Die Nachhaltigkeitsziele der Schweiz führen zu einer Disruption im Ökosystem Mobilität und Energie. Marktteilnehmende, unter anderem Händlerinnen und Händler von Treibstoffen, sind gefordert, Alternativen für den zunehmenden Rückgang fossiler Treibstoffe zu finden. Ein Schweizer Unternehmen im Energiesektor entscheidet sich, das aufstrebende Geschäftsfeld Wasserstoff zu evaluieren.
Nachhaltigkeit: Disruptor im Ökosystem
Das Zielbild des Bundes einer klimaneutralen Schweiz 2050 bedingt zahlreiche tiefgreifende Veränderungen – unter anderem für Unternehmen im Bereich Energie und Mobilität. Der Landverkehr soll 2050 mit wenigen Ausnahmen keine Treibhausgasemissionen mehr verursachen. Darüber hinaus hat die EU ein Produk tionsverbot für fossil betriebene Personenwagen ab 2035 beschlossen. Unternehmen, die aktuell mit fossilen Treibstoffen handeln beziehungsweise Tankstellennetzwerke betreiben, dürften mit einer unerbittlichen Realität konfrontiert werden: Ihr Markt wird verschwinden – mittel- oder langfristig.
Mehrwert schaffen – ökologisch, sozial und finanziell.
Die Unternehmensleitungen sind nun gefordert, in zwei Disziplinen zu agieren: Einerseits soll das bestehende Geschäft abgesichert werden. Anderseits gilt es, neue und zukunftsfähige Erfolgsmodelle aufzubauen. Diese Ausgangslage führte bei einem Schweizer Energiehändler zu folgenden Fragestellungen:
• Wie reagieren wir auf die tiefgreifenden Umwälzungen in der Branche?
• Wie attraktiv wäre der Aufbau eines neuen, nachhaltigen Geschäftsmodells rund um das Thema Wasserstoff?
• Wie könnte dieses neue, nachhaltige Geschäftsmodell aussehen?
• Wie wird das neue, nachhaltige Geschäftsmodell umgesetzt?
Diese Fragestellungen wurden durch Helbling in Zusammenarbeit mit dem Energiehändler mit einem Fokus auf Wasserstoffhandel und -produktion in einem strukturierten Vorgehen beantwortet. Nach einer internen Reflexion der Kompetenzen wurde eine umfassende Markt- und Kundenanalyse durchgeführt. Darauf basierend wurden diverse Varianten neuer Geschäftsmodelle rund um die Themen Wasserstoffhandel und -produktion ausgearbeitet, evaluiert und mit einer Umsetzungsplanung hinterlegt.
Zahlreiche Entwicklungen in verschiedenen Gebieten wirken begünstigend für den Einsatz von Wasserstoff im Bereich Mobilität, zum Beispiel die Förderung erneuerbarer Energien von Bund und Kantonen oder die Weiterentwicklung der Brennstoffzellenfahrzeuge durch die Produzenten.
Ein nachhaltiges Geschäftsmodell
Gespräche mit Kundinnen und Kunden des Energiehändlers wie beispielsweise mit Transporteuren und Verkehrsunternehmen zeigten auf, dass die Entwicklungen rund um das Thema Wasserstoff aufmerksam beobachtet werden. Der Umstieg eines grösseren Flottenanteils auf Wasserstoff wird mittelfristig als attraktive Option eingestuft. Aktuell sind mehrere Schlüsselbedingungen für einen Umstieg auf Brennstoffzellentrucks noch nicht erfüllt. Zum Beispiel wird der wirtschaftliche Vorteil der Gesamtkostenrechnung gegenüber Dieseltrucks erst mittelfristig erwartet und es fehlt aktuell eine flächendeckende Versorgung.
Basierend auf den positiven Erkenntnissen der Marktanalyse wurde einestrategische Roadmap zum Aufbau von Wasserstoffproduktionen und -tankstellen erarbeitet.
Anhand eines Standort-Mappings wurden die attraktivsten Setups identifiziert. Zentral für die Evaluation waren vor allem die optimalen Distanzen zu künftig attraktiven Kunden, Kundinnen, Stromlieferanten und Partnern unter Berücksich tigung von Zeit und Kosten.
Zur weiteren Ermittlung der «Bestvariante» wurden die verschiedenen Setups systematisch nach finanziellen und qualitativen Kriterien bewertet, zum Beispiel nach Skalierbarkeit, Risiken und Net Present Value.
Das weitere Vorgehen
Entlang dem erarbeiteten «Bebauungsplan» werden nun die notwendigen Schritte verfolgt, um ein marktgerechtes, flächendeckendes Tankstellennetz mit entsprechenden Produktionsmöglichkeiten mittelfristig aufzubauen.
Der Megatrend Nachhaltigkeit zwingt Unternehmen, die im Ökosystem Energie und Mobilität tätig sind, ihr Geschäftsmodell neu zu denken, und bietet dabei grosse Chancen, Mehrwert zu schaffen – ökologisch, sozial und finanziell.
Stefan Baldenweg, Mitglied der Geschäftsleitung; Michael Weber, Associate Director; Felizia Kind, Consultant, Helbling Business Advisors, Zürich.
Die Kernpunkte
Disruption im Ökosystem Mobilität und Energie Das Handelsgeschäft mit fossilen Treibstoffen wird mittelbis langfristig stark abnehmen.
Mut zum Wandel Für den Eintritt in das Geschäftsfeld «Wasserstoff» lohnt sich eine rasche Entscheidung – mit der frühzeitigen Besetzung attraktiver Marktregionen können Wettbewerbsvorteile geschaffen werden.
Gemeinsam zum Erfolg Die Disruption kann im neuen Ökosystem partnerschaftlich gemeistert werden – zu prüfen sind sektorenübergreifende Kollaborationen mit Kunden, Lieferanten und Konkurrenten.