Logistikketten sind die Lebensadern von Wirtschaft und Gesellschaft. Weltweite Lieferketten umspannen den gesamten Globus und bringen einen nicht zu verachtenden Kostenvorteil, wenn sie reibungslos funktionieren. Doch die Corona-Pandemie brachte eine Zäsur und rüttelte viele Führungskräfte wach. Disruptionen brachten die Belastbarkeit und die Effizienz der Lieferketten gehörig durcheinander.
Jede Lieferkette umfasst wichtige, aber oft isolierte Funktionen wie Absatz- und Produktionsplanung, Prognose und Bedarf, Bestandsplanung, Cloud-Konnektivität und solide Planung. Alle diese Funktionen standen praktisch gleichzeitig auf dem Prüfstand. Gefordert war nun ein proaktives, ganzheitliches Einbinden aller Beteiligten in die Lieferkette.
Ein Problem steht für viele Unternehmen im Vordergrund: Möglichst rasch die entstandenen Beschaffungslücken zu füllen. Und es gilt, die Beschaffungs- und Fertigungsstandorte zu diversifizieren. Im Zentrum steht dabei, für verschiedene Produkte neue Lieferanten ausserhalb Asiens zu suchen und wieder vermehrt Lieferanten in Europa zu finden.
Aber auch die Schaffung zusätzlicher und näherer Lager muss in Betracht gezogen werden. Corona zeigte mir aller Deutlichkeit die Notwendigkeit eines diversifizierten Beschaffungsansatzes. In den Vordergrund tritt auch das Multiple Sourcing, also die Berücksichtigung mehrerer Lieferanten anstelle eines einzelnen. Mit dem Aufbau von sogenannten Second Sources, also Zulieferern, die im Ernstfall nahtlos die Produktion und Lieferung benötigter Komponenten gewährleisten, können Lieferengpässe zum Teil kompensiert werden.
Ins Zentrum rückt die Planung verlässlicher Lieferketten, denn Prognosen werden angesichts der politischen Ereignisse immer schwieriger. Es gilt also mittels verschiedener Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI), maschinellen Lernens und des Internet of Things (IoT) verlässliche Supply-Chain-Planungsfunktionen zu etablieren. Die aktuellen Prozesse innerhalb der gesamten Supply-Chain müssen teilweise neu geordnet werden. Angefangen bei den Rohstoffproduzenten und -lieferanten bis hin zu den Verladern und Distributoren und schliesslich bis zum Kunden selbst. Verschiedene Lösungsansätze dazu werden am Logistik-Forum des Vereins Netzwerk Logistik (VNL) am 7. Juni in Luzern präsentiert. Alle diese Massnahmen mussten und müssen in Zeiten eines akuten Arbeits- und Fachkräftemangels realisiert werden. Ein schwieriges, aber nicht unmögliches Unterfangen.