Wir schaffen die Symbiose aus Personalisierung und Video», sagt Marco Demont, Mitgründer und Teilhaber von iRewind. Das Schweizer Softwareunternehmen wurde 2014 gegründet und wird heute neben Demont von Nico Decurtins, Andreas Herren und Salvador Garcia Zalduegui geleitet. Ihr Geschäftsmodell: iRewind fängt Live-Momente ein und kreiert aus ihnen innert Minuten hochwertige, teilbare Videos. Dadurch erhält ein Besucher, Gast oder Teilnehmer ein Video von «seinem Moment» – sei es von einem Musikanlass, einem Sport-Event oder einem Tag im Vergnügungspark. Das Video hilft dann wiederum Sponsoren, Veranstaltern, Tourismusregionen oder auch Parkbetreibern, ihre Angebote digital zu «aktivieren» und das persönliche Erlebnis zu «verlängern», wie Demont es nennt.
iRewind funktioniert per B2B-Lizenzmodell. Schon heute setzen zahlreiche internationale Brands und Events auf die Lösung von iRewind. Dank der neuartigen Videotechnologie generieren sie neue Leads, erhöhen die Performance auf ausgewählten Landing-Pages und Kunden beziehungsweise potenzielle Kunden können individuell angegangen und mit relevanten Angeboten angesprochen werden.
Ein anschauliches Beispiel für Letzteres bieten die Finisher-Clips eines Marathons. Tritt eine Sportmarke als Sponsor in diesem Video auf, kann sie dem Finisher gleich via Call-to-Action im Clip sein persönliches Produkt im Online-Shop anbieten – idealerweise noch abgestimmt auf die verfügbaren Metadaten wie Startnummer, Laufzeit und Name.
Demont: «Oftmals möchten unsere Kunden ihren Zielgruppen auch einfach ein digitales Souvenir eines Events mitgeben.» Betreiber von Vergnügungsparks wiederum entwickeln mit iRewind eigene Businessmodelle, indem sie beispielsweise das altbekannte Achterbahnfoto durch Videos ersetzen. Kurzum: iRewind ist vielfältig einsetzbar und für eine Vielzahl von Business Cases geeignet. Wie effektiv iRewind tatsächlich ist, hängt vom gesteckten Ziel ab. Bei digitalen Souvenirs von Markenaktivierungen auf Festivals etwa sei der massgebende KPI die Anzahl produzierter Videos. Je nach Dauer eines Events und der Art der Aktivierung können dies bis zu 500 personalisierte Videos pro Tag sein. Im Bereich Finisher-Videos, wo mehrere tausend Videos innert weniger Stunden produziert und bereitgestellt werden, drehen sich die Zielsetzungen zumeist um Views, View Time, Click-Throughs, Shares oder Öffnungsraten. Dies insbesondere dann, wenn die Videos auf der Website des Kunden ausgespielt werden.
In Zahlen bedeutet dies im Durchschnitt: 700 Prozent Steigerung der Verweildauer auf der Website, 62 Prozent des Traffics alleine durch das Finisher-Video-Angebot, Klicks von 75 Prozent der Clip-Empfänger auf weiteren Content auf der Landing-Page sowie eine Newsletter-Öffnungsrate von mehr als 95 Prozent – mit entsprechend direkter Verlinkung auf die Landing-Page des Sponsors, versteht sich.
Diese Zahlen zeigen das grosse Potenzial persönlicher Videos. Das Teilen via Instagram, Facebook und weitere Plattformen ist da noch nicht einmal mitgerechnet. iRewind bewegt sich in einer boomenden Schnittstelle zwischen Personalisierung und Video. «Da es aber neu im Markt ist, müssen die Kunden die Möglichkeiten erst kennenlernen.» Da sei Aufbauarbeit gefragt, so Demont, aber je mehr Kunden es einsetzen, desto bekannter werde es. Hier komme der Share-Effekt voll zum Tragen.
Während die Lizenzierung hoch skalierbar ist und dadurch das Produkt von den Kunden weltweit auch selbst eingesetzt werden kann, ist die Implementierung für iRewind klassisches Projektgeschäft. Dazu sind die Gründer emsig mit dem Aufbau eines Netzwerks beschäftigt. Auch wenn natürlich nur beschränkt skalierbar, halten sie so den direkten Draht zum Kunden, was ihnen wiederum Up-Selling ermöglicht.
Das Lausanner Startup iRewind wurde Anfang 2017 aus dem EPFL-Umfeld (École polytechnique fédérale de Lausanne) von Yoveo akquiriert. Mit Yoveo sind die iRewind-Gründer bereits seit vielen Jahren in der Videobranche tätig; in der Schweiz führend im Bereich der Zusammenführung von Videoproduktion und -technologie.
Doch weshalb dann ein neues Geschäft dazukaufen? «iRewind ist in einem Wachstumsmarkt positioniert und eröffnet uns auch neue geografische Märkte und Branchen», sagt Demont. Die bestehenden Yoveo-Aktionäre jedenfalls glaubten an das Businessmodell und an das zusätzliche Potenzial. iRewind wäre ohne die Investitionen in den Ausbau neuer Märkte und der Produkte bereits profitabel. Konkret stehen Projekte für grosse internationale Sportbrands und Spendeninstitutionen in der EU und in Grossbritannien kurz vor dem Rollout. «Und Märkte wie die USA und Asien haben wir noch gar nicht gross angerührt.»
Auf die Frage, was es brauche, um eine «digitale Idee» auf den Markt zu bringen, antwortet Demont: «Topleute, Geschwindigkeit, Durchhaltewillen, Kommerzialisierungspotenzial und Geld – und zwar alle zusammen.» Und ganz wichtig: viel, viel Glück. Habe man nur das eine oder das andere, funktioniere es nicht in der digitalen Welt. «Es gibt zu viel, es dreht schlicht zu schnell.»