Es rumort im Schweizer Spitalwesen. Zwischen Genf und Grabs, Liestal  und Lugano, Nyon und Niederurnen werden Betten geschlossen, suchen Klinikchefs händeringend nach Ärztinnen, Intensivpflegenden oder Physiotherapeuten, müssen kantonale Regierungen schlingernden Einrichtungen mit Hunderten an Steuermillionen wieder auf die Beine helfen. Zu tiefe Tarife, ein teils unsinniger Kostendruck und ausufernder Papierkram mit immer mehr Formularen und Formalien, die Krankenkassenmanagerinnen und Politiker den Medizinern und Medizinerinnen aufladen, machen den Spitälern zu schaffen. Dazu kommt ein Fachkräftemangel, der langsam aber sicher anfängt, richtig weh zu tun.

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Bei der Qualität aber, da ist keine Spur von Krise, da können die Schweizer Spitäler nach wie vor gut bis sehr gut mithalten. Das zeigt das Ranking «Beste Fachkliniken der Schweiz 2024», das die «Handelszeitung» dieses Jahr zum zweiten Mal und wiederum in Zusammenarbeit mit dem deutschen Marktforschungsunternehmen Statista publiziert. «Die Qualität der Schweizer Spitäler ist in den meisten Fällen nach wie vor gut bis sehr gut», sagt Analytikerin Judith Reincke-Schmidt von Statista. Mehr noch: Die Bewertung der ausgezeichneten Kliniken habe sich gegenüber dem Vorjahr sogar noch leicht verbessert.

Gut halten sich die Hirslanden-Kliniken; 29 der 157 gerankten Klinken gehören zu dieser Gruppe. Besonders eindrücklich ist das Abschneiden der privaten Klinikgruppe in der Herzchirurgie (3 von 5 Plätzen, darunter Platz 1) und in der Kardiologie (6 von 25), doch auch die 11 Platzierungen in der Orthopädie und die 5 in der Geburtshilfe fallen auf. Auch die Unispitäler schneiden gut ab. Das Zürcher Universitätsspital (USZ) belegt in der Kardiologie, in der Neurologie und in der Geburtshilfe den ersten Platz. Mit 93,42 von maximal möglichen 100 Prozent schafft die USZ-Kardiologie den besten Wert aller Kliniken. Das kleinste Unispital, das Basler, brilliert in der Neurologie (Platz 1), die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel platzieren sich in der Deutschschweiz am besten. In der Orthopädie führt kein Weg an den beiden Zürcher Topkliniken Balgrist und Schulthess vorbei, und in der Rehabilitation ist Bergluft Trumpf. Da schwingen die Berner Klinik Montana und die Hochgebirgsklinik Davos obenauf.

Untersucht wurden 280 Kliniken in 8 Fachgebieten. Zur Kardiologie, Rehabilitation, Orthopädie und Psychiatrie, die bereits für dieses Jahr auf Herz und Nieren geprüft wurden, sind 4 Therapiegebiete neu dazugekommen: Herzchirurgie, Neurologie, Neurochirurgie und Geburtshilfe

Das Ergebnis zeigt, dass die gut 30 Milliarden Franken, die Herr und Frau Steuer- und Prämienzahler mittlerweile für ihre Spitäler aufwerfen, vor allem bei den gerankten Kliniken gut bis sehr gut investiertes Geld sind. Die Scores der gerankten Kliniken bewegen sich zwischen 73,73 und 93,42 Prozent. Vor allem die medizinischen Kennzahlen sind gut bis sehr gut: Hier liegen die Scores durchschnittlich bei erfreulichen 84 Prozent für die Rehabilitation (Vorjahr: 86 Prozent), bei 83 Prozent für die Orthopädie (Vorjahr: 79 Prozent), bei 84 Prozent für die Kardiologie (81 Prozent) und bei 77 Prozent für die Psychiatrie (79 Prozent). Bei der Geburtshilfe betragen sie 85 Prozent, in der Herzchirurgie 89 Prozent, in der Neurologie 81 Prozent und in der Neurochirurgie 87 Prozent.

