat. Für die Schweiz trifft beides nicht zu – um die Beschaffung bei Schweizer KMU dürften sich deshalb weiterhin vor allem die Schweizer Plattformbetreiber kümmern.