Gut 30 Milliarden Franken geben Herr und Frau Steuer- und Prämienzahler jedes Jahr für ihre Spitäler aus. Die Spitalkosten sind mit Abstand der grösste Posten im nun schon mehr als 80 Milliarden Franken teuren Schweizer Gesundheitswesen.

Das Geld ist gut eingesetzt, das zeigt das Ranking «Beste Fachkliniken 2024», das die «Handelszeitung» in Zusammenarbeit mit dem deutschen Marktforschungsinstitut Statista in diesem Jahr zum zweiten Mal publiziert. Vor allem bei den 157 Kliniken, die in acht Fachgebieten von der Neurologie über die Psychiatrie bis zur Herzchirurgie und zur Geburtshilfe aus 280 untersuchten Institutionen als Topklininken eingestuft wurden, ist das Bild erfreulich. Die Schweizer Kliniken halten sich trotz Tarifdruck und Fachkräftemangel gut bis sehr gut, einige Institutionen wie die Zürcher Schulthess Klinik und mehrere Unispitäler spielen sogar international ganz vorne mit.

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Die Zukunft liegt in der Vernetzung

Doch ob das so bleibt, ist unsicher. Alterung der Gesellschaft, Fachkräftemangel, neue Behandlungsmethoden, Ambulantisierung, künstliche Intelligenz – auf die Schweizer Spitäler kommen gewaltige Herausforderungen zu. Und sie sind darauf nur ungenügend vorbereitet.

Noch immer gibt es viel zu wenig Vernetzung und Kooperation. Noch immer gibt es zu viele Kliniken, die alleine vor sich hin wirtschaften. Was es braucht, sind Spitäler, die sich über die Kantonsgrenzen hinweg in Verbünden zusammensetzen, um sich gemeinsam Gedanken über die Beschaffung neuer IT-Systeme oder teurer Anlagen für Diagnostik und Behandlung zu machen und so zu einer besseren Lösung zu kommen. Oder Spezialistinnen und Spezialisten aus den Zentrumsspitälern, die ihre Sprechstunde einmal pro Woche in einer peripheren Organisation anbieten, damit auch Patienten und Patientinnen in Randregionen optimal versorgt sind. 

Mehr unternehmerischer Spielraum

Dazu braucht es weniger staatliche Interventionen. Politiker und Politikerinnen, die wiedergewählt werden und die deshalb Rücksicht auf sachfremde Befindlichkeiten nehmen müssen, sind nicht hilfreich, wenn es darum geht, die Spitalinfrastruktur im Sinne aller Patientinnen und Patienten optimal zu organisieren – vor allem, wenn sie, wie bei den Spitälern, dabei noch verschiedene Hüte aufhaben.

Die Mehrfachrolle, welche die Kantone im Spitalsektor spielen, ist ein Unding. Sie figurieren nicht nur als Besitzer und als Betreiber, wenn sie wie das Waadtländer Unispital noch Teil der kantonalen Verwaltung sind; sie bestimmen als entscheidende Instanz bei der Spitalplanung auch, wer auf ihrem Hoheitsgebiet im Rahmen der Grundversorgung welche Leistungen erbringen darf, und sie legen auch noch Tarife fest, wenn sich Krankenversicherer und Kliniken nicht einig werden.

Die dabei entstehenden Interessenkonflikte sind nicht im Sinne einer bestmöglichen Versorgung. Was es braucht, ist mehr unternehmerischer Spielraum. Nur so ist der Spagat zwischen steigenden Anforderungen und knapper werdenden finanziellen Mitteln zu schaffen. Und nur so werden die Zehntausenden in den Schweizer Spitälern beschäftigten Ärztinnen, Pfleger oder Physiotherapeuten auch in zehn oder zwanzig Jahren ihre Patienten und Patientinnen auch noch so gut versorgen können, wie sie das heute tun.