Vermehrt müssen sie in ihren Unternehmen auch Risikomanager spielen. Da sind Konflikte programmiert. Denn Risikomanager müssen bereit sein, auch unliebsame Erkenntnisse in die Entscheidungsgremien
hineinzutragen und dort zu vertreten. Das erfordert systematische Ansätze – Analysemethoden von Risiken und schliesslich ein effizientes und effektives Management. Die Veränderungen in den globalen Beschaffungs- und Absatzmärkten und der Kostendruck auf das Supply Chain Management haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Unternehmen ft unverschuldet Verluste hinnehmen mussten. Unerwartete Ereignisse, Lieferantenausfälle oder grosse Nachfrageschwankungen können die besten Planer verunsichern. Viele Unternehmen haben daher erkannt, dass systematisches Management solcher Supply-Chain-Störungen einen langfristigen Nutzen bringen kann. Mit professionellem Risikomanagement können Unternehmen das Geschäftsergebnis verbessern, die Lieferketten stabilisieren, die Qualität optimieren und dadurch insgesamt ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Zahlreiche Studien zeigen, dass der Einkauf (Procurement) gefordert ist. Erfolgreiche Unternehmen lassen erkennen, welchen Beitrag Risikomanagement im Einkauf zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit leistet. Die Bedeutung von Risikomanagement hat in den letzten Jahren sogar stark zugenommen. Und das ist auch kein Wunder – denn unerkannte Risiken können schnell für negative Folgen und sinkende Umsätze sorgen, in der Konsumgüterindustrie wie im Investitionsgüterbereich oder bei Zulieferern. Da sind dann neue ERP Lösungen, fortschrittliche Technologien und Datenmanagement in Echtzeit gefragt.
von Wertschöpfungsprozessen auf Zulieferer werden Risiken aus dem eigenen Unternehmen in die Supply Chain verlagert. Das muss nicht immer positiv sein. Oftmals hält das unternehmerische Supply-Chain-Risikomanagement nicht Schritt mit dieser Entwicklung. Ein Grund dafür ist unzureichendes Wissen über die gravierenden Folgen. Beim Identifizieren von Risiken werden mögliche Szenarien aufgelistet, bewertet und dann priorisiert. Dabei richtet sich der Fokus auf die Hauptrisiken für das jeweilige Unternehmen. Klar ist daher, dass man sich auf die Toprisiken konzentriert, um diese mit grössterWahrscheinlichkeit abzudecken. Lieferantenausfälle, Qualitätsrisiken und Compliance zählen zu den häufigsten Risikoarten.
Nach der Identifizierung der wesentlichen Risiken gilt es, vertiefende Informationen einzuholen, zu konsolidieren und qualitativ wie quantitativ
zu analysieren. Durch diese Aufarbeitung entsteht eine gute Übersicht, die ein besseres Bild der Risikolandschaft gibt. Unterschiedliche Risikoarten spielen dabei eine wichtige Rolle, die wir nach ihren Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrer möglichen Auswirkungen und Schadenshöhe beschreiben. So entsteht ein Risikoportfolio, aus dem einzelne Szenarien abgeleitet werden können.
Kennen wir die möglichen Szenarien, wissen wir, was zu tun ist: beispielsweise regelmässig Lieferanten bewerten, langfristige Rahmenverträge abschliessen, Sicherheitslager anlegen, Beschaffungsländer analysieren oder auf mehrere Lieferanten setzen (Dual-Sourcing-Strategie). So können Pläne beziehungsweise
Szenarien fürNotfälle erarbeitet und Beschaffungsvorgänge rechtzeitig in andere Länder verlagert werden. Indem die Risiken gemäss den erarbeiteten Szenarien regelmässig überwacht werden, ist die Versorgung sichergestellt. Dadurch lassen sich Lieferantenausfälle stark verringern, die Preise stabilisieren, die Produkt- und Servicequalität verbessern.
Risikomanagement im Einkauf hat viele Facetten, doch braucht es jedenfalls Spezialwissen in qualitativen wie quantitativen Simulations-,
Rating- und Bewertungsverfahren. Viele Einkaufsmanager unterschätzen die Tragweite dieses Knowhows. Durch die zunehmende Digitalisierung und die damit steigende Komplexität der Liefer- und Wertschöpfungsketten werden sich in Zukunft jedoch jene Einkäufer erfolgreich behaupten, die das Risikomanagement-Werkzeug beherrschen.