Binnen neun Monaten eine globale Plattform realisieren zu können, mit der man in den nächsten Jahren sehr stark und schnell skalieren kann und dabei weiss, nicht der erste Markplatz auf der Welt zu sein – so fasst Max Müller, CEO und Mitgründer von DAIMANI (www.daimani.com), die Ansprüche zusammen, die man für den 2018 geplanten und realisierten Start der globalen VIP Ticket- und Hospitality-Plattform formulierte. Das Ziel: So viele Live-Event-Erlebnisse wie möglich weltweit und zum besten Preis auf einer Plattform anzubieten. Heute funktioniert DAIMANI bereits in sieben Sprachen, und das Zürcher Unternehmen mit dreissig Mitarbeitenden unterhält Büros in London, Paris, Hongkong, Hamburg und Mumbai. Das IT-Herz bildet eine Cloud-Lösung des ERP-Weltmarktführers SAP.

«Wir haben unserer Hausaufgaben gemacht und damals unterschiedliche Anbieter preislich und funktionell bis ins Detail miteinander verglichen», sagt Max Müller, wenn man ihn fragt, ob die Geschäfts-Software von SAP nicht relativ teuer und doch eher etwas für Konzerne sei. Er widerspricht: SAP sei «preislich im Mittelfeld gewesen, aber mit seinen recht neuen CX-Applikationen (Customer Experience) funktionell viel besser als der Wettbewerb». Damit spricht der DAIMANI-Chef ein SAP-CRM-Lösungspaket an, dass im Kontext von Commerce, Marketing, Vertrieb und Service eine einheitliche Sicht auf die Kunden und durchgängige Prozesse ermöglicht. So habe man schon 80 Prozent der benötigten Kernfunktionalitäten inklusive dem Payment abdecken können, die ein Markplatz benötigt, erklärt Müller.

Zudem habe man als junges Unternehmen so Zugang zu Technologien gehabt, die in der Vergangenheit nur grossen und sehr finanzstarken Unternehmen vorbehalten waren: «Die restlichen 20 Prozent mit sehr event- und reisebranchenspezifischen Funktionalitäten konnten problemlos in die Cloud-Lösungen integriert werden.»

Fragt man ihn, warum es mit S/4HANA aus der Cloud ausgerechnet die neuste Geschäfts-Software-Generation von SAP sein musste, zumal DAIMANI auf der «grünen Wiese» starten konnte, sagt Müller, kurzfristig gedacht, seien einschlägige Startup-Software-Lösungen oder eigener «Wegwerf-Code» sicher eine Option für manche. «Aber nicht für uns, wir wollten von Anfang an Qualität, Sicherheit und die neuesten Technologien». Man sei im Premium-Segment tätig, habe auf dem Marktplatz Events wie den Rugby World Cup 2023 Frankreich, Formel 1, Wimbledon, Royal Ascot, die grössten Arenen und Ligen. «Unsere Technologie muss einfach perfekt sein», unterstreicht er seine Ansprüche. Und man müsse eben schnell auf globaler Ebene skalieren können, da «wir zum Beispiel Ende letzten Jahres DAIMANI Indien gegründet haben», illustriert er die Herausforderungen.

Früh schon im Fahrwasser der SAPPHIRE NOW 2021

Interessant ist, dass Müller nicht nur mit diversen Klischees über die Software-Schmiede aus Walldorf aufräumt. Er gehört auch zu denjenigen, die verstanden haben, dass eine digitale Transformation bei den Business-Prozessen anzusetzen hat. Das war ein Punkt, den SAP-Vorstandssprecher Christian Klein an der diesjährigen Hausmesse SAPPHIRE NOW 2021 betonte. Nur weil inzwischen jede neue App oder die Verlagerung von Infrastrukturteilen in die Cloud so bezeichnet werde, verändere das noch keinen Geschäftsprozess, strich der SAP-Chef heraus. Sein Plädoyer adressierte vielmehr den Einstieg in die Welt des intelligenten Unternehmens, die nicht allein mit der neuen Geschäftssoftware-Generation S/4HANA zu haben sei, sondern die Cloud als zugrundeliegende Infrastruktur-Plattform dafür benötige.

Dass viele Unternehmen hier noch Nachholbedarf haben, will SAP mit dem Anfang Jahr vorgestellten Programm «RISE with SAP» ändern. Die Software-Schmiede habe für diesen «Aufstieg» gewissermassen ein Rundum-Sorglos-Paket geschnürt. Neuerdings gibts dafür sogenannte «Transformation Packages for Specific Industries». Das sind vorkonfigurierte Branchenpakete, die den Cloud-Start erleichtern sollen, und mit denen nun erst einmal der Handel, die Konsumgüter-, Automobilbranche, Versorgungswirtschaft sowie der Maschinen-, Geräte- und Komponentenbau adressiert werden. SAP kündigte an, dieses Business-Transformation-as-a-Service-Angebot zu erweitern.

Schon länger bekannt ist, dass es bei RISE with SAP nur einen einzigen Vertrag, einen Ansprechpartner für Service-Level-Agreement, Betrieb und Support gibt. Zentral ist zudem der Zugang zu einer Public-Cloud-Infrastruktur, bei der neben der hauseigenen SAP-Cloud auch die der Hyperscaler – Google Cloud Platform, Microsoft Azure und Amazon Web Services – zur Auswahl stehen. Das Programm umfasst S/4HANA, die Business Technology Platform, ein neu lanciertes Business-Netzwerk und den ebenfalls neuen Prozess-Werkzeugkasten Business Process Intelligence sowie Migrations-Tools und Schulungen.