Die «Handelszeitung» hat mit Ärzten und Klinikmanagerinnen der bestplatzierten Kliniken, der Aufsteiger und Absteiger gesprochen und sie gefragt, welche Qualitätsfragen sich für sie im medizinischen Alltag stellen und welche Herausforderungen anstehen. Herausgekommen ist das Bild einer Ärzteschaft, die mit viel Elan und Engagement ein Universum am Laufen hält, mit dem die meisten von uns irgendwann im Leben in Kontakt kommen.

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Methodik

Die «Handelszeitung» publiziert zum zweiten Mal das Ranking «Beste Fachkliniken der Schweiz». Es wurde vom deutschen Marktforschungsunternehmen Statista erstellt. Das Ranking 2024 zeichnet die besten Kliniken in acht Fachgebieten aus: Zu Rehabilitation, Orthopädie, Kardiologie und Psychiatrie, die bereits im vergangenen Jahr ausgezeichnet wurden, sind Neurologie, Neurochirurgie, Herzchirurgie und Geburtshilfe neu dazugekommen. Aus über 280 Schweizer Spitälern wurden die Top-35-Kliniken in Orthopädie, die Top-25-Kliniken in Rehabilitation und Kardiologie, die Top-20-Kliniken in Neurologie, Geburtshilfe und Psychiatrie, die Top 7 in Neurochirurgie sowie die Top 5 in Herzchirurgie ermittelt. Das Ranking basiert auf drei Datenquellen:

Erstens auf einer nationalen Online-Umfrage: Dazu hat Statista im Zeitraum von Juni bis August 2023 in Kooperation mit der «Handelszeitung» und der Westschweizer Wirtschaftspublikation «PME» medizinische Expertinnen und Experten eingeladen – es handelte sich dabei überwiegend um Ärztinnen und Ärzte sowie Klinikmanager und -managerinnen sowie medizinisches Personal in der Schweiz –, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Die Teilnehmenden wurden gebeten, Spitäler in ihrem primären Fachgebiet zu empfehlen. Zusätzlich konnten sie Spitäler in einem weiteren Fachgebiet, in welchem sie ebenfalls Fachwissen besitzen, positiv erwähnen.  

Zweitens basiert das Ranking auf medizinischen Kennzahlen: Mit dem Bundesamt für Gesundheit, dem Nationalen Verein für Qualitätsentwicklung (ANQ) in Spitälern und Kliniken wie auch der Initiative Qualitätsmedizin wurden drei öffentliche Quellen für die Analyse der medizinischen Kennzahlen genutzt. 

Drittens, die Patientenbewertungen: Für die Bewertung der Patientenzufriedenheit wurden Daten des ANQ für die Fachbereiche Akutsomatik, Rehabilitation und Psychiatrie ausgewertet. Dabei wurde das Scoring-Modell gegenüber dem Vorjahr leicht angepasst, indem in diesem Jahr ein besonderer Fokus auf die medizinischen Kennzahlen und die fachgebietsspezifischen Indikatoren gelegt wurde. Die Ergebnisse des Rankings 2024 lassen sich deshalb nicht eins zu eins mit denen vom vergangenen Jahr vergleichen. Trotzdem lasse sich ein «stabiles Ranking für alle Fachgebiete erkennen», sagt Judith Reincke-Schmidt von Statista. Die Übereinstimmung der alten und der neuen Listen betrage 88 Prozent bei der Rehabilitation, 74 Prozent bei der Orthopädie, 90 Prozent bei der Kardiologie und 75 Prozent bei der Psychiatrie.

Kliniken, welche sich auf mehr als ein medizinisches Fachgebiet spezialisiert haben, erhielten für jedes Fachgebiet eine spezifische Bewertung auf Grundlage der jeweiligen Empfehlungen, Patientenbewertungen und medizinischen Kennzahlen. Daher kann eine Klinik in mehr als einer Liste vertreten sein, wenn der Spital-Score ausreichend hoch ist. Die Hôpitaux Universitaires Genève (HUG) sind in sieben Listen vertreten (alle ausser Rehabilitation), das Inselspital und die Klinik Hirslanden schaffen es, sich in sechs Listen zu platzieren (alle ausser Rehabilitation und Psychiatrie).

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