Wie viele Daten haben Sie für das Klinik-Ranking verwendet?

Es war eine Vielzahl an Datenquellen.

Zum Beispiel?

Das BAG veröffentlicht für jedes Spital standardisierte Sterblichkeitsraten. Zur Ermittlung des Scores für medizinische Kennzahlen haben wir 204 Indikatoren analysiert. Zusätzlich haben wir für die Fachbereiche Orthopädie und Kardiologie fünf allgemeine Klinikwerte ausgewertet, Wundinfekte, Druckgeschwüre, Stürze, Rehospitalisierung und die Rate der Implantaterneuerungen. Diese Zahlen werden vom Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken veröffentlicht.

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Das wars?

Wir haben darüber hinaus für die beiden Fachbereiche Orthopädie und Kardiologie vier fachbezogene Klinikwerte analy siert, Wundinfekte, Rate der Implantaterneuerungen, Sterblichkeit und Fallzahlen. Diese Werte wurden in Orthopädie für drei Diagnosen/Eingriffe ausgewertet und im Bereich Kardiologie für vier Diagnosen. Für Rehabilitation haben wir elf fachgebietsbezogene Kennzahlen ausgewertet, darunter Altersrehabilitation, Funktionsfähigkeit im Alltag, Herzkreislauf oder Gehtest.

Und in der Psychiatrie?

Da waren es zwei fachgebietsbezogene Werte. Zusätzlich wurden von allen Spitälern, die an der Initiative Qualitätsmedizin teilnehmen, insgesamt 22 Qualitätsindikatoren analysiert.

Und die Patientinnen und Patienten blieben aussen vor?

Nein. In allen Fachgebieten haben wir
die Patientenzufriedenheit anhand
von sechs Indikatoren bewertet, welche ebenfalls vom Nationalen Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken stammen.

Waren die Spitäler kooperativ?

Das Klinikranking basiert auf drei Datenquellen: Einer nationalen Online-Umfrage, Patientenbewertungen und medizinischen Kennzahlen. Die Spitäler waren in dem Prozess der Datenbeschaffung nicht direkt eingebunden, allerdings haben wir für die nationale Umfrage über 4 400 medizinische Expertinnen und Experten zu einer Umfrage eingeladen. Dabei erreichten wir insbesondere in der Mailing-Befragung eine gute Rücklaufquote, welche für das Interesse am Klinikranking spricht.

Was ist Ihnen bei der Analyse von 270 Kliniken sonst noch aufgefallen?

Hierzulande gibt es viele gute Fachkliniken. Das Ranking soll helfen, Transparenz für die Patienten zu schaffen, die nach einem Spital für ein bestimmtes Fachgebiet und/oder einen Eingriff suchen. Wir haben in der Schweiz den Vorteil, dass es eine grosse Anzahl an medizinischen Kennzahlen gibt, über welche sich die Qualität von Fachkliniken abbilden lässt.

In der Schweiz gibt es einige Kliniken, welche überkantonal bekannt sind. Das Inselspital in Bern, das Unispital in Zürich oder Lausanne.

Das ist so. Diese Kliniken haben entsprechend viele Empfehlungen in der Online-Befragung unter medizinischen Expertinnen und Experten erhalten und figurieren zu Recht unter den Top-Fachkliniken. Neben diesen renommierten Kliniken gibt es aber weitere Spitäler, die insbesondere durch einen guten Score im Bereich der medizinischen Kennzahlen und der Patientenzufriedenheit überzeugen und es in das Ranking schafften. Und was auffällt: Die medizinischen Expertinnen und Experten sind sehr einig in ihren Empfehlungen zu den Top-Kliniken.

Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Das lässt sich so allgemein nicht beantworten. Kliniken, die es dieses Jahr nicht ins Ranking schafften, weisen eine schwächere Performance in mehreren Subbereichen auf. Der Grossteil hat da keine oder nur wenige Empfehlungen erhalten und zusätzlich keinen guten KPI- und/oder Patientenzufriedenheitsscore erreicht. Um einen besseren Score erreichen zu können, müssen sie ihre Leistung in mindestens einem der drei Subbereiche verbessern.

Es gibt Kliniken, die abfallen. Würden Sie von denen abraten?

Das Ranking weist die hundert besten Fachkliniken in vier Fachgebieten aus. Die in dieser Rangliste enthaltenen Informationen sollten in Verbindung mit anderen verfügbaren Informationen über Kliniken betrachtet und – wenn möglich – durch einen Besuch ergänzt werden. Die Qualität von Kliniken, die nicht in der Rangliste aufgeführt sind, wird nicht bestritten. Sie haben einfach in einem oder mehreren Gebieten Verbesserungsbedarf.

Gibts Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Kliniken?

Besonders auffällig ist der Anteil privater Kliniken bei der Rehabilitation. 21 von 25 ausgezeichneten Spitälern haben einen privaten Träger. Hier reiht sich auch der orthopädische Bereich ein, im welchem 23 der 35 unter privater Trägerschaft sind. In der Psychiatrie und Kardiologie sind die Mehrheit öffentliche Kliniken. Private Kliniken sind oft kleiner organisiert, so liegt die mittlere stationäre Bettenzahl der ausgezeichneten Kliniken bei 155 Betten, während bei den öffentlichen Kliniken der Schnitt bei 560 stationären Betten liegt.