Anfang des 18. Jahrhunderts ist Europa von Holz abhängig – es ist der wichtigste Werk-, Bau- und Brennstoff. Aber Europa geht verantwortungslos mit seinem Holzschatz um, verschwenderisch, kurzfrist-, nicht langfristorientiert. Es gibt warnende Stimmen. Eine sticht dabei besonders heraus. Die des sächsischen Oberberghauptmanns Hans Carl von Carlowitz. 1713 veröffentlicht er eine Schrift mit dem sperrigen Titel «Sylvicultura Oeconomica, oder Hausswirthliche Nachricht und Naturmässige Anweisung Zur Wilden Baum-Zucht».

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Ohne dass Carlowitz sich dessen bewusst ist, «erfindet» er damit den heutigen Nachhaltigkeitsbegriff. Mit Aussagen und Folgerungen wie jener, nicht mehr Holz zu konsumieren, «als der Waldraum zu zeugen und tragen vermag», oder dass der Mensch nicht «wider der Natur handeln», sondern «mit ihr agiren» solle, und dass man Verantwortung für die jetzige und die nachfolgenden Generationen («Posterität») tragen müsse.

Moderne Geschichte der Nachhaltigkeit

Heute haben wir die Herausforderung einer wachsenden Ressourcenknappheit erkannt. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu dieser Erkenntnis ist ein fünfzig Jahre alter Bericht. Es ist der vom 1968 -gegründeten (und seit 2008 in Winterthur ansässigen) Club of Rome in Auftrag gegebene, am MIT erstellte Bericht «The Limits to Growth». Er beschäftigte sich mit der Zukunft der Weltwirtschaft, genau genommen der Zukunft des Planeten. Diese Warnung aus der Schlussfolgerung des Berichts machte dies überdeutlich: «Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.»

Die Autoren

Christian Leitz, Leiter Corporate Responsibility und Konzernhistoriker, und Sabine Magri, COO Schweiz, beide UBS, Zürich.

Im Jahre 1862 hat Winterthur seit zwei Jahren einen Bahnhof, jetzt gründet es eine Bank, die Bank in Winterthur. 1912 fusioniert diese mit der Toggenburger Bank zur Schweizerischen Bankgesellschaft, 1998 vereinigt sie sich wiederum mit dem 1872 als Basler Bankverein gegründeten Schweizerischen Bankverein zur heutigen UBS. Bereits 1856 hatte Alfred Escher die Schweizerische Kreditgesellschaft, heute Credit Suisse, gegründet. Zusammen mit anderen Finanzinstituten ermöglichen diese die Industrialisierung der Schweiz, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des Landes. Maschinenbau, Chemie, Textilien, … – und die Eisenbahn als das allverbindende Element.

Heute – und die Reise nach morgen

Die Eisenbahn trägt auch zum rapiden Aufschwung der Kohle bei, als Treibstoff, als Energiequelle, als Brennstoff für die rapide wachsende Stahlproduktion. Das 19. Jahrhundert wird schliesslich zum Jahrhundert der Kohle, das 20. zum Jahrhundert des Öls und des Gases. Mit dem folgenden Ergebnis: Im schlechtesten Klima-Szenario des IPCC, des Intergovernmental Panel on Climate Change, könnte sich die Erde aufgrund des steigenden Ausstosses von Treibhausgasen bis zum Jahr 2120 um über 5 Grad Celsius erwärmen.

Deshalb die auch an COP 27 im November wieder deutlich betonte Dringlichkeit eines Übergangs zu einer kohlenstoffärmeren Welt – um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dies ist gewiss kein einfaches Ziel – besonders wenn man berücksichtigt, dass der weltweite Energieverbrauch heute noch zu über 80 Prozent aus fossilen Quellen erfolgt.

Um das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der erneuerbaren Energien zu machen, braucht es einen umfangreichen Mix an Ansätzen. Bei der Energieproduktion, bei der Mobilität, bei den Immobilien – die Herausforderungen sind fraglos gross. Bei den Immobilien der Schweiz fasste ein Artikel vor kurzem die wichtigsten Daten so zusammen: 45 Prozent des Energieendbedarfs entfallen auf Gebäude, 75 Prozent davon aufs Heizen – und gesamthaft bedeutet dies: Rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen des Landes! Letztes Jahr wurden 58 Prozent der Gebäude mit fossilen Brennstoffen beheizt. Gleichzeitig hat sich die Schweiz ein ambitiöses Ziel bei den Gebäuden gesetzt: 30 Prozent Reduktion des Energieverbrauchs bis 2030.

Immobilien sind daher ein wichtiger Schlüssel für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Das Potenzial der Emissionsminderung durch die Modernisierung bestehender Gebäude ist gross, besonders wenn man berücksichtigt, dass über 60 Prozent der Gebäude in der Schweiz vor 1980 gebaut wurden. Bei der Steigerung der Energieeffizienz eines Gebäudes gibt es viele Optionen, zum Beispiel über die Fenster, Wände und die energiehungrigen Heizsysteme. Wärmepumpen werden hier zu einer immer beliebteren Alternative. Bereits heute nutzen fast 20 Prozent der Schweizer Haushalte diese – Tendenz steigend. Ein Musterschüler ist hier übrigens Norwegen mit bereits 60 Prozent.

Verantwortung bei den Hypotheken

Die Klimastrategie von Unternehmen, die sich direkt oder indirekt mit Immobilien beschäftigen, muss sich also zentral mit diesen Themen befassen. Dies umfasst auch Banken, die den Bau oder die Renovierung von Immobilien finanzieren. Hier hat sich in wenigen Jahren enorm viel entwickelt. Es gibt Klimastrategien, die das Netto-null-Ziel bis 2050 reflektieren. Dazu gehört, die Emissionsintensität eines Kreditportfolios für kommerzielle und Wohnimmobilien zu reduzieren – und im Schweizer Markt die notwendigen Anpassungen über alle Kundensegmente hinweg zu unterstützen.

Die Finanzierungsmarkt-Transformation ist in vollem Gange. Neben Angebotsvielfalt und Konditionen verändern Nachhaltigkeitsaspekte insbesondere die Hypothekarberatung. Dafür setzen immer mehr Banken auf Partnerschaften, um ihre Kundschaft gezielt mit Expertinnen und Experten zu vernetzen. Damit tragen sie bei zu ökologischen Verbesserungen – ganz im Sinn der «Hausswirthlichen» Sicht des Hans Carl von Carlowitz.