Keine kleine Nummer bei der grossen SAP

Aufschlussreich ist, dass sich die Konzernspitze an der diesjährigen SAPPHIRE NOW offensichtlich nicht mit Marketingfloskeln begnügte. DAIMANI-Chef Müller jedenfalls sieht sein Unternehmen bei der SAP Business Technologie Plattform (BTP) gut aufgehoben. Über diese Cloud-Lösung könne man via Schnittstellen (API) mit einem sehr heterogenen Ökosystem von Events, Stadien, Ticket-Plattformen und bald auch Airlines und Hotels direkt Daten austauschen: «Uns war immer klar, in unserer Branche müssen und wollen wir uns an die Datenstrukturen und verwendeten Protokolle unserer Event-Partner anpassen – schnell und flexibel.»

Zudem hätten weder er noch das Team bis dato den Eindruck gehabt, nur eine kleine Nummer bei dem Riesenkonzern zu sein. «Wir haben unsere direkten Ansprechpartner, bei den Implementierungen haben wir die Software-Entwickler und -Ingenieure persönlich getroffen, und der Support werde je nach Eskalationsstufe gemäss den vertraglich vereinbarten Zeiten» abgewickelt, erklärt Müller. Dabei müsse man wissen, dass DAIMANI im Premiumbereich für Live-Events tätig sei, schneller Support also «ein wichtiges Element in unserem Business ist, insbesondere da die Events meist abends und am Wochenende stattfinden».

Gehostet habe man die Cloud-Lösungen via SAP in Europa in Frankfurt und Amsterdam, und für die Customer Data Cloud werden noch Datencenter in China, Russland, Australien und Amerika für sie von SAP bereitgestellt, führt der DAIMANI-CEO aus. Interessant auch, dass Müller keinen Zusammenhang zwischen dem Geschäftsmodell und der Entscheidung für eine On-Cloud- oder On- Premise-Lösung sieht. Er kenne mehrere Unternehmen, die ein hoch individuelles und spezielles Geschäftsmodell haben und ebenfalls in der Cloud sind. Cloud bedeute ja nicht «von der Stange» und nur Standard, betont er: «Cloud-Systeme und individuelles Development funktionieren.»

«Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht»

Selbst bei den Risiken, die mit der Cloud-Nutzung einhergehen, demonstriert Müller Gelassenheit. «Da wir SAP-Cloud-Lösungen aufgebaut haben, übernimmt das SAP komplett für uns und führt auch regelmässig sicherheitsrelevante Massnahmen und Test durch.» Alle Attacken seit dem Go-Live seien von SAP erfolgreich abgewehrt worden und «niemanden ist es bisher gelungen, in die Systeme einzudringen oder die Webseiten so anzugreifen, dass wir offline gehen mussten». Dabei unterstreicht er, dass «Datensicherheit und Datenschutz von der ersten Minute bei DAIMANI oberste Priorität» gehabt habe. Dies sei auch einer der Gründe des Entscheids für SAP gewesen. Auch er wisse natürlich, dass niemand 100-prozentige Sicherheit bieten könne. «Wir haben jedoch technologisch die allerbesten Vorkehrungen getroffen und arbeiten ebenfalls kontinuierlich auf der Mitarbeiterseite» daran. Denn es sei ja bekannt, dass die meisten Hacks immer noch das Resultat von «Social Engineering» sind, und der Mensch die Schwachstelle sei, die von Kriminellen ausgenutzt werde, um in das System zu gelangen, so Müller.

Nachholbedarf ist gross

Das Fazit von Müller: «Wir haben die richtige Entscheidung getroffen, sofort und komplett in die Cloud zu gehen, und es gibt keine Gründe dafür, diese Entscheidung zu revidierenDAIMANI gehört jedoch mit seinem Cloud-Bekenntnis derzeit noch zu den Vorreitern im SAP-Kosmos. Denn erst kürzlich hat die Interessensgemeinschaft SAP Schweiz (IG SAP Schweiz) bei der Befragung der ihr angeschlossenen Anwenderunternehmen festgestellt, dass sowohl «RISE with SAP» als auch die damit verfolgte SAP-Cloud-Only-Strategie noch Überzeugungsarbeit brauche, um bei den Kundinnen und Kunden anzukommen. 

Zwar gab die Mehrheit (71 Prozent) an, mit dem SAP-Einsatz rundum zufrieden zu sein. Doch nutzen 87 Prozent der Befragten mit R/3 beziehungsweise ECC 6.0 ältere ERP-Versionen der Walldorfer Software-Schmiede. Auf S/4Hana-Systeme setzen erst 13 Prozent der Befragten, gerade einmal 6,5 Prozent mehr als vor zwei Jahren, wie die IG herausgefunden hat. Wobei in der SAP-Cloud erst 3 Prozent ihre SAP-Systeme betreiben, 39 Prozent dafür das eigene Rechenzentrum nutzen und 58 Prozent dasjenige eines Hosting-Partners.

Die SAPPHIRE NOW Keynote von Michael Locher-Tjoa, Managing Director SAP Schweiz, im Gespräch mit DAIMANI CEO Max Müller, finden Sie hier
Unter www.sapphirenow.com finden Sie zudem weitere spannende Inhalte.