Die Groupe Mutuel mit Sitz in Martigny VS bietet Versicherungen unter anderem in den Bereichen Gesundheit und Leben an. Sie gehört mit rund 1,3 Millionen Versicherten zu den grössten Firmen ihrer Art in der Schweiz. Das Unternehmen entstammt eigentlich einem gemeinnützigen Hilfsverein des Kantons Wallis, 1852 gegründet, und beschäftigt heute über 2200 Mitarbeitende. Gesundheit im Arbeitsalltag ist dem Unternehmen wichtig, und ihre Werte «hilfsbereit, aktiv und verantwortungsbewusst» sollen das ausdrücken und werden nicht nur gegenüber den Kundinnen und Kunden, sondern auch bei den Angestellten gelebt. Martin Romang ist Spezialist für Betriebliches Gesundheitsmanagement und fasst die Aufgabe so zusammen: «Damit die Firmenkultur auch für alle Mitarbeitenden richtig funktioniert, benötigt es für Arbeitsumgebung und Rahmenbedingungen die entsprechenden Massnahmen. Und das ist ein fest im Managementalltag integrierter, andauernder und systematischer Prozess. Dazu gehört selbstverständlich eine aktive und transparente Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden». Wie bei allen Arbeitgebern ist das primäre Ziel der Groupe Mutuel, dass ihre eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wohl fühlen, so dass der Versicherer auf dem kompetitiver werdenden Markt für Fachkräfte attraktiv bleibt. Und mit den gleichen Zielen berät die Groupe Mutuel auch ihre Firmenkunden, grosse KMU und kleine Familienbetriebe. Aus seiner Erfahrung weiss Romang, dass an sich die Grösse des Unternehmens irrelevant ist. «Für einen Kleinbetrieb kann es sogar einfacher sein, weil die Wege kürzer sind und das Zusammenarbeiten familiärer. Es bedingt aber immer eine natürliche Führungskompetenz, ein Interesse am Wohlbefinden der Menschen und die Erkenntnis, sich bei Bedarf weiterbilden zu müssen.»

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Es geht nicht primär um Geld

Wie können KMU also unterstützt werden, um Gesundheitsmanagement aufzubauen? Laut Martin Romang ist zuerst einmal wichtig zu verstehen, dass ein solcher Prozess weder grosse Konzepte noch kostenintensive Massnahmen benötigt. Aber es braucht richtig Zeit, um zu identifizieren, welche Erwartungen und Bedürfnisse alle Parteien haben. «Solche Austausche benötigen auch Offenheit und Transparenz, damit sich alle einbringen können, und zwar mit den ihnen relevanten Themen. Wenn also ein Bürostuhl nicht richtig passt, dann ist das aus Sicht des Arbeitnehmenden durchaus ein Problem, das zu lösen ist.» Zu solchen Themen liegen Hilfsmittel und Anleitungen vor, so liefert beispielsweise der Bund auf seiner Website Ekas-Box Tipps zu Büroplanung, Einrichtung und Ergonomie am Arbeitsplatz.

Vielen ist nicht bewusst, welch starken Einfluss eine schlechte Sitzhaltung hat.

Mensch nicht fürs Sitzen gemacht

Aber viele Büroangestellte sind sich nicht bewusst, wie sie sitzen und welchen Einfluss das auf ihre Gesundheit haben kann. Vergleichbare Schwierigkeiten gibt es auch beispielsweise für Fahrer oder für Handwerker. Deshalb muss der Austausch auf persönlicher Basis gesucht und «Gesundheit» gemeinsam thematisiert werden. Romang nimmt ein einfaches Beispiel: «Dauernde Nacken- und Schulterverspannungen bei einer Person, dessen Arbeitspult drei Zentimeter zu hoch eingestellt ist, sind kein Zufall. Denn diese drei Zentimeter können der Grund für gesundheitliche Probleme sein. Jeder Mitarbeitende soll deshalb, mit der Wissensvermittlung des Unternehmens, die Zusammenhänge selbst erkennen, eigene Bedürfnisse einbringen und soweit möglich sogar selbst Anpassungen vornehmen. Denn sonst passiert dies: eine Firma kauft für die Mitarbeitenden Stehpulte, diese werden jedoch nie oder selten genutzt, weil sie nicht dem spezifischen Bedürfnis der Angestellten entsprechen. Das ist ein Verschleiss von Ressourcen, demotivierend auch, und das Budget belastend.»

Homeoffice zum Guten?

Vor allem für Büroangestellte hat die Pandemie neue Normen gesetzt, die jetzt nicht einfach so wieder verschwinden. Einen Teil der Woche zu Hause arbeiten, bleibt für viele attraktiv. Das hat auch direkten Einfluss auf die Gesundheit: Weniger Arbeitsweg einerseits, meist ruhigerer Arbeitsplatz andererseits. Aber, die Gestaltung des hauseigenen Arbeitsplatzes hat auch seine Tücken. Zuerst beim vorhandenen technischen Material, schlechte Ton- und Bildqualität beispielweise können auf Dauer Ohren und Augen stärker belasten.

Der Teamgeist soll wieder aufleben

Dann auch bei der verfügbaren Arbeitsfläche, die mit beeinflusst, ob man ergometrisch «balanciert» arbeiten kann. Und dann fehlen vielen auch der persönliche Kontakt im Team, die Kaffeepausen beispielsweise. Und Abteilungsleiter bemängeln, dass sich der Teamgeist eigentlich ziemlich schnell zurückbildet. Alles sind Faktoren, welche die seelische Gesundheit direkt beeinflussen. Personalfachleute und Manager sollen das Thema Gesundheit also annehmen, thematisieren, bei Bedarf mit Ausbildung unterstützen und mit spezifischen und soweit möglich persönlichen Massnahmen begleiten